• 29. März 2015 · 09:46 Uhr

Grand Prix Malaysia 2015: Erster Ferrari-Triumph für Vettel

Ferrari bedankt sich bei Bernd Mayländer und jubelt in Sepang über den ersten Sieg von Sebastian Vettel - Mercedes muss zugeben: "Ferrari war zu schnell für uns"

(Motorsport-Total.com) - Sebastian Vettel hat beim Grand Prix von Malaysia 2015 Formel-1-Geschichte geschrieben: Der Deutsche sicherte sich in seinem erst zweiten Rennen für Ferrari den ersten Sieg und rührte damit sogar den neuen Teamchef Maurizio Arrivabene zu Freudentränen. Mercedes musste hingegen ausgerechnet beim prestigeträchtigen Heimrennen von Hauptsponsor Petronas mit den Positionen zwei (Lewis Hamilton) und drei (Nico Rosberg) Vorlieb nehmen.

"Ich möchte Ferrari gratulieren. Sie waren heute zu schnell für uns", erkennt Hamilton neidlos an. Der überlegene Polesetter hatte den Start gewonnen und zunächst geführt, doch in der vierten Runde ereignete sich die rennentscheidende Situation, als sich Marcus Ericsson (an hervorragender achter Stelle liegend) in der ersten Kurve verschätzte und im Kiesbett landete. Denn für die Bergung des Sauber musste das Safety-Car auf die Strecke.

Und während Mercedes und Co. die Box ansteuerten, um den ersten Reifenwechsel vorzuziehen, blieb Vettel draußen und übernahm die Führung. "Wir waren zuversichtlich, dass wir mit den Reifen lange würden haushalten können", erklärt Technikchef James Allison die mutige Taktik. Und die ging voll auf: Denn während die Silberpfeile im Verkehr wertvolle Zeit liegen ließen, konnte sich Vettel an der Spitze bei freier Fahrt immer weiter absetzen.

Während er seine Zweistoppstrategie im Glutofen von Sepang eiskalt exekutierte, lagen bei Mercedes die Nerven blank. "Das sind die falschen Reifen, Mann", schimpfte Hamilton nach seinem letzten Boxenstopp, als ihm Hard statt Medium aufgezogen wurde. Und ein andermal nörgelte er: "Hey Mann, sprich nicht in den Kurven mit mir!" Von Podium-Interviewer Eddie Jordan später darauf angesprochen, entgegnete Hamilton nur: "Das war nicht für die Öffentlichkeit bestimmt."

Vettel gewann am Ende mit 8,569 Sekunden Vorsprung - sein erster Ferrari-Sieg schon im zweiten Rennen, der erste deutsche Ferrari-Sieg seit Michael Schumacher in China 2006. "Als Kind habe ich immer Michael im roten Ferrari siegen gesehen. Heute bin ich selbst hier. Das ist unglaublich", kämpft der 27-Jährige mit den Tränen - und kündigt noch auf dem Podium freudestrahlend an: "Heute Abend werde ich mich ordentlich besaufen!"

Vettel ist der 38. Grand-Prix-Sieger auf Ferrari, aber erst der sechste, der beim Premierensieg schon Weltmeister ist (nach Giuseppe Farina, Juan Manuel Fangio, Alain Prost, Michael Schumacher und Fernando Alonso). "Heute ist ein ganz besonderer Tag. Ich bin unglaublich stolz. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. In die Augen der Mechaniker zu sehen, während die italienische Hymne gespielt wird - da wird nicht nur ein Kindheitstraum wahr, sondern mehrere", jubelt er.

Die wichtigste Erkenntnis des Tages: "Wir haben sie aus eigener Kraft geschlagen." Und wie stark der Ferrari ist, unterstrich Kimi Räikkönen: Der Finne fiel wegen eines Reifenschadens in der zweiten Runde (Kollision mit Sauber-Rookie Felipe Nasr in der Haarnadel) ans Ende des Feldes zurück - und wäre ohne Safety-Car-Phase ebenfalls aussichtslos hinten gelegen. So aber konnte er sich mit einer kämpferischen Vorstellung noch auf Platz vier verbessern.

Wie stark Ferrari war, zeigte sich in den letzten Runden, in denen sich Vettel eigenen Angaben nach "angeschissen" hat. Zuerst forderte er vehement blaue Flaggen für Romain Grosjean (Lotus) und Nico Hülkenberg (Force India), die sich vor ihm duellierten, wenig später überrundete er sein Ex-Team Red Bull. "Wir wollen Weltmeister werden", kündigt er selbstbewusst an. Mercedes-Sportchef Toto Wolff nimmt diese Drohung "absolut" ernst: "Die haben gerade das Rennen gewonnen!"

Mercedes-intern herrschten ähnlich klare Verhältnisse wie in Melbourne. Hamilton gewann den Start, Rosberg musste gegen Vettel in der ersten Kurve zurückziehen - und verlor wertvolle Positionen, als er sich beim Safety-Car-Boxenstopp hinter Hamilton anstellen und warten musste. Mercedes hatte von Anfang an eine Dreistoppstrategie geplant. "Da war für uns klar, dass wir zu dem Zeitpunkt reinkommen müssen", erklärt Wolff rückblickend.

Auch Williams setzte auf eine Dreistoppstrategie und sicherte sich die Positionen fünf und sechs. Valtteri Bottas setzte das entscheidende Überraschungsmanöver gegen Felipe Massa erst in der allerletzten Runde - außen und mit dem Herz in der Hand. "Ich habe beim Boxenstopp mehr als zwei Sekunden verloren", seufzt Massa. "Das war vielleicht genug, um Valtteri keine zwei Runden mehr hinter mir halten zu können."

Siebter wurde Max Verstappen, ebenfalls mit einem späten Überholmanöver gegen seinen Toro-Rosso-Teamkollegen Carlos Sainz, der nach der Safety-Car-Phase hinter Vettel, Hülkenberg und Grosjean an vierter Stelle gelegen war. Verstappen war in Sepang aber der aggressivere Fahrer, zeigte die eine oder andere beherzte Attacke - und sorgte beinahe für einen Herzstillstand bei Papa Jos, als er in der Boxeneinfahrt in die Wiese ausritt.

Die "Bullen" Daniil Kwjat und Daniel Ricciardo wurden Neunter und Zehnter. Ricciardo hatte Rennglück, als Kwjat von Hülkenberg umgedreht wurde und er innen unbehelligt durchrutschen konnte; am Ende blieb er aber trotzdem 7,928 Sekunden hinter dem Russen. Ein andermal rutschte er im Zweikampf mit Sainz in der ersten Kurve von der Ideallinie - sodass Rosberg zu dem Zeitpunkt überholen konnte. Immerhin hatte Red Bull nach hinten Luft: 17,681 Sekunden auf Grosjean.

Nasr, der nach der Berührung mit Räikkönen in der ersten Runde die Nase wechseln lassen musste, belegte den zwölften, Sergio Perez (Force India) den 13. und Hülkenberg den 14. Platz. Beide Force-India-Fahrer wurden wegen Kollision mit einer Zehn-Sekunden-Strafe belegt. Dabei hatte das Rennen für Hülkenberg so gut begonnen: Nach dem Start lag er an siebter, während der Safety-Car-Phase sogar an zweiter Stelle - mit der deutschen "Dreifachführung" Mayländer-Vettel-Hülkenberg.

Ungeschoren kam Bottas davon, der Pastor Maldonado (Lotus) am Start den Reifen aufgeschlitzt hatte. Maldonado musste später aufgeben. Ebenso wie die McLaren-Honda-Champions: Bei Fernando Alonso streikte die ERS-Kühlung, bei Jenson Button der Turbolader. Erfreulich dafür Manor-Marussia: Will Stevens konnte zwar wegen eines angeblichen Problems mit der Benzinversorgung gar nicht erst starten, aber Roberto Merhi schaffte die komplette Renndistanz.

In der Weltmeisterschaft führt nach zwei von 19 Rennen Titelverteidiger und Auftaktsieger Hamilton mit 43 Punkten vor Vettel (40) und Rosberg (33). Bei den Konstrukteuren hat Mercedes (76) die Nase vor Ferrari (52), Williams (30) und Sauber (14). Weiter geht's am 12. April mit dem Grand Prix von China in Schanghai und gleich anschließend, "back to back" am 19. April, mit dem Grand Prix von Bahrain in Manama.

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