• 11. April 2015 · 10:46 Uhr

Mercedes süß-sauer: Hamilton lobt, Rosberg kritisiert Team

Während Lewis Hamilton Blitzentwicklungen für die neue Dominanz verantwortlich macht, war Nico Rosberg wegen seiner 0,042 Sekunden Rückstand bedient

(Motorsport-Total.com) - Schluss mit Überraschungen: Im Qualifying zum China-Grand-Prix am Samstag zeigten sich in der Formel 1 wieder die gewohnten Machtverhältnisse mit zwei Silberpfeilen an der Spitze. Lewis Hamilton schlug seinen Mercedes-Teamkollegen Nico Rosberg um 0,042 Sekunden, was den Deutschen mächtig wurmte. "Vier Hundertstelsekunden - das ist nichts!", ärgert sich Rosberg in der Pressekonferenz. "Klar, dass ich da frustriert war und es auch noch bin. Ich wollte heute die Pole-Position."

Dass es stattdessen zum fünften Mal in der Karriere Hamiltons einen ersten Startplatz in Schanghai gab, führt der Brite auf seine Vorliebe für den International Circuit und die harte Arbeit in Brackley zurück. "China ist weiter eine gute Strecke für mich", sagt er nach der Malaysia-Schlappe gegen Ferrari. "Das Handling des Autos ist etwas besser als in Sepang. Das Team - auch in der Fabrik - ist einfach großartig. Die Jungs haben sich auf den Hosenboden gesetzt und neue Teile gebracht. Dafür bin ich dankbar."

Ein sichtlich geknickter Rosberg, der nach dem Überfahren des Zielstrichs "Come on, guys!" in den Teamfunk gebrüllt hatte, beißt derweil weiter in einen ganzen Sack voll Zitronen: "Sehr ärgerlich bei vier Hundertstelsekunden", hadert er damit, dass er Hamilton im abschließenden Umlauf nicht mehr von Rang eins verdrängte. "Ich habe am Ende eine gute Runde erwischt, aber perfekt ist sie nie. Vier Hundertstelsekunden sind immer drin. Deshalb ärgere ich mich."

Rosberg ärgert sich auch über das Team: Er glaubt, er sei für den abschließenden Versuch zu spät auf die Strecke geschickt worden und hätte unter dem herrschenden Zeitdruck die Reifen beim Aufwärmen zu stark strapazieren müssen: "Es war nicht ideal, mich so sehr unter Druck zu setzen. Auch wenn es mich nichts gekostet hat, schon die Gewissheit, so beschleunigen zu müssen..." Es habe in der Folge aber keine Missstimmungen mit den Ingenieuren gegeben.

Lauda lobt Rosberg: Ende der Leidenszeit

Niki Lauda, Aufsichtsratsboss des Mercedes-Rennstalls, hebt die Rosberg-Leistung dennoch als Durchbruch hervor und streicht bekannte Kämpferqualitäten des Wiesbadeners heraus: "Mich freut es persönlich wahnsinnig, weil ich weiß, wie sehr Nico über die vergangenen zwei Rennen hinweg gelitten hat. Heute hat er wieder zurückgeschlagen, was er auch im vergangenen Jahr immer wieder zustande gebracht hat", sagt er 'RTL'.

Zufriedener ist Toto Wolff. "Ich denke, wir haben heute einen guten Schritt gemacht", sagt der Mercedes-Motorsportchef bei 'Sky Sports F1' und muntert Rosberg nach öffentlicher Kritik auf: "Wenn man die Pole-Position nur um ein paar Hundertstelsekunden verpasst, ist Frustration verständlich. Er hat alles gegeben und die Leute haben schon darüber gesprochen, dass er das Momentum verloren hat. Deswegen war es so wichtig für ihn und deswegen hat er sich vielleicht auch so aufgeregt."

Beim Ausblick auf Sonntag ist Hamilton vorsichtig: "Vor uns liegt ein hartes Rennen. Nico ist schnell und Ferrari verfügt über gutes Tempo auf den Longruns", warnt der Champion vor einem reifenflüsternden Sebastian Vettel. Rosberg rasselt im teaminternen Duell mit dem Säbel, befürchtet aber auch Nachteile beim Verschleiß der Pneus: "Ich bin guter Dinge. Ich habe meine Abstimmung sehr auf das Rennen ausgerichtet. Es wird trotzdem schwierig - von den Reifen her. Es könnte aber klappen morgen."

Hamilton heißer Hintern: Titanblöcke schuld?

Auch Wolff will noch nicht feiern, sondern die Entwicklung der Streckentemperaturen und ihre Auswirkungen auf die Pirelli-Reifen beobachten: "Die Rennpace wird entscheidend sein. Das hat uns in Sepang zurückgeworfen das müssen wir besser hinbekommen." Das gilt auch für den Sitz Hamiltons, der sich sowohl im Freien Training als auch im Qualifying immer wieder aufheizte und den Piloten quälte: "Auch wenn du ein cooler Typ bist, kann dir der Hintern heiß werden", sagt Wolff süffisant bei 'RTL'.

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Lewis Hamilton demonstrierte seine alte Stärke auf einer schnellen Runde Zoom Download

Nach einer Erklärung des Phänomens suchten die Silberpfeile lange: "Wir wissen nicht genau, was passiert ist: Es befindet sich eine Elektronikbox unter dem Sitz - oder es kommt vom Motor", rätselt Wolff. "Wir haben den Sitz jetzt getauscht." Offenbar aber nicht gegen eine hitzeisolierte Version, da diese schwerer ist und Hamilton auf das Zusatzgewicht verzichten will. Lauda nimmt den Vorfall ebenfalls mit Humor: "Man kann Eiswürfel hineinlegen, das würde gegen keine Regel verstoßen."

Grund für den Vorfall könnten auch die Titanblöcke unter dem Unterboden sein, die für einen Funkenregen beim Aufsetzen der Autos sorgen. Sie werden aufgrund der welligen Fahrbahnoberfläche in Schanghai und des geringen Abstandes der Bodenplatte zum Asphalt besonders schnell abgerieben und erzeugen mehr Hitze.

Als erfreulicher beschreibt Wolff das wichtigste Update, das im Gepäck für China lag: "Der neue Flügel hat etwas gebracht. Es gibt in der Formel 1 aber keine Wunderteile." Lauda stimmt zu: "Es gibt immer wieder kleine Sachen, aber hier ist ein relativ großes Teil geliefert worden - die ganze Nase mit Flügel. Das nimmt natürlich einen Einfluss auf das ganze Auto - und das hat sichtlich funktioniert."

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