• 07. Juni 2015 · 00:54 Uhr

Williams und das Wastegate: Wie man Ferrari packen will

Felipe Massas Williams wurde im Qualifying zum Grand Prix von Kanada 2015 von einem Defekt am Wastegate gebremst: Beide Piloten wollen im Rennen attackieren

(Motorsport-Total.com) - Williams erwartet im Grand Prix von Kanada 2015 ein hartes Duell gegen Ferrari. Dieser Zweikampf wird an verschiedenen Positionen im Starterfeld der Formel 1 ausgefochten. Vorne werden sich voraussichtlich Kimi Räikkönen (Startplatz drei) und Valtteri Bottas (4.) um einen Podestplatz rangeln, viel weiter hinten suchen Felipe Massa (Startplatz 15) und Sebastian Vettel (18.) jeweils ihren Weg nach vorn. In beiden Teams wurde im Qualifying jeweils ein Pilot von Problemen mit dem Antrieb ausgebremst.

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Hart am Limit: Valtteri Bottas mag die Strecke in Montreal sehr gern Zoom Download

"Es war eine Befestigung am Wastegate des Turbos kaputt", beschreibt Williams-Chefingenieur Rob Smedley den Defekt am Mercedes-Antrieb des Massa-Fahrzeuges. "Das werden wir für Sonntag austauschen. Das dürfen wir unter Parc-Ferme-Bedingungen nach Genehmigung durch die FIA natürlich tun, weil es einfach mit der Zuverlässigkeit zusammenhängt. Das zieht keine Strafe nach sich." Es handele sich um einen Schaden, der bislang nie bei Mercedes oder deren Kunden aufgetreten sei.

"Der Effekt war geringere Power. Es war kaum möglich, die Hybridpower über die MGU-H zu generieren. Da ging halt viel Leistung verloren", sagt Smedley. Massa bekam die Probleme während der Einrollrunde in Q1 zu spüren. "So etwas passiert", so der Brasilianer. "Jetzt wird für morgen alles repariert. Dann schauen wir mal im Rennen. Natürlich ist es auch schade, denn unser Auto war richtig gut. Wir hätten mit beiden Fahrzeugen in den Top 5 landen können - nun ist es halt nur eines dort vorne."

Ist Ferrari im Rennen wirklich so stark?

"Wir hatten erwartet, dass Ferrari hier rund zwei Zehntel vor uns liegen wird. Nun ist es nur eine Zehntel von Valtteri auf Kimi. Ich habe mir die Bilder aus den Trainings angeschaut. Deren Auto ist sehr gut ausbalanciert. Die Strecke liegt ihnen gut", erwartet Smedley einen interessanten Kampf gegen die roten Autos aus Maranello. Ferrari machte am Freitag auf Longruns einen starken Eindruck, aber im Lager von Williams relativiert man dies etwas.

"Im Qualifying war Ferrari etwas schneller. Ob das im Rennen auch so sein wird, wissen wir nicht", meint Bottas vor dem Rennen in Montreal. "In den Trainings gab es zu wenige Eindrücke. Ferrari sieht oft an Freitagen gut aus, hat im Rennen dann aber doch nicht ganz so das Tempo. Hoffentlich ist das hier auch so." Im Rennen geht es nicht um schieres Tempo allein, sondern vor allem um die Frage, wie lange die Supersoft-Reifen überhaupt gute Rundenzeiten zulassen.


Fotos: Williams, Großer Preis von Kanada


"Wir können es kaum einschätzen, weil wir am Freitagnachmittag nicht wirklich ausreichend damit gefahren sind", sagt Smedley. "Man kommt immer mit einem Rechenmodell an eine Strecke, das auf vorhandenen Daten basiert. Diese Berechnung wird dann mit den Erkenntnissen aus den Trainings noch einmal durchgeführt. Dann geht man in ein Rennen und weiß in etwa, wie es aussehen wird. An diesem Wochenende ist dies anders, weil uns wichtige Daten fehlen."

"Es wird Leute geben, die werden auf eine aggressive Zweistopp-Strategie setzen, andere werden nur einmal stoppen. Beides hat seine Vor- und Nachteile", erklärt der Brite, ohne dabei die gewählte Williams-Taktik zu verraten. "Wenn man es schafft, die weicheren Reifen über 30 bis 38 Runden haltbar zu bekommen, dann ist es durchaus denkbar, nur einen Stopp zu wählen. Dann verzichtet man auf den Undercut und sitzt es erst einmal aus sozusagen."

Strategie: Für alle Fälle gewappnet sein

"Zwischen einem und zwei Stopps ist kaum ein Unterschied", meint Bottas. "Die Durchfahrt durch die Boxengasse kostet hier vergleichsweise nicht allzu viel Zeit. Wir werden es wohl davon abhängig machen, wie die erste Rennphase verläuft. Wir werden bereit sein, unsere Strategie im Bedarfsfall anzupassen, wenn wir dadurch an jemandem vorbei kommen können. Wenn von hinten kein Druck kommt, dann gehen wir vielleicht etwas auf Risiko, um nach vorn etwas zu probieren."

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Kommt von Startplatz 15: Es gibt viel Arbeit für Felipe Massa im Kanada-Grand-Prix Zoom Download

Welches die riskantere Variante ist, lässt der Finne offen. Im Falle des Teamkollegen Massa dürfte die Wahl der Mittel recht klar sein: zwei schnelle Stints auf Supersofts, dann ein etwas längerer auf den Prime-Reifen. "Wenn man von weit hinten startet wie Felipe, oder auch wie Sebastian im Ferrari, dann muss man sich Gedanken machen. Manchmal muss man dann eine Taktik wählen, die auf dem Papier vielleicht nicht als die schnellste gilt. Es geht eben darum, dass der Fahrer sein Tempo fahren kann und möglichst wenig durch langsamere Autos aufgehalten wird", erklärt Smedley.

"Auf dieser Strecke kann man ganz gut überholen, was natürlich positiv ist. Aber wenn man von Platz 16 oder 15 kommt, dann sind dort schon eine Menge Autos vor einem. Da kann man im Verkehr sehr viel Zeit verlieren", sinniert Massa. In die Überlegungen wird - vor allem vor einem Rennen auf der Ile Notre Dame - auch immer die Möglichkeit einer Safety-Car-Phase einbezogen. Kanada ist bekannt dafür, dass Bernd Mayländer oft zum Einsatz kommen muss.

"Das spielt in den Taktiküberlegungen natürlich eine große Rolle. In Kanada ist die Wahrscheinlichkeit eines Safety-Car-Einsatzes immer schon hoch gewesen, seit Japan 2014 (Unfall von Jules Bianchi; Anm. d. Red.) ist sie noch höher. Das muss man auf dem Schirm haben. Das kann einen sehr großen Unterschied ausmachen", sagt Smedley. "Für uns geht es um Rang drei in der WM. Dafür wäre es wichtig, dass wir Felipe vor die beiden Red Bulls bringen..."

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