Mercedes rätselt: Warum war Ferrari so langsam?
Zwar startet Sebastian Vettel von Rang drei, doch Mercedes hätte mit mehr Gegenwehr gerechnet - Morgen werde aber keine Spazierfahrt, glaubt Toto Wolff
(Motorsport-Total.com) - Sebastian Vettel holte sich im Training von Spielberg gleich mehrfach die Bestzeit, sodass man eigentlich davon ausgehen konnte, dass der Ferrari-Pilot den Silberpfeilen gefährlich werden konnte, doch am Ende konnte es sich Mercedes sogar leisten, mit beiden Autos von der Strecke zu fliegen, ohne in Gefahr zu geraten: Sebastian Vettel war 0,355 Sekunden entfernt, Kimi Räikkönen schon in Q1 raus.
"Die Lücke war größer als erwartet", muss Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff zugeben, was auch der Aufsichtsratsvorsitzende des Teams, Niki Lauda, bei 'RTL' so sieht: "Ich bin auch überrascht über den Abstand. Eigentlich betrug der Unterschied immer ein, zwei Zehntel, aber plötzlich war es fast eine halbe Sekunde." Schon nach dem ersten Sektor Sebastian Vettels im Schlussspurt war klar, dass die Roten trotz der Mercedes-Panne nicht mehr gefährlich werden können: "Das hat uns in der Box beruhigt", so Lauda.
Dabei war man sich im Lager der Silbernen eigentlich sicher, dass Ferrari in die Pole-Suppe spucken könnte, schließlich war es auch der Red-Bull-Ring, auf dem Mercedes im Vorjahr zum einzigen Mal keine Bestzeit in der Qualifikation fahren konnte - sondern Felipe Massa. Das liegt laut Toto Wolff auch an der Charakteristik der Strecke: "Der Kurs ist besonders, die Geraden sind nicht so lang. Trotzdem ist es auch kein Stop-and-Go-Kurs, es gibt auch kaum schnelle Schikanen. Alles, was gut für unser Auto ist, ist nicht da."
Warum die Konkurrenz davon allerdings am heutigen Tag nicht profitieren konnte, ist auch für Mercedes ein Rätsel. Vielleicht hängt es mit der Qualifying-Taktik der Scuderia zusammen, die Wolff für reichlich seltsam hält: "Wir haben immer zwei Runden gebraucht, um den Reifen auf Temperatur zu bringen, und das waren auch die schnellen Runden, die Ferrari heute früh gezeigt hat. Das war immer die zweite oder dritte Runde, und im Qualifying sind sie plötzlich davon abgewichen."
"Ich weiß aber nicht, ob das der Grund ist, warum die Lücke größer als erwartet ist", legt er nach. Trotz allem will der Österreicher für das morgige Rennen noch nicht von einem sicheren Sieg sprechen: "Ja, wir stehen vorne, aber wenn man sich die Abstände anschaut, dann fühlen wir uns vor morgen nicht so sicher wie in den vergangenen Rennen", so Wolff. Das liegt vor allem daran, dass Ferrari am Sonntag seine Stärken hat und starke Longruns gezeigt hat.
"Sie sahen schneller aus als wir. Es wird ein harter Kampf", sagt Wolff, und auch Lauda rechnet mit einem schwierigen Grand Prix: "Gestern war Ferrari in den Longruns fast zwei Zehntel schneller als Mercedes. Das muss man für das Rennen bedenken." Lewis Hamilton weiß, dass er morgen von der Spitze aus perfekte Stints brauchen wird, um den Sieg davonzutragen. Bei Mercedes rechnet keiner mit einem leichten Sieg. Wolff: "Weil die Abstände hier so knapp sind, wird das morgen sicher keine Spazierfahrt."