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"Bloß nicht belehren!": Warum der "Iceman" Sensibelchen ist
Teamchef Arrivabene weiß, dass er Räikkönen Vertrauen signalisieren muss, um aus ihm Leistung herauszukitzeln - Updates nach dem Geschmack des Finnen
(Motorsport-Total.com) - Den Ruf, eine freundliche Erscheinung im Boxenfunk zu sein, genoss Kimi Räikkönen noch nie. Dass der Finne sich in jüngster Zeit nicht zum Charmeur entwickelt hat, stellte das Qualifying zum Kanada-Grand-Prix in Montreal am Samstag unter Beweis. Als Räikkönen von seinem Renningenieur David Lloyd Anweisung erhielt, an die Box zu kommen, raunzte er nur: "Das hättet ihr mir sagen sollen, bevor ich eine halbe Runde auf den Reifen für das Rennen Druck gemacht habe. Wacht' mal auf!"
Der Vorfall trübt nicht den positiven Eindruck, den der "Iceman" mit seinem Kanada-Auftritt und dem dritten Startplatz bei Maurizio Arrivabene hinterlassen hat. "Ich habe ihn hier in Montreal sehr konzentriert erlebt", lobt der Teamchef, der zuletzt die Qualifying-Schwächen seines Piloten bemängelt hatte, bei 'Sky Sports F1'. Arrivabene weiß längst, wie Räikkönen samstags tickt: "Wenn er sich im zweiten Abschnitt nicht beklagt, läuft es perfekt. Wenn er anfängt, sich zu beschweren, müssen wir uns am Kopf kratzen."
In der Kommunikation mit seinem stoischen Ex-Weltmeister hält sich Arrivabene mit Direktiven und Kommandos tunlichst zurück, um nicht solche Reaktionen zu erhalten, wie sie Renningenieur Lloyd am Funk um die Ohren gehauen bekam: "Kimi hört zu, aber man muss ihn nicht belehren, was er tun soll. Man muss mit ihm sprechen und ihm zeigen, dass man ihm vertraut, weil er manchmal selbst sein größter Feind ist", weiß Arrivabene und hält Geduld mit Räikkönen für sehr lohnenswert.
Denn so cool und unnahbar der "Iceman" mit seiner Sonnenbrille oft wirkt, so sensibel ist er, wenn es um die Konstellation im Team geht: "Wenn man ihm zeigt, dass man ihm 100-prozentig vertraut, dann gibt er 120 Prozent Leistung zurück", weiß Arrivabene. Auf dem Circuit Gilles Villeneuve könnte das der Fall sein, schließlich lobt Räikkönen seinen SF15-T, das jüngste Motorenupdate und die Longruns. "Das Auto fühlt sich schon das ganze Wochenende über gut an und läuft - von Sebastians Problem im Qualifying abgesehen - tadellos", findet der 35-Jährige.
Räikkönen weiter: "Der Antriebsstrang leistet das, was wir uns erwartet haben." Trotzdem bleiben das Ziel Grand-Prix-Siege, keine dritten Plätze: "Es ist einer dieser Tage, an denen man nicht glücklich ist, obwohl er besser ist als der zuvor. Die Mercedes sind beide vor uns, aber es zeigt, dass wir etwas richtig machen", so Räikkönen.