"Kindheitstraum in Rot": Vettel beweint Sieg für die Ewigkeit
Sein erster Erfolg mit der Scuderia weckt Erinnerungen an Idol Michael Schumacher - Am Abend "einfach nur besaufen" - Teamchef Arrivabene bevorzugt zweite Reihe
(Motorsport-Total.com) - Das rote Märchen ist perfekt: Mit dem ersten Sieg in Diensten Ferraris erlebte Sebastian Vettel beim Malaysia-Grand-Prix am Sonntag eine der Sternstunden seiner Karriere. Es flossen viele Tränen auf dem Podest. Der Heppenheimer hatte genauso feuchte Augen wie sein gerührter Teamchef Maurizio Arrivabene, der aus vollem Herzen die Nationalhymne Italiens sang - auch für ihn war es der erste Erfolg mit der Scuderia. "Da wird nicht nur ein Traum wahr, sondern mehrere Kindheitsträume", so Vettel.
Das Vokabular des viermaligen Weltmeister ist euphorisch, wie die Fans es nur von Triumphen im Kampf um die WM-Krone kannten. "Unglaublich stolz" und "sprachlos" sei er, meint Vettel. "Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll - da oben zu stehen und in die Augen der Mechaniker zu sehen, wie die Hymne gesungen wird..." Als 38. Ferrari-Pilot in der Geschichte der Formel 1 wird dem ehemaligen Red-Bull-Star diese Ehre zuteil, trotzdem ist für ihn der besondere Moment noch etwas spezieller.
Vettel erinnert daran, in Maranello der Neuling gewesen zu sein: "Das Team hat mich mit offenen Armen empfangen und ich glaube, die Stimmung ist im Moment sehr gut und wird immer besser", meint der Deutsche über die berühmte Wohlfühlatmosphäre in der Ferrari-Familie. Er erinnert an den Moment, als er erstmals die heiligen Hallen betrat und dabei der Tifosi sein dürfte, der immer in ihm schlummerte: "Als sich das Tor in Maranello öffnete, war das für mich, als würde ein Traum wahr werden."
Das hat mit dem Mann zu tun, der den kleinen Sebastian beim Einschlafen im Kinderzimmer von Postern anlächelte: "Ich war zuletzt dort, als ich ein Kind war und Michael (Schumacher; Anm. d. Red.) gesehen habe, wie er mit einem Ferrari herumgefahren ist. Jetzt fahre ich dieses knallrote Auto", schwärmt Vettel und ruft dem Team zu: "Es ist ein ganz, ganz besonderer Tag und etwas von diesem Rennen wird mir immer erhalten bleiben. Ich kann dem ganzen Team nur danken: 'Grazie a Italia!'"
Dass in Maranello wieder die Glocken läuteten, bewegte auch Arrivabene. "Ja, ich bin cool", sagt er am Mikrofon von 'RTL', nachdem die ersten Tränen getrocknet sind. "Du musst einfach versuchen, ruhig zu bleiben, denn wenn du ruhig bleibst, dann bleiben auch das Team und die Leute, mit denen du arbeitest, ruhig." Bei 'Sky' fügt er an: "Ich freue mich für alle, die so hart für diesen Erfolg gearbeitet haben, denn Ferrari ist eine große Familie, keine One-Man-Show."
Deshalb überließ es Arrivabene Chefmechaniker Diego Ioverno, den Pokal für den siegreichen Konstrukteur abzuholen und feierte im Kreise seiner Jungs unter dem Podest. "So mag ich es am liebsten", lässt der Kumpeltyp unter den Teamchefs wissen. Am Abend wird er unter Beweis stellen müssen, ob er an der Bar genauso "cool" bleibt wie an der Rennstrecke. Denn Vettel hat bereits Pläne geschmiedet und denkt nicht an einen möglichen Titelkampf gegen Mercedes: "Heute ist mir das total egal. Ich will feiern, ich will mich besaufen!"