McLaren-Honda: Defektserie hält in Österreich an
Die "Testfahrt" in Österreich dauert nicht lange: Jenson Button stellt seinen McLaren-Honda schon nach wenigen Runden mit Defekt ab
(Motorsport-Total.com) - Für McLaren-Honda stand schon im Vorfeld fest, dass die Woche in Österreich ein reiner Test werden würde, denn in der Woche nach dem Grand Prix findet ein Test in Spielberg statt. McLaren hatte die neue, kürzere Nase als optischen Fortschritt im Gepäck. Aufgrund der Antriebswechsel erhielten Fernando Alonso und Jenson Button Strafen von je 25 Startplätzen. Diese insgesamt 50 Positionen rückten die öffentliche Diskussion über das komplizierte Reglement wieder in den Fokus. McLaren sah den Grand Prix aufgrund der aussichtslosen Ausgangslage als Testfahrt an, doch daraus wurde nichts.
Fernando Alonso schied durch den Unfall mit dem Ferrari von Kimi Räikkönen schon in der ersten Runde aus. Glücklicherweise blieben beide unverletzt. Teamkollege Button musste in den ersten drei Runden eine Durchfahrtsstrafe antreten, McLaren stellte in der Safety-Car-Phase aber die Strategie um. Button wechselte auf die Prime-Reifen und absolvierte nach der Safety-Car-Phase seine Stop-and-Go-Strafe von zehn Sekunden. Es war die Konsequenz aus der Gridstrafe.
Als Button sein Rennen endlich aufnehmen konnte, war auch schon wieder Feierabend. Einmal mehr bekam er per Funk die Ansage, dass er den MP4-30 an der Box abstellen soll. Der Weltmeister von 2009 konnte nur acht Rennrunden absolvieren - für eine "Testfahrt" mehr als kurz. "Es war am Auto nichts gebrochen, aber etwas funktionierte nicht richtig", muss Button einen weiteren technischen Ausfall erklären. "Sie haben mir gesagt, dass ich alle möglichen Schalter betätigen soll und haben mich dann reingerufen."
McLaren gibt als Ausfallgrund einen defekten Sensor im Ansaugtrakt an. "Wir haben an diesem Wochenende einen neuen Motor eingebaut und wollten keine weiteren Schäden riskieren. Deshalb haben wir uns zur Aufgabe entschlossen", gibt Button Auskunft. Teamchef Eric Boullier sieht die Situation philosophisch: "Alles, das schiefgehen kann, ging auch schief. Für McLaren-Honda entspricht dieser Satz zu 100 Prozent."
Button und Alonso versuchen Team zu motivieren
McLaren-Honda hat die Zuverlässigkeitsprobleme auch nach acht Rennen nicht im Griff. Im Qualifying zeigt das Auto Potenzial für das Mittelfeld auf, doch Defekte werfen das Projekt immer weiter zurück. Langsam kommen Fragen auf, ob die Beteiligten Licht am Ende des Tunnels sehen und die Neuauflage der erfolgreichen Partnerschaft eines Tages fruchtbar sein wird. Nur auf dem Straßenkurs in Monaco konnten vier WM-Punkte erobert werden.
"Es sind schwierige Tage für alle bei McLaren-Honda, sowohl in Woking als auch in Sakura", nimmt sich Boullier kein Blatt vor den Mund. "Wir lassen unsere Köpfe aber nicht hängen. Okay ich gebe zu, dass es momentan schwierig ist, aber wir werden es schaffen." Mit Alonso und Button hat McLaren zwei Ex-Weltmeister unter Vertrag, die Siege und Podestplätze gewöhnt sind. Noch nie in seiner gesamten bisherigen Karriere schied Alonso bei vier Rennen in Folge aus.
Wie können sich die Fahrer motivieren? "In Zeiten wie diesen muss man positiv bleiben", lächelt Gentleman Button. "Jeder in der Fabrik hört unsere Interviews nach den Rennen. Fernando und ich wollen erreichen, dass alle motiviert sind. Wir wissen, was dieses Paket erreichen kann. Hoffentlich bleiben alle stark."
Alonso und Vandoorne beim Test im Einsatz
Und auch Alonso hält sich mit harten Worten zurück. In der kommenden Woche wird der Spanier beim offiziellen Test in Spielberg am Dienstag im Einsatz sein. Am Mittwoch übernimmt GP2-Titelfavorit Stoffel Vandoorne. "Wir müssen weiter als Team arbeiten. Unsere Erwartungen sind höher als unsere derzeitigen Resultate", sagt Alonso. "Es geht aber in die richtige Richtung. Ich bin optimistisch, weil sich unser Glück bald ändern wird."
McLaren stellte in Österreich eine kürzere Nase samt einem neuen Aeropaket vor. Honda arbeitet weiter mit Hochdruck am Antrieb: "Wir wissen, dass die Zuverlässigkeit immer noch ein Problem ist", nimmt sich Honda-Projektleiter Yasuhisa Arai kein Blatt vor den Mund. "Es ist unsere Priorität, die Zuverlässigkeit mit jedem Rennen zu verbessern. Wir müssen für Silverstone weiterarbeiten und auch neue Upgrades mitbringen."
Der nächste Grand Prix in zwei Wochen in Silverstone ist das prestigeträchtige Heimrennen von McLaren. Auf dem britischen Traditionskurs feierte der Rennstall schon zwölf Siege. Button will die Hoffnung auf den Durchbruch über Nacht nicht aufgeben: "Silverstone wird ein weiterer Fortschritt. Hoffentlich können wir einige Probleme beseitigen, damit ich für meine Fans ein besseres Rennen zeigen kann. Anschließen sollte uns der Hungaroring liegen. Dort könnte ein gutes Resultat möglich sein."