McLaren-Honda: Comeback in Australien als Testverlängerung
McLaren-Honda hat technisch enormen Rückstand: Wie Jenson Button und Kevin Magnussen die Lage einschätzen und welche Erwartungen man vor Melbourne hat
(Motorsport-Total.com) - McLaren startet dieses Jahr in Melbourne unter besonderer Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit. Nach der Mercedes-Ära befindet sich nun erstmals seit 1992 wieder ein Honda-Triebwerk im Heck des Boliden. Dass damit allerdings auch der Erfolg zurückkehrt, gilt vorerst als sehr unwahrscheinlich. Bei den Testfahrten stand der MP4-30 wegen der noch unausgereiften Antriebseinheit meist in der Box. Und wenn man doch zum Fahren kam, dann waren die Zeiten wenig konkurrenzfähig.
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McLaren muss den Saisonstart angesichts der Probleme für weitere Tests nutzen Zoom Download
Dazu kam der Unfall von Fernando Alonso, der in den Wochen vor dem Saisonstart das bestimmende Thema war. Der Spanier muss seine offizielle Rennrückkehr zu seinem Ex-Team frühestens auf Malaysia verschieben - wegen einer Gehirnerschütterung und der Gefahr einer erneuten Kopfverletzung wurde Ersatzpilot Kevin Magnussen nachnominiert.
Damit geht McLaren mit den gleichen Fahrern wie im Vorjahr in die Saison. Beide haben hervorragende Erinnerungen an den vergangenen Saisonstart, als Magnussen Zweiter und Button Dritter wurde. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich dieses Ergebnis dieses Jahr wiederholt, ist allerdings äußerst gering.
Button lobt Fortschritte
Dennoch ist die Vorfreude groß. "Ich freue mich so sehr auf meine Rückkehr nach Melbourne", sagt Routinier Button, der 2015 beinahe ohne Cockpit dagestanden wäre. "Nach dem Auf und Ab des Vorjahres stellt die Herausforderung 2015 ein komplett neues Kapitel in meiner Karriere dar, und ich kann es gar nicht mehr erwarten."
Der Brite, der 2009, 2010 und 2012 in Melbourne triumphierte, geht dieses Jahr mit einem Gefühl der Ungewissheit in die Saison: "Es ist eine Unbekannte, wie sich der MP4-30 schlagen wird. McLaren-Honda hat im Winter unglaublich hart gearbeitet, und obwohl wir in Jerez und in Barcelona gerne mehr Kilometer abgespult hätten, hat sich das Auto vom ersten bis zum letzten Testtag klar verändert."
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Button lobt McLaren und Honda für die enormen Anstrengungen und sieht "ganz klare Fortschritte. Das Auto bietet eine solide Basis, die mich zuversichtlich macht, dass wir unsere Ziele erreichen. Wir benötigen nur Geduld." in Melbourne rechnet der Routinier mit einem "enormen Lernprozess, aber ich werde mit meinen Ingenieuren Vollgas geben, damit wir das Auto so gut wie möglich einstellen".
Magnussen: Sieg unrealistisch
Abschließend wünscht er dem rekonvaleszenten Alonso "eine rasche Genesung, damit er bald wieder hinterm Lenkrad sitzen kann". Gleichzeitig freut er sich aber, dass wie im Vorjahr Magnussen den zweiten McLaren steuern wird: "Ich weiß, dass er in Fernandos Abwesenheit großartige Arbeit leisten wird, und ich wünsche ihm alles Gute für das Wochenende."
Auch beim jungen Dänen ist die Vorfreude groß, "obwohl die Umstände bei weitem nicht ideal sind. Jetzt bin ich gespannt, wozu der MP4-30 imstande ist. Das Auto fühlte sich jedenfalls im Vergleich zum Vorjahr wie ein Schritt nach vorne an, als ich es getestet habe. Es ist auf eine positive Art und Weise anders als im Vorjahr."
Im Vorjahr fuhr er im Albert Park sein bisher bestes Formel-1-Ergebnis ein: "Die Erinnerungen an meinen Podestplatz sind etwas ganz Besonderes, das ich nie vergessen werde. Ich habe das Rennfahren dort im Vorjahr geliebt, und daher freue ich mich auf das Training am Freitag, wo wir die Entwicklung des Autos weiter vorantreiben können." Ihm ist bewusst, "dass wir nicht in Melbourne sein werden, um zu gewinnen."
Magnussen bereitete sich wie Einsatzfahrer vor
Dass er nun so kurzfristig zum Handkuss gekommen ist, bereitet ihm keine Schwierigkeiten: "Ich habe nicht damit gerechnet, in Australien im Cockpit zu sitzen, aber ich habe mich im Winter wie vor einer normalen Rennsaison vorbereitet. Daher fühle ich mich fit und für die Aufgabe gerüstet." Aus seinem Renneinsatz ergibt sich seiner Meinung nach eine Win-Win-Situation: "Ich habe die Gelegenheit, weitere Kilometer im MP4-30 abzuspulen, und das Team profitiert ebenfalls, weil ich in den kommenden Monaten mit der Mannschaft in Woking arbeiten werde."
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Rennleiter Eric Boullier spricht in Anbetracht der großen Probleme von einem "relativ kurzen Winter" und von "Zeiten, die uns auf die Probe gestellt haben". Er sei aber "zuversichtlich, dass es vorwärts geht. Melbourne stellt erst den Anfang der Entwicklung, die diese Saison stattfinden wird, darf."
Von den Rückschlägen will man sich nicht entmutigen lassen: "Wir arbeiten nach wie vor unermüdlich daran, die Zuverlässigkeit des MP4-30 und in weiterer Folge dessen Tempo zu verbessern. Trotz der Schwierigkeiten hat sich unser Paket als sehr ermutigend erwiesen. Wir haben bei den Tests viele wertvolle Systemchecks und Setup-Arbeiten absolviert, und die Daten von Jensons 101 Runden am zweiten Tag der letzten Testwoche in Barcelona sind sehr ermutigend."
Honda will sich selbst überprüfen
Auch bei Honda herrscht derweil Rätselraten, wo man im Vergleich zur Konkurrenz steht. Motorsportchef Yasuhisa Arai ist daher schon "sehr gespannt, wie die Saison und diese neue Ära beginnen wird", schließlich wird Melbourne das Comeback-Rennen für den japanischen Konzern, der 2008 sein bislang letztes Formel-1-Rennen absolvierte.
"Die Wintertests haben sich sehr kurz angefühlt, und wir hatten nicht genügend Zeit, um zu testen, wie sich unsere neu entwickelte Antriebseinheit auf der Strecke schlägt", schlägt er in die gleiche Kerbe wie seine Partner von McLaren. "Wir haben aber von Jerez bis Barcelona Fortschritte gemacht - und jetzt geht es in Melbourne weiter. Wir freuen uns darauf, uns selbst auf der Strecke einer Probe zu unterziehen und herauszufinden, wozu wir imstande sind."