Fahrer auf Abwegen: Der Red-Bull-Ring und seine Tücken
Trotz des einfachen Layouts zählt der Red-Bull-Ring zu den anspruchsvollsten Formel-1-Strecken: Vor allem Kurve 8 wirft die Fahrer aus der Bahn
(Motorsport-Total.com) - Nur neun Kurven und eine recht breite und ebene Fahrbahn: Auf den ersten Blick sieht der Red-Bull-Ring in Spielberg nach einer recht einfachen Fromel-1-Rennstrecke aus. Doch der Verlauf der beiden Trainingstage widerspricht diesem Eindruck deutlich, denn reihenweise kamen die Fahrer von der Fahrbahn ab. Höhepunkt war in dieser Beziehung der dritte Abschnitt des Qualifyings, wo die Mercedes-Piloten Lewis Hamilton und Nico Rosbergs ihre Autos im Kampf um die Pole-Position ins Abseits beförderten.
"Die Strecke ist generell ziemlich herausfordernd. Ich denke, wir haben noch nie so viele Fehler gesehen, wie an diesem Wochenende", meint Rosberg. Woran das liegt, weiß der Silberpfeil-Pilot genau. "Erstens ist das Bremsen hier sehr wichtig für eine schnelle Runde, aber es ist sehr schwierig. Man muss attackieren, um schnell zu sein. Daher sehen wir wohl so viele Fehler."
"Gleichzeitig ist das Heck in den letzten beiden Kurven ziemlich nervös und bricht gerne aus, hinzu kommt, dass die Strecke in diesem Bereich etwas abfällt", so Rosberg weiter. Genau dieser Bereich mit den Kurven 8 und 9 wurde Rosberg im Qualifying zum Verhängnis. Nachdem er in Kurve 8 auf den noch feuchten Kunstrasen hinausgetragen wurde, rutschte er in Kurve 9 geradeaus und kam erst kurz vor den Reifenstapeln zum Stillstand.
"Auf dem Papier wirkt es nicht wie eine schwierige Kurve", sagt Romain Grosjean über die ominöse Kurve 8. "Eine Rechtskurve, 200 km/h... aber, ich weiß nicht warum, aber das Auto ist stabil und dann kommt auf die Randsteine und plötzlich bricht das Heck aus. Das war im vergangenen Jahr auch schon so. Es ist scher vorauszusehen, ob oder wie sehr es ausbricht", wundert sich der Lotus-Pilot.
Diese Erfahrung machte auch Hamilton, der im Laufe der Trainingstage wohl ein dutzend Mal neben der Strecke war. "Die Strecke ist einfach schwierig, weil das Gripniveau nicht gut ist", macht der Weltmeister den Asphalt des Red-Bull-Rings dafür verantwortlich. "Ich weiß nicht, ob sie das mit Absicht machen, durch Asphalt mit wenig Grip beispielsweise, aber die Reifen bieten wenig Haftung."
Ein Grund für die Vielzahl der Ausrutscher liegt sicherlich auch in der Gestaltung der Auslaufzonen. Denn die sind auch in Spielberg in der Mehrzahl asphaltiert, sodass Fahrfehler trotz des in diesem Jahr verlegten Kunstrasens hinter den Randsteinen kaum bestraft werden. Das gefällt nicht allen. "Ich präferiere Kies oder Gras, aber es ist eine Balance mit der Sicherheit", sagt Hamilton. "Ich mag, dass es hier in einigen Bereichen noch Kies gibt, aber in den wichtigsten Bereichen gibt es keinen, weil das die Autos nicht wirklich aufhält."
Dem widerspricht Williams-Pilot Valtteri Bottas. "Kiesbetten bremsen Auto auch gut ab, und Fehler werden härter bestraft", outet sich der Finne als Fan von Kiesbetten. Würde es mit mehr Kies neben der Strecke also weniger Ausrutscher geben, weil die Fahrer vorsichtiger fahren würden? "Ich denke nicht", sagt Hamilton. "Wir würden sicher immer noch auf die gleiche Weise attackieren, allerdings wäre ich dann nach meinem Dreher nicht zurückgekommen."