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Rennvorschau Budapest: Goldene Chance, Silber zu schlagen?
Mercedes scheint allen einen Schritt voraus, doch sorgt die Hitze in der Puszta für ein Ferrari-Wunder? - Red Bull und McLaren hoffen den "Mickey-Mouse-Kurs"
(Motorsport-Total.com) - Nach der Pause ist vor der Pause: Die wegen des Ausfalls des Deutschland-Grand-Prix' extralange Formel-1-Auszeit endet am kommenden Wochenende, wenn der zehnte Saisonlauf in Ungarn steigt. Auf dem Hungaroring vor den Toren Budapests verabschiedet sich die Königsklasse in vierwöchige Sommerferien. Für Teams und Fahrer bedeutet der Trip in die Puszta die letzte Chance, vor der den großen Updates zur zweiten Saisonhälfte und der heißen Phase im Cockpitpoker eine Duftmarke zu setzen.
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Lewis Hamilton auf WM-Kurs: Ist der Brite der Konkurrenz wieder überlegen? Zoom Download
Um einen neuen Job müssen sich Lewis Hamilton und Nico Rosberg keine Gedanken machen. Die Mercedes-Stars sind mit Verträgen für 2016 ausgestattet und können sich voll auf den teaminternen Zweikampf um den WM-Titel konzentrieren. Der Brite scheint nach dem Heimsieg in Silverstone der Mann der Stunde zu sein, hat 194 Zähler auf dem Konto und führt das WM-Tableau mit 17 Punkten Vorsprung auf den Rivalen und Freund an. Doch Rosberg (177) stellte schon in Spielberg unter Beweis, dass er jederzeit in der Lage ist, den Spieß umzudrehen.
Budapest war für Hamilton in der Vergangenheit jedoch ein gutes Pflaster. Er siegte an der Donau bereits viermal, darunter ein Erfolg in seiner Debütsaison 2007. Rosberg hingegen schaffte es noch nie auf das Podium. Um seine Bilanz zu verbessern, sollte sich der Wiesbadener auf altbekannte Qualifyingstärken besinnen, schließlich ist das Zeittraining in Ungarn das zweitwichtigste im Formel-1-Jahr. Der oft als "Mickey-Mouse-Kurs" bezeichnete Parcours ist extrem eng und bietet kaum Überholmöglichkeiten.
Pole-Position könnte in Budapest die halbe Miete sein
Nur in Monaco zählt der Startplatz mehr. DRS ist auf dem 4,381 Kilometer langen Hungaroring maximal bedingt wirksam, weil es an langen Geraden mangelt und die zahlreichen mittelschnellen Kurven das Heranfahren an Konkurrenten erschweren. Das hat auch zur Folge, dass der Strategie eine wichtige Rolle zukommt. Wer bei Mercedes zu Rennbeginn die Nase vorne hat, darf sie nach dem geltenden Teamkodex intern bestimmen und hält damit alle Trümpfe für den Grand-Prix-Sieg in der Hand.
Dass die Silberpfeile nicht den Ton angeben, scheint nach den Eindrücken der vergangenen Rennen äußerst unwahrscheinlich. Gestrauchelt ist der Platzhirsch nur dann, wenn ihm selbst Patzer unterliefen, zum Beispiel beim Start in Silverstone oder den Fahrfehlern im Spielberg-Qualifying. Doch sogar diese Fehltritte ließen sich mühelos kompensieren. Probleme mit dem Reifenverschleiß wie in Malaysia sind offenbar ausgeräumt, die Bremsen waren nach den Schwierigkeiten in Bahrain stets unauffällig. Hinzu kommt, dass der Hungaroring beide Komponenten stark, aber nicht extrem strapaziert.
Hitze in der Puszta: Sebastian Vettels große Chance?
Dennoch könnte die erwartete Hitze in Ungarn Mercedes zu schaffen machen: Erste Prognosen für das Wochenende sehen zwar Regen in den Freien Trainings am Freitag vor, jedoch Sonnenschein sowie bis zu 35 Grad Celsius am Samstag und Sonntag. Die Chance für Sebastian Vettel (135 Punkte), doch noch in das Titelrennen einzugreifen? Sein Ferrari SF15-T entpuppte sich bei hohen Temperaturen als schnell und ausdauernd, jedoch scheint die Lücke zum Konkurrenten aus Stuttgart in den vergangenen Wochen größer geworden zu sein als zu Saisonbeginn.
Teamkollege Kimi Räikkönen steht unter besonderem Druck: Um seine Zukunft ranken sich viele Gerüchte, allen voran ein Wechsel des aufstrebenden Landsmannes Valtteri Bottas nach Maranello ist ein heißes Thema im Paddock und könnte in der Sommerpause Formen annehmen. In den italienischen Medien wird der Ton gegenüber dem finnischen Ex-Champion rauer: Die Gazetten wollen erkannt haben, dass Räikkönen weder mit dem Auto, mit der Teamführung, noch mit sich selbst klarkommt.
Fotostrecke: Triumphe & Tragödien in Ungarn
Erstmals wird ein Grand Prix von Ungarn bereits 1936 ausgetragen. Am 21. Juni verfolgen rund 100.000 Zuschauer das Rennen auf einer engen, verwinkelten Strecke im Nepliget-Park in Budapest. Alle Mercedes-Fahrzeuge fallen aus und Alfa-Romeo-Pilot Nuvolari gewinnt souverän vor den Fahrern der Auto Union. Der Lauf zählte damals allerdings noch nicht zur ausgetragenen Europameisterschaft. Erst 50 Jahre später wurde es ein offizieller Lauf der Formel-1-Weltmeisterschaft. Fotostrecke
Die perfekte Bühne für Bottas, um sich in Szene zu setzen? Der Williams-Shootingstar und sein Teamkollege Felipe Massa beeindruckten in Silverstone, als sie nach perfektem Start in der Lage waren, Mercedes zumindest in einer Rennhälfte Paroli zu bieten. Es zeigte sich jedoch, dass das Team noch nicht über das taktische Kalkül an der Boxenmauer verfügt, das es zu seinen Hochzeiten zu Beginn und Mitte der Neunzigerjahre auszeichnete. Letztlich hatte doch wieder Ferrari die Nase vorne.
Findet Red Bull zurück zu alter Stärke?
Für die Scuderia spricht in Ungarn, dass die Vorteile der Mercedes-Power auf der kurzen Strecke weniger stark zum Tragen kommen werden als in den Highspeed-Passagen in Großbritannien. Gut möglich also, dass Vettel und Räikkönen im Kampf um Platz zwei in der Konstrukteurs-WM für Punkte sorgen und den derzeitigen Vorsprung Ferraris (211 Punkte) auf Williams (151) ausbauen. Jedoch könnten die beiden Mercedes-Verfolger einen alten Bekannten fürchten müssen: Die Rede ist von Red Bull.
Die Monaco-Leistung der Österreicher hat gezeigt, dass das Chassis des RB11 konkurrenzfähig ist und dann, wenn die Nachteile durch den schwachen Renault-Antriebs nicht so stark ins Gewicht fallen, durchaus gut für eine Topplatzierung. In der Vergangenheit war die Bahn stets eine, die den Adrian-Newey-Autos charakteristisch entgegenkam. Hinzu kommt, dass Daniel Ricciardo sich auf dem Hungaroring offenbar pudelwohl fühlt, schließlich landete er einen seiner drei Saisonsiege 2014 an Ort und Stelle.
Erhält McLaren eine Wiedergutmachung der FIA?
Was gut für Red Bull ist, scheint nachteilig für Force India und Nico Hülkenberg. Mit der B-Version des VJM08 hat die Vijay-Mallya-Truppe zwar einen gewaltigen Schritt nach vorne gemacht, wird ohne das Ausnutzen der Mercedes-Power jedoch vor eine knifflige Aufgabe gestellt, wenn es um den Kampf um WM-Punkte geht. Das Gleiche gilt für Lotus. Trumpf der beiden Privatteams ist jedoch die Zuverlässigkeit und die Tatsache, dass kaum Antriebsstrafen drohen. Ganz anders bei Red Bull und Toro Rosso.
Fraglich ist, inwiefern die FIA McLaren einen zusätzlichen Vorteil einräumt. Honda hatte als Antriebs-Neueinsteiger einen "Joker" bei den Komponenten erhalten, sowohl Jenson Button als auch Fernando Alonso sind jedoch bereits für die Nutzung eines fünften Bauteils bestraft worden. Offenbar prüft der Automobil-Weltverband die Möglichkeit einer Kompensation. Ein Bonus käme für die Traditionsmannschaft gerade zur rechten Zeit, schließlich könnte sie wie Red Bull von der Streckencharakteristik mit solidem Chassis profitieren.
Ein besonders schwieriges Rennen erwartet die Manor-Marussia-Mannschaft. Nicht nur, dass der Hinterbänkler einmal mehr chancenlos hinterherfahren wird, es ist der erste Grand Prix nach dem Tode Jules Bianchis.