Toro Rosso: Bleibt die gute Quali-Leistung unbelohnt?
Carlos Sainz geht beim Formel-1-Grand-Prix von Montreal als Elfter ins Rennen und kann die Reifen frei wählen - Max Verstappen plagen Grid-Strafen
(Motorsport-Total.com) - Wie das Red-Bull-Senior-Team um Daniil Kwjat und Daniel Ricciardo, so haben auch die Junioren Carlos Sainz und Max Verstappen bei Toro Rosso mit den Leistungsdefiziten der Renault-Antriebe zu kämpfen. Trotzdem gelang Sainz bei der Qualifikation zum Großen Preis von Kanada fast der Einzug in Q3. Nur 36 Tausendstelsekunden fehlten ihm auf Ricciardo, der in Q2 als Zehnter abgewunken wurde. Stallgefährte Verstappen schleppte unterdessen zwei Grid-Strafen mit in die Qualifikation. Er startet somit von Rang 18. Zudem werden im Rennen zehn Sekunden auf seine Gesamtzeit aufaddiert.
"Das heutige Resultat ist gut für das Team", zieht Ben Waterhouse, Stellvertretender Technischer Direktor bei Toro Rosso, Bilanz: "Beide Fahrer haben einen guten Job gemacht und das meiste aus dem Auto herausgeholt - speziell nach dem schwierigen Freitag." Strategisch sei seine Mannschaft in einer guten Ausgangsposition. "Carlos startet als Elfter. Das heißt, dass er die Wahl hat, auf welcher Reifenmischung er ins Rennen gehen will. Über Max schwebten natürlich die Strafen, aber wir haben es dank seiner guten Qualifikation hinbekommen, ihre Auswirkungen zu minimieren."
15 Strafpositionen hatte der Niederländer kassiert. Fünf davon, da er in den Augen der Rennkommissare die schwere Kollision gegen Lotus-Pilot Romain Grosjean beim Grand Prix von Monaco zu verantworten hat. Weitere zehn kommen hinzu, da in seinem STR10 bereits der fünfte Renault-Antriebstrang verbaut ist. Während einer Saison sind pro Fahrer nur vier Antriebseinheiten erlaubt, ohne dass es zu Rückversetzungen kommt. Dass ihm zehn Sekunden auf seine Rennzeit aufaddiert werden liegt daran, dass er am Ende des Zeittrainings als Zwölfter in Q2 hängenblieb und damit nicht alle 15 Ränge zurückversetzt werden kann.
Hilften Startposition elf im Reifenpoker und das Safety-Car?
Der 17-Jährige hofft darauf, dass ihm ein Safety-Car, wie es so häufig in Kanada zum Einsatz kommt, in die Karten spielen könnte. "Hoffentlich wird uns das Safety-Car ein wenig helfen", sagt er gegenüber 'Sky Sports F1'. Er träumt - trotz des Leistungsdefizits seines Boliden - von einer kleinen Aufholjagd: "Überholen wird auf den Geraden schwierig werden, aber hoffentlich wird unsere Rennpace so gut sein, dass wir aufschließen können."
Den Taktikvorteil "Startposition elf" will sich unterdessen Carlos Sainz zunutze machen. "Nach dem schwierigen Tag gestern können wir mit Rang elf zufrieden sein", so der Spanier: "Ich werde auf der sauberen Seite der Startaufstellung stehen und auch die Möglichkeit haben, den Reifen zu wählen, auf dem ich starten will." Doch von einem Zuckerschlecken geht der 20-Jährige nicht aus. Nach wie vor sind die Renault-befeuerten Toro Rossos und Red Bulls auf einer PS-Strecke wie Montreal leichte Beute für die Ferrari- und Mercedes-betriebene Konkurrenz.
"Morgen wird ein schwieriges Rennen", ist Sainz vorsichtig: "Ich würde sogar sagen, das schwierigste Rennen der Saison. Es wird für uns schwierig sein zu überholen." Umso leichter könnten die Jungbullen selbst geschluckt werden, aber: "Es ist immer noch unser Ziel, in die Punkte zu fahren und darum werden wir kämpfen." Ob dies gelingt, ist fraglich: Vor Sainz starten sieben von acht Fahrern, die Mercedes-Motoren im Heck haben. Hinter ihm lauern noch Sebastian Vettel und Felipe Massa, denen im Qualifying das Pech an den Fersen klebte.
Auch die Sauber-Piloten Marcus Ericsson und Felipe Nasr lauern hinter Sainz, deren Ferrari-Aggregate besser zum Circuit de Gilles Villeneuve passen dürften. Jene Sauber hinter sich zu lassen, dürfte zu den erklärten Zielen der Scuderia zählen, denn in der Teamwertung trennen den WM-Achten Toro Rosso lediglich sechs Zähler von Sauber auf Rang fünf (zu den Gesamtständen).