Marko kritisiert Red-Bull-Piloten: "Toro-Rosso-Rookies besser"
Warum Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko mit Daniil Kwjat hart ins Gericht geht und was die "außergewöhnlichen" Toro-Rosso-Fahrer besser machen
(Motorsport-Total.com) - Bei Red Bull ist der Frust groß: Auch beim Europaauftakt in Barcelona erwies man sich als nicht konkurrenzfähig. Daniel Ricciardo und Daniil Kwjat kamen nur auf die Plätze sieben und zehn, wodurch die zwei sechsten Plätze des "Aussies" nach wie vor als beste Saisonergebnisse zu Buche stehen. Eine bittere Pille, zumal sich das ehemalige Weltmeisterteam vom neuen Aerodynamikpaket eine halbe Sekunde versprochen hatte. Stattdessen lag man im Qualifying sogar hinter dem B-Team Toro Rosso, im Rennen wurde Kwjat vor dem Ziel von Toro-Rosso-Lokalmatador Carlos Sainz abgefangen.
Red Bulls Motorsportkonsulent Helmut Marko, der auch für das Nachwuchsprogramm zuständig ist, übt nun erstmals öffentlich Druck auf die Piloten des A-Teams aus. Sie seien einer der Gründe, warum Toro Rosso trotz des deutlich kleineren Budgets und der gleichen Antriebseinheit immer wieder auf Augenhöhe ist.
"Die Red Bull-Fahrer haben keine optimalen Qualifikationsrunden hingebracht", führt er gegenüber 'auto motor und sport' die Startplätze acht und zehn für Kwjat und Ricciardo auf schwache Leistungen seiner Piloten zurück. "Ihre Kollegen von Toro Rosso konnten jeweils ihre besten Sektorzeiten in eine Runde packen. Paradoxerweise haben da die unerfahreneren Fahrer den besseren Job abgeliefert." Zur Erinnerung: Der 20-jährige Sainz und der erst 17-jährige Max Verstappen waren im Qualifying Fünfter und Sechster.
Marko kritisiert Kwjats Überrundungsmanöver
Im Rennen war dann der "höhere Reifenverschleiß" schuld, dass die Toro-Rosso-Piloten durchgereicht wurden, am Ende gelang aber Sainz noch ein Überraschungsangriff gegen Kwjat, der ihn auf Platz neun brachte. Erneut sieht Marko die Schuld beim Piloten: "Kwjat hat bei jedem Überrundungsvorgang zwei Sekunden verloren. Und das hat Sainz ausgenutzt." Auch die Rundenzeiten des Russen, der seine zweite Formel-1-Saison bestreitet, seien "nicht so konstant" gewesen.
Dass Sainz mit seinem Angriff auf Kwjat beinahe eine Kollision zwischen den beiden Red-Bull-Teams ausgelöst hätte, sieht der Österreicher nicht als Problem: "Wir fahren weder um eine WM noch um ein Podium. Da zählt allein die Sportlichkeit. Würden wir unseren jungen Fahrern jetzt schon sagen, dass sie sich zurückhalten müssen, wäre das völlig kontraproduktiv. Wie sollen sie sich da motivieren?"
Dickes Lob für Toro-Rosso-Piloten
Der Sohn der Rallye-Legende erhält vom Grazer ein Extralob. Auf die Frage, ob er Sainz unterschätzt hätte, meint er: "Ich sicher nicht. Ich habe für ihn gekämpft. Und er hatte nicht viele Befürworter."
Interessant ist, dass Red-Bull-Teamchef Christian Horner seine Piloten im Gegensatz zu Marko am Sonntag in Schutz genommen hatte. "Die Fahrer sind nicht unser Problem", sagte er. "Wir müssen unsere wirklichen Probleme lösen: Fahrzeughandling und Power."
Selbst mit dem viermaligen Weltmeister Vettel, der vor der Saison zu Ferrari abwanderte, würde man derzeit keine bessere Figur abgeben: "Nein, überhaupt nicht. Das liegt daran, dass wir im Moment ein Auto haben, mit dem auch Sebastian nicht viel reißen könnte. Außerdem hat Daniel Ricciardo im vergangenen Jahr ausreichend gezeigt, was er drauf hat."