Pirelli kalt erwischt: Wenn selbst superweich zu hart ist
Selbst die weichsten Reifen bekommen die Formel-1-Fahrer in Monaco kaum auf Temperatur - Im Rennen wird nur ein Stopp erwartet
(Motorsport-Total.com) - Beim Grand Prix von Monaco in Monte Carlo greift Pirelli zum ersten Mal in dieser Formel-1-Saison in die weichsten Schubladen des Reifensortiments und stellt den Fahrern die Mischungen weich und superweich zur Verfügung. Doch selbst superweich ist in diesem Jahr nicht weich genug, denn reihenweise beklagten sich die Fahrer nach dem Qualifying darüber, dass sie die Pneus nicht auf Temperatur bekommen.
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Selbst Polesetter Lewis Hamilton bekam die superweichen Reifen kaum warm Zoom Download
"Die Balance war gut, wir haben es aber mit den Reifen einfach nicht hinbekommen. Es fühlte sich an, als sei ich die ganze Zeit auf kalten Reifen unterwegs gewesen", berichtet Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo stellvertretend für viele seiner Kollegen. "Dabei haben wir schon extra zwei Aufwärmrunden gedreht, sind Schlangenlinien gefahren und haben Sache gemacht, die wir in Monaco sonst nie gemacht haben."
Auch Sebastian Vettel erklärt: "Es wurde hinten raus immer schwieriger für uns, wir haben uns schwergetan, die Reifen wirklich auf Temperatur zu bringen. Obwohl es die ganz weiche Mischung ist, war es heute doch ein bisschen zu kühl für uns." Bei bewölktem Himmel war die Asphalttemperatur im Qualifying auf unter 30 Grad Celsius gesunken, was für die Pirelli-Reifen offensichtlich zu kalt war.
Kein Grip: Debakel für Williams
"Heute Vormittag war es okay, da hatte die Strecke etwas mehr Grip. Am Nachmittag war es etwas kühler, da mussten wir nach der Runde aus der Box noch eine Aufwärmrunde fahren, ehe wir auf die schnelle Runde gehen konnten", stellt Polesetter Lewis Hamilton fest. "Interessant ist, dass das mit beiden Reifen der Fall ist. Wenn man bedenkt, dass es die weiche und die superweiche Mischung ist, sind sie unglaublich hart."
Für Valtteri Bottas sind die Reifen sogar "viel zu hart. Selbst der superweiche ist am Limit", sagt der Williams-Pilot. Sein Team wird von den Reifenproblemen besonders gebeutelt, die Positionen 14 für Felipe Massa und 17 für Bottas waren für Williams das mit Abstand schlechtes Qualifying-Ergebnis der Saison. Auch die Sauber-Piloten rutschten ohne Grip ins Hinterfeld.
Im Kampf um die Spitze spielten die Reifen im Qualifying ebenfalls eine Rolle. Durch die kühleren Temperaturen war Vettel im Gegensatz zum dritten Freien Training nicht mehr in der Lage, die Mercedes herauszufordern. Was bei seinem Sieg in Malaysia noch ein Vorteil war, entwickelte sich heute zum Nachteil: Der schonende Umgang des Ferraris mit den Pneus.
Agiert Pirelli zu konservativ?
"Das tut sicherlich Ferrari und Vettel weh. Denn unser Auto bekommt die Reifen schneller auf Temperatur. Ferrari braucht da länger", stellte Niki Lauda nach dem Qualifying fest. "Dass es im Qualifying noch mal kühler wurde, dürfte uns zwei Zehntel eingebracht haben, glaube ich." Allerdings war Ferrari neben Mercedes das einzige Team, das im ersten Abschnitt des Qualifyings nur auf den weichen Reifen fuhr.
Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery war vom schwierigen Aufwärmverhalten der Reifen nur teilweise überrascht. "Dass es beim weichen Reifen Probleme mit dem Aufwärmen gibt, ist keine Überraschung", sagt er im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "Auf dieser Strecke wird der Reifen so unglaublich wenig gefordert." Das sei in diesem Jahr sogar noch ein größeres Problem. "Die Neu-Asphaltierung hat die Strecke nicht verändert, sie ist sogar noch etwas glatter geworden", sagt Hembery.
Sebastian Vettel: Monaco eine schwierige Strecke
Ferrari-Pilot Sebastian Vettel freut sich auf das schwierige Rennen in Monaco und weiß, dass die Strecke keine Fehler und kaum Überholmanöver zulässt. Weitere Formel-1-Videos
Jenson Button glaubt allerdings, dass es nicht nur an der Strecke, sondern auch am für diese Saison überarbeiteten superweichen Reifen liegt. "Die Mischung ist härter als im vergangenen Jahr. Ich habe beim Test in Barcelona drei Runden mit dem supersoft abgespult - zweimal hintereinander und wir haben weder Abbau noch Körnen festgestellt", so der McLaren-Pilot. "Mit den Reifen scheinen wir derzeit sehr konservativ zu Werke zu gehen, was sich in diesem Jahr kaum geändert hat, aber hoffentlich passiert das noch in der Zukunft."
Konservativ wird auch die Strategie im Rennen aussehen. "Sofern nichts ungewöhnliches passiert, erwarten wir bei allen eine Einstoppstrategie", sagt Hembery. "Es ist nur die Frage, wann sie hereinkommen. Wir können sehr lange Stints auf den superweichen Reifen, es könnten durchaus 25 Runden sein", so der Pirelli-Motorsportchef. "Vom weichen Reifen wissen wir seit Donnerstag, dass er das gesamte Rennen halten würde."