Was den Formel-1-Motoren in Monaco abverlangt wird
Der langsame und unebene Stadtkurs von Monte Carlo stellt die Motoreningenieure vor ganz eigene Herausforderungen
(Motorsport-Total.com) - Der Stadtkurs von Monte Carlo ist einzigartig im Formel-1-Kalender. Nicht nur für die Piloten, auch für die Motoreningenieure hält der 3,3 Kilometer lange Leitplankenkanal an der Cote d'Azur ganz besondere Herausforderungen bereit.
Im Anschluss an die erste Kurve, Sainte Devote, steigt die Rennstrecke bis zur Massenet-Kurve 30 Meter an. Aus diesem Grund sind die Mappings der V6-Turbo-Motoren auf maximale Beschleunigung und ein Erreichen des Drehzahllimits am höchsten Punkt der Strecke ausgelegt.
Die Höchstgeschwindigkeit liegt in Monte Carlo im Bereich von 290 km/h und damit deutlich niedriger als auf klassischen Grand-Prix-Pisten. Einzig am Ausgang des Tunnels und am Ende der Start/Ziel-Gerade erreichen die Boliden ihren Monaco-spezifischen Top-Speed.
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In diesem Jahr wird der Große Preis von Monaco zum 62. Mal ausgetragen. Die Veranstaltung stand schon in der ersten Formel-1-Saison 1950 im Kalender. Danach wurde Monte Carlo zunächst nicht mehr angesteuert, doch schon 1955 gab der Kurs sein Comeback. Seither wurde in jedem Jahr in Monaco gefahren. Fotostrecke
Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von rund 150 km/h ist Monte Carlo der langsamste Kurs im Formel-1-Kalender. Der Vollgasanteil liegt bei weniger als 30 Sekunden, was etwa einem Drittel der Runde entspricht. Somit kommt dem Thema Fahrbarkeit eine wesentliche größere Bedeutung zu als dem Thema schiere Performance. Hinsichtlich des Spritverbrauchs ist Monte Carlo der unkritischste Kurs im Kalender. In den 19 Kurven hat die MGU-K genügend Gelegenheit, Bremsenergie zu rekuperieren.
"Monaco ist in vielerlei Hinsicht ein besonderes Rennen, sei es in Bezug auf die Atmosphäre, das Layout der Strecke oder die Tatsache, dass das Feld eng beisammen liegt", sagt Renault-Motorenchef Remi Taffin und schildert die Herausforderung für die Motoreningenieure: "Der Fokus liegt hier auf Bereichen des Motors oder auf einzelnen Bereichen der Software, die normalerweise keine große Rolle spielen. In Monaco geht es darum, ein Mapping auszuarbeiten, mit dem sich die bestmögliche Fahrbarkeit bei niedrigen Geschwindigkeiten und niedrigen Drehzahlen erreichen lässt."
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Jenson Button (McLaren): "In Monaco rennzufahren ist eine unglaubliche Herausforderung, jede Kurve genau zu erwischen, eine wahre Kunst. Swimming Pool ist ziemlich cool - der erste Teil davon. Man fährt ziemlich blind dort rein und bringt eine Menge Geschwindigkeit mit. Das ist für mich eine der verrücktesten Kurven, die wir fahren. Wenn man einen Fehler macht, ist man sofort in der Mauer." Fotostrecke
Als zusätzliche Herausforderung kommt für die Motoreningenieure hinzu, dass der Öldruck auf den zahlreichen Bodenwellen schon mal in den Keller gehen kann, weil die Ölpumpe durch die heftigen Schläge zwischenzeitlich nicht so arbeiten kann wie sie soll.
"Wie wir wissen, ist eine gute Startposition in Monaco von entscheidender Bedeutung. Somit kommt es auf jede Hundertstelsekunde an", sagt Taffin und führt an, dass Renault auf dem engen Stadtkurs im Fürstentum jede sich bietende Möglichkeiten nutzen möchte, um mit den beiden Partnerteams Red Bull und Toro Rosso den arrivierten Topteams ein Schnippchen schlagen zu können.