Wegen Bianchi: Manor vor emotionalem Monaco-Grand-Prix
Manor-Marussia kehrt an den Ort des größten Team-Erfolgs zurück, den ihnen im vergangenen Jahr der später verunglückte Jules Bianchi verschaffte
(Motorsport-Total.com) - Monaco ist berühmt für seinen Glanz und Glamour rund um den jährlichen Grand Prix im Fürstentum. Und Manor-Marussia konnte das im vergangenen Jahr voll auskosten. Mit dem neunten Platz sicherte Jules Bianchi dem Team 2014 zwei wichtige Punkte und versetzte seine Mannschaft damit in Feierlaune. Mit der Rückkehr an diesen glücklichen Ort erinnert sich das Team aber auch daran, wie schmerzlich der nach seinem schweren Unfall noch immer nicht genesene Fahrer vermisst wird.
"Es wird wahrscheinlich sehr emotional werden, denn es ist der Ort sehr glücklicher Erinnerungen", gibt Manor-Sportdirektor Graeme Lowdon gegenüber 'F1i.com' zu. "Es war auch so etwas wie Jules' Heim-Grand-Prix und wir haben alle fantastischen Erinnerungen daran."
In einem ereignisreichen Rennen, in dem nur 14 von 22 Piloten ins Ziel kamen, wurde Bianchi 2014 trotz nachträglicher Zeitstrafe noch als Neunter gewertet. "Es war damals auch ein großartiger Teamerfolg", erinnert sich Lowdon. "Das hatte schon bei den vorangegangenen Tests in Barcelona angefangen, wo wir spürten, dass wir das Auto um einiges besser machen konnten. Wir konnten einige Teams vor uns herausfordern."
Bianchis Erfolg maßgeblich für Team-Comeback 2015
"Ich erinnere mich, dass wir nach den ersten Trainingseinheiten noch recht frustriert waren, dass wir nicht mehr Fortschritte gemacht hatten", so der Sportdirektor weiter. "Das war aber auch ein Zeichen dafür, wie weit das Team zu dem Zeitpunkt schon vorangekommen war."
Die zwei Punkte vom damaligen Erfolg in Monaco bedeuteten für das Team nicht nur eine gerechtfertigte Party, sondern auch bares Geld. Denn die Saison 2014 konnte sie als neunte unter den Konstrukteuren abschließen, obwohl sie die drei letzten wegen eines laufenden Insolvenzverfahrens verpassten, bevor sie sich für die aktuelle Saison zurückkämpfen konnten.
"Wir behalten das JB17 das ganze Jahr über auf dem Auto", erklärt Teamchef John Booth gegenüber 'Reuters' die Initialen und Startnummer von Bianchi auf seinen Boliden. "Seinen Einsatz für uns nicht umsonst sein zu lassen, war eines der Dinge, die uns über den Winter angetrieben haben"
Formel-1-Familie drückt weiter die Daumen
Fünf Monate nach der Monaco-Party kam es zu den tragischen Ereignissen beim Grand Prix von Japan. Bianchi verunglückte in Suzuka bei widrigen Bedingungen schwer und zog sich bei dem Zusammenstoß mit einem Bergungskran Kopfverletzungen zu, die ihn bis heute nicht das Bewusstsein haben wiedererlangen lassen. Der 25-Franzose liegt seither in einer Klinik in Nizza, nicht weit von Monte Carlo entfernt.
Für sein Team und zahlreiche Kollegen ist aber ohnehin noch immer an jedem Rennwochenende im Gedanken dabei, wie zahlreiche #ForzaJules-Beiträge in den sozialen Medien immer wieder zeigen. In Monaco, wo er für so viele glückliche Gesichter sorgen konnte, wird er präsenter denn je sein.
"Ich erinnere mich aber, wie Jules über die Ziellinie fuhr - das war für alle im Team ein großartiges Gefühl", so Lowdon. "Ich denke, jeder wird sich so seine Gedanken machen, wenn wir dorthin zurückkehren. Wahrscheinlich wird es für uns wegen der guten Erinnerungen sogar schwieriger, als nach Suzuka zurückzukehren."