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Erstmals 2015 kein Podium: Ferrari-Pace in Kanada verzerrt?
Ferrari wurde in Kanada von zahlreichen Problemen eingebremst, die echte Pace zeigte sich im Rennen daher nie - Werden die Fortschritte erst in Österreich sichtbar?
(Motorsport-Total.com) - Die Hoffnungen waren groß: Ferrari brachte ein Motoren-Upgrade mit nach Kanada, wollte die Lücke zu Mercedes damit weiter schließen. Doch das Wochenende auf der Ile Notre-Dame verlief für Sebastian Vettel und Co. überhaupt nicht nach Plan. Bereits im Qualifying sorgte ein Problem mit dem Antrieb dafür, dass für den Deutschen bereits in Q1 Schluss war. Teamkollege Kimi Räikkönen startete zwar von Rang drei, drehte sich allerdings im Rennen am Sonntag. Die Plätze vier und fünf für das Ferrari-Duo sind daher in die Kategorie Schadensbegrenzung einzuordnen.
© xpbimages.com
Sebastian Vettel kämpfte sich von Startplatz 18 noch bis auf Rang fünf nach vorne Zoom Download
Offen bleibt dadurch allerdings die Frage, ob Ferrari Mercedes ohne die Probleme hätte herausfordern können. Denn die wahre Pace des SF15-T zeigte sich an diesem Wochenende nicht. Für Niki Lauda steht trotzdem fest: "Ferrari war dabei. Man hat ja gesehen, von wo Sebastian gekommen ist. Ich kann nur sagen, Gott sei Dank ist er von da hinten gestartet und nicht als Dritter. Von Mercedes-Seite gab es aber keine Fehler. Es war ein perfektes Rennen."
"Wir haben es ja schon vorher gesagt. Es war klar, dass der Ferrari ein wirklich schnelles Auto geworden ist, besonders mit dem Upgrade am Motor. 13 PS mehr - das kann man natürlich beim Überholen gut ausnutzen. Die Fahrt von Sebastian war wirklich optimal", erklärt der 'RTL'-Experte und Aufsichtsratsvorsitzende des Mercedes-Teams, nachdem Vettel von Startplatz 18 noch bis auf Rang fünf nach vorne raste.
Was wäre, wenn...?
Wäre Vettel für Mercedes also eine echte Gefahr gewesen, wenn er von Räikkönens Position gestartet wäre? "Eine größere Gefahr, ja. Ich glaube aber trotzdem, dass Mercedes hier auch dem Duo Vettel/Ferrari überlegen gewesen wäre", vermutet Lauda. "Wenn man sich den Rennverlauf anschaut, stellt man fest, dass uns der Vettel trotzdem nicht gepackt hätte. Er und das Ferrari-Team kommen aber immer besser in Fahrt."
Dabei lässt das Kanada-Ergebnis eher das Gegenteil vermuten: Erstmals 2015 muss die Scuderia die Heimreise nach einem Rennen ohne einen Platz auf dem Podium antreten. Nach Räikkönens Dreher schnappte sich Valtteri Bottas im Williams den dritten Rang. "Vettel wäre auf jeden Fall in die Lücke gefahren, die zwischen Bottas und den Mercedes war, denn 40 Sekunden Rückstand hätte er nie gehabt", ist sich 'Sky'-Experte Marc Surer sicher.
Hamilton rechnet mit Ferrari
Dafür können sich die Italiener zwar nichts kaufen, doch es macht Mut, dass das Kanada-Ergebnis keinesfalls repräsentativ ist. "Kimi hat sich gedreht, also haben wir nicht seine wahre Pace im Rennen gesehen", weiß auch WM-Leader Hamilton. "Außerdem war Sebastian nicht da und offensichtlich war er in dieser Saison bisher insgesamt der Schneller der beiden. Also haben wir Ferraris echte Pace an diesem Wochenende nicht gesehen. Ich denke, dass wir sie im nächsten Rennen sehen werden."
Die Konkurrenz hat Ferrari also auf jeden Fall auf der Rechnung. Und wie sieht man es bei der Scuderia selbst? "Im Hinblick auf die Zeiten waren wir dran", erklärt Teamchef Maurizio Arrivabene und ergänzt: "Ohne dieses Problem (im Qualifying; Anm. d. Red.) wäre Seb da gewesen. In Sachen Performance ist es in Ordnung." Das Motoren-Upgrade habe "die positive Antwort gegeben, auf die wir gehofft haben."
Fotostrecke: GP Kanada, Highlights 2015
Nach zweimal Nico Rosberg hat nun wieder Lewis Hamilton das Siegerlächeln: Mit dem Triumph beim Grand Prix von Kanada macht der Mercedes-Pilot das Strategie-Malheur von Monaco vergessen. "Das war ganz wichtig für mich", jubelt er. Dabei hat das Wochenende für ihn nicht nach Wunsch begonnen, ... Fotostrecke
Trotzdem weiß Arrivabene: "Es ist ein langer Weg. Wir müssen demütig sein und erkennen, dass sie (Mercedes) momentan stärker sind als wir. Wir dürfen nicht denken, dass wir die Lücke bereits geschlossen haben und dass wir sie in jedem Rennen schlagen können. Das ist nicht realistisch." Vettel selbst will sich derweil nicht an Spekulationen darüber beteiligen, was mit einem besseren Qualifying möglich gewesen wäre. "Letztendlich haben wir das nicht geschafft, also werden wir es nie wissen", so der Deutsche.
Noch immer viel Luft nach oben
"Wir sind aber drauf und dran und auf dem richtigen Weg, die Lücke zu schließen", gibt sich Vettel optimistisch und erklärt im Hinblick auf das jüngste Upgrade: "Auf einer Strecke wie hier oder auch Österreich, wo man einen hohen Vollgas-Anteil hat, hilft es natürlich. Es hat alles soweit funktioniert, wie wir erwartet haben. Aber man darf keinen Quantensprung erwarten. Es ist nicht so, dass man einmal was bringt uns sich direkt alles ändert."
Das sieht auch Teamkollege Räikkönen so: "Ich denke, dass wir uns in allen Bereichen verbessern müssen. Das Auto ist ziemlich gut, aber heute mussten wir ein bisschen Sprit sparen, was ein limitierender Faktor war. Aber es sind viele Sachen, nicht nur eine. Man kann sagen, dass wir uns im Vergleich zum Vorjahr in allen Bereichen verbessert haben. Aber es liegt noch immer Arbeit vor uns."
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"Ich denke, dass wir seit dem vergangenen Jahr bereits einen langen Weg hinter uns haben. Aber wie man an den Ergebnissen sieht, liegt auch noch immer ein Stück vor uns", so der Finne, der erklärt, dass das Team nun an vielen kleinen Details arbeiten werde. "Am einfachsten wäre es natürlich, mehr Abtrieb und mehr Leistung zu finden. Aber es ist gar nicht so einfach, das Auto zu verbessern. Ansonsten würden das ja alle machen", so der Finne.
Volle Attacke in Österreich?
Kommen diese besseren Ergebnisse möglicherweise schon beim kommenden Rennen in Österreich? "Wir haben zwei Situationen: Zum einen haben wir in Spielberg wieder mehr richtige Kurven. Zum zweiten werden dort wieder die weichen Reifen gefahren. Wenn es da heiß wird, und das kann es werden, dann hat Ferrari eine Chance", erklärt Surer. Und auch Mercedes hat Ferrari in Spielberg auf dem Zettel.
Teamchef Toto Wolff erklärt: "Am Freitag war das Tempo sehr stark. Vielleicht lag es an den Teilen - oder auch nicht, es könnte auch das Mapping gewesen sein. Meine Annahme ist - ohne es zu wissen - dass wir von Ferrari nicht alles gesehen haben. Sebastian hatte einen schwierigen Samstag, startete hinten, hatte die Kollision mit Hülkenberg und steckte im Verkehr. Kimi hat sich gedreht. Wir sollten sie nicht unterschätzten. In Österreich schlagen sie zurück."
Mercedes noch immer im Vorteil
"Es ist eine strategische Entscheidung, wann man die Token einsetzt. Je später man sie in Anspruch nimmt, desto mehr kann man natürlich fürs nächste Jahr aufsparen. Wir wollen die Token intelligent einsetzen. Aber klar, das wird Ferrari zunächst einmal helfen. Man setzt nicht drei Token ein, wenn es einem nicht um die Performance gehen würde. Sie waren schon in Malaysia dicht an uns dran. Jetzt wird der Abstand sicher noch kleiner werden", erklärt der Österreicher.
Das heißt allerdings noch lange nicht, dass Ferrari Mercedes bereits eingeholt oder sogar überholt hat. Williams-Pilot Felipe Massa, selbst mit Mercedes-Antrieb ausgestattet, kam in Kanada hinter Vettel ins Ziel und konnte sich den SF15-T teilweise aus nächster Nähe ansehen. Sein Fazit: "Wir verlieren nichts. Ich weiß nicht, wie groß ihr Upgrade war und wie sehr sie sich dadurch hier verbessert haben. Aber ich denke, dass wir ebenfalls in guter Form sind."
So wird sich wohl frühestens in Österreich zeigen, wie groß die Ferrari-Fortschritte tatsächlich sind. Fakt ist, dass die Scuderia Mercedes in dieser Saison bereits geschlagen hat. Trotzdem sind die Silberpfeile noch immer der klare Favorit auf den Titel. Sollten die Upgrades bei den Italienern allerdings wirklich greifen, ist es nicht auszuschließen, dass 2015 zumindest noch der ein oder andere Sieg in Maranello landen wird.