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Formel-1-Rennen China 2015: Hamilton gewinnt unter Gelb
Sebastian Vettel und Ferrari beim Grand Prix von China ohne Chance gegen Lewis Hamilton: Mercedes feiert in Schanghai einen souveränen Doppelsieg
(Motorsport-Total.com) - Nach dem "Weckruf" in Malaysia hat sich Mercedes beim Grand Prix von China hellwach präsentiert und einen Doppelsieg gefeiert. WM-Leader Lewis Hamilton sicherte sich in Schanghai mit einer souveränen Vorstellung seinen zweiten Saisonsieg, vor Teamkollege Nico Rosberg und Sebastian Vettel (Ferrari).
Und daran ließ der Titelverteidiger zu keinem Zeitpunkt Zweifel aufkommen: Die schräge Position am Start hätte er gar nicht benötigt, um in der ersten Kurve noch vorne zu liegen, und spätestens nach dem zweiten Boxenstopp, als sein Vorsprung plötzlich über sechs Sekunden betrug, war die Entscheidung gefallen. Rosberg folgte ihm zwar wie ein Schatten, aber man hatte erneut das Gefühl: Hamilton kann zu jeder Zeit schneller, wenn er nur muss.
"Das Auto war perfekt und ich konnte den Vorsprung kontrollieren, um gute Reifen zu haben, wenn es notwendig war. Ein reibungsloses Wochenende", bestätigt der jetzt viermalige Schanghai-Sieger. Rosberg versucht, es mit Fassung zu tragen: "Ich habe alles gegeben, bin Risiken eingegangen, aber am Ende haben meine Reifen nachgelassen. Wir sind froh, dass wir zumindest Ferrari geschlagen haben. Das war uns nach Malaysia wichtig."
Während Hamilton auf Wolke sieben schwebt, muss Rosberg zunehmend aufpassen, nicht in der Nummer-2-Position festbetoniert zu werden. "Lewis fährt sehr langsam. Können wir schneller machen?", funkte er zu Beginn des Rennens einmal ans Team. Aber in den entscheidenden Phasen des Rennens hatte er keine Chance. "Hamilton hat das Rennen von A bis Z kontrolliert", findet auch Formel-1-Experte Marc Surer.
"Ich hätte trotzdem etwas anderes gemacht, einfach als Versuch", spricht er die deckungsgleiche Zweistoppstrategie an (die sich heute durch das ganze Feld gezogen hat). Aber diesmal konnte nicht einmal Ferrari einen Reifenwechsel einsparen, weshalb die Silberpfeile relativ leichtes Spiel hatten. Und wie die Verhältnisse teamintern stehen, zeigte sich auch am Funkspruch unmittelbar nach der Zieldurchfahrt: "Großartige Arbeit, Nico! Nicht toll für dich, aber toll für das Team."
Zu Ende ging das Rennen hinter dem Safety-Car, aber das konnte Mercedes nicht wirklich gefährden. Ebenso wenig wie der vorgezogene zweite Boxenstopp von Vettel. "Mit den weichen Reifen konnten wir mithalten. Wir haben versucht, sie mit einem frühen Boxenstopp unter Druck zu setzen, aber mit den harten Reifen waren sie einfach zu schnell", sagt der Malaysia-Sieger, der sich trotzdem freuen kann: "Das Podium ist ein schöner Erfolg für uns."
Vettel hatte bis Halbzeit weniger als drei Sekunden Rückstand auf Spitzenreiter Hamilton, büßte dann aber immer mehr Zeit ein. Als für die letzten beiden Runden das Safety-Car auf die Strecke kam, fehlten ihm allerdings schon 20 Sekunden. Dass von hinten noch Teamkollege Kimi Räikkönen Druck machte, war nur für die Galerie. Räikkönens Sternstunde in einem ansonsten wenig aufregenden Grand Prix war ein sehenswerter Start.
Auch Valtteri Bottas (Williams) glänzte am Start, wurde am Ende aber hinter seinem Teamkollegen Felipe Massa Sechster. Die restlichen WM-Punkte gingen an Romain Grosjean (Lotus), Felipe Nasr (Sauber), Daniel Ricciardo (Red Bull) und Marcus Ericsson (Sauber). Sergio Perez (Force India) setzte auf drei Boxenstopps und schrammte mit dieser Strategie an den Top 10 vorbei; sein Teamkollege Nico Hülkenberg schied früh im Rennen mit technischem Defekt aus.
Einer der unbelohnten Helden des Tages war Max Verstappen (Toro Rosso), dessen Ausrollen bei Start und Ziel im Finish die Safety-Car-Phase auslöste. Verstappen überholte schon am Start den "großen Bruder" Daniil Kwjat (Red Bull) und zeigte gegen einen Sauber das Manöver des Tages: "Das war eine mutige Aktion, so spät zu bremsen", staunt sogar Experte Surer. Verstappens Teamkollege Carlos Sainz kämpfte mit Getriebeproblemen, wurde als 14. gewertet.
Bei Red Bull gab es zu Beginn des Rennens eine kleine Meinungsverschiedenheit, als Kwjat aufgefordert wurde, Daniel Ricciardo auf den weicheren Reifen durchzulassen: "Du hast Daniel hinter dir. Kämpfe nicht gegen ihn! Er ist auf einer anderen Strategie." Ricciardo war am Start auf den 17. Platz zurückgefallen - aber das Thema hatte sich ohnehin erledigt, als Kwjat mit Verdacht auf Renault-Motorschaden ausrollte.
Die beiden McLaren-Honda-Stars fuhren zu jedem Zeitpunkt weit jenseits der Punkteränge, fighteten mit Pastor Maldonado - bis ausgerechnet Jenson Button von hinten auf den Lotus auffuhr und in einen Dreher schickte. "War keine Absicht, aber keine Diskussion: Das war Buttons Fehler", sagt Experte Surer. Aber Maldonado schaffte es auch, in der Boxeneinfahrt ins Kiesbett zu rattern und sich alleine zu drehen. Der Lotus-Spruch "Any damage, Pastor?" klingt fast schon nach Routine.
In der Weltmeisterschaft führt nach drei von 19 Rennen Titelverteidiger Hamilton mit 68 von 75 möglichen Punkten vor Vettel (55) und Rosberg (51). Kleine Randnotiz: In der Formel-1-Saison 2015 stand noch kein anderer Fahrer auf dem Podium. In der Herstellerwertung liegt Mercedes (119) vor Ferrari (79) und Williams (48). McLaren und Manor-Marussia sind noch ohne Punkte. Weiter geht's schon in einer Woche mit dem Grand Prix von Bahrain.