McLaren erlebt Fiasko: Nächster Strafenhammer für Button
Durch Grid-Strafen und Pech seiner Konkurrenten startet Fernando Alonso beim Grand Prix von Kanada von Rang 13 - Jenson Butten startet als Letzter
(Motorsport-Total.com) - "Es wäre von mir falsch, wenn ich nicht zugeben würde dass der Tag heute sowohl frustrierend als auch enttäuschend war", resümiert McLaren-Rennleiter Eric Boullier die Geschehnisse um sein Team nach der Qualifikation zum Formel-1-Grand-Prix von Kanada 2015. An Fernando Alonsos Wagen tauschte man noch während des dritten Freien Trainings den Honda-Antrieb aus, was den Spanier um wertvolle Trainingszeit brachte. Jene Trainingszeit bekam hingegen Jenson Button. Doch dessen Motor verabschiedete sich am Samstagmorgen und löste eine Rote Flagge aus. Konsequenz: Der Brite konnte am Qualifying gar nicht erst teilnehmen.
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Äußere Umstände verhalfen Fernando Alonso zu einem glücklichen 13. Startplatz Zoom Download
So wurde es holprig für Fernando Alonso, der als einziger McLaren-Fahrer die Qualifikation in Angriff nehmen konnte. Pech für Ferrari-Pilot Sebastian Vettel, Unglück für Williams-Fahrer Felipe Massa sowie eine deftige Grid-Strafe für Toro-Rosso-Jungtalent Max Verstappen machten für Alonso dann doch den scheinbar unmöglichen Startplatz 13 möglich. "Ich denke, Position 13 ist die beste Nachricht des Tages", bilanziert der Weltmeister von 2005 und 2006 nüchtern.
Routine-Untersuchungen wegen des Fehlerteufels
"Zunächst waren wir gezwungen, Fernandos Motor zu ersetzen, da eine Routineuntersuchung Probleme damit offenbarte. Wir hatten zu befürchten, dass wir damit das Rennwochenende nicht beenden würden. Jensons Wagen bekam gegen Ende des dritten Freien Trainings ein Problem mit dem Energierückgewinnungssystem. Dadurch wurde ebenfalls ein Motorenwechsel notwendig, was es ihm unmöglich machte, an der Qualifikation teilzunehmen", fasst Rennleiter Boullier den verkorksten Samstag zusammen.
Den Kopf in den Sand stecken will das Traditionsteam aus Woking aber nicht. "Unsere Höchstgeschwindigkeit wird morgen unser Hauptproblem, also müssen wir etwas cleveres bei der Strategie und beim Reifenmanagement versuchen, um das zu kompensieren. Wir müssen so versuchen, ein paar Zähler zu bekommen", macht sich Alonso Mut, der neben Pastor Maldonado und den chancenlosen Manor-Marussia in der laufenden Saison der einzige Fahrer ist, dem noch keine Fahrt in die Punkteränge gelang (zum WM-Gesamtstand).
Immerhin scheint die Fahrzeug-Balance des McLaren MP4-30 eine gute Basis für den Kampf um WM-Zähler zu sein. "Wir hatten keine großen Probleme mit der Fahrzeug-Balance. Es gab kleinere Dinge beim Setup, aber das ist normal. An sich war ich heute recht zufrieden, auch mit der Balance in der Qualifikation. Wir hängen noch hinterher, das wissen wir. Anpressdruck und Leistung hätten wir immer gerne mehr, aber so ist das im Moment nun mal. Wir machen mehr oder weniger das Beste aus dem, was wir haben", glaubt Alonso.
Letzter Startplatz und 10-Sekunden-Strafe für Button
Wie viele ihrer Kontrahenten, so hoffen auch die McLaren-Fahrer auf eine Safety-Car-Phase, die das Renngeschehen zu ihren Gunsten dreht. "Es wird ein langes Rennen, ich freue mich schon drauf", findet Button, für den es auf dem letzten Startplatz fast ausschließlich nach vorne gehen kann. Die harte Arbeit seiner Boxencrew an den McLaren-Boliden imponierte dem 35-Jährigen: "Die Jungs haben an diesem Wochenende so hart gearbeitet. Sie haben großartiges dabei geleistet, Fernandos Auto wieder hinzubekommen und dieselbe fantastische Arbeit werden sie wie immer auch an meinem Auto leisten."
Doch als ob die Rückversetzung von Button auf den letzten Startplatz nicht schon genug gewesen wäre, folgte für ihn am Abend die völlige Katastrophe. Button muss nach dem Einbau der fünften MGU-H nicht nur von ganz hinten losfahren, sondern statt einer zehnsekündigen Boxenstopp-Strafe sogar eine Boxengassen-Durchfahrt am Sonntag in Kauf nehmen. Denn offenbar tauschte McLaren noch mehr Teile am MP4-30 als die Hybridkomponente.
Normalerweise wäre eine Rückversetzung die Folge gewesen, doch im Reglement heißt es seit Saisonbeginn: Ist ein Fahrer aufgrund seines Startplatzes nicht in der Lage, um die entsprechende Anzahl an Plätzen zurückgesetzt zu werden, kann die Strafe nicht auf das nächste Rennen übertragen werden. Stattdessen erfolgt eine zusätzliche Strafe während des betroffenen Rennens, die sich nach den ausstehenden Positionen der Rückversetzung bemisst. Dabei wird wie folgt vorgegangen: eine Fünf-Sekunden-Strafe für eine bis fünf Positionen, eine Zehn-Sekunden-Strafe für sechs bis zehn Positionen, eine Durchfahrtsstrafe für elf bis 20 Positionen und eine Stop-and-Go-Strafe für mehr als 20 Positionen.