Fongs Formel-1-Premiere: "Es war ein kleiner Schock"
Adderly Fong ist nach seinem ersten Trainingseinsatz für Sauber überwältigt - Adrian Sutil musste derweil zusehen, was für ihn aber kein großer Verlust war
(Motorsport-Total.com) - Im ersten Freien Training zum Großen Preis von Abu Dhabi erlebten gleich drei Piloten ihre Premiere an einem Rennwochenende der Formel 1, so auch Adderly Fong. Der in Kanada geborene Chinese fuhr bei Sauber das Auto von Adrian Sutil, der am Mittag (Ortszeit) zuschauen musste. Fong, der bisher mit mäßigem Erfolg in der GP3 gefahren war, belegte im Training den 19. Platz (+4,793 Sekunden) und hatte rund 1,8 Sekunden Rückstand auf Esteban Gutierrez im zweiten Sauber.
Nach seinen ersten Runden im C33 zeigte sich Fong begeistert. "Das war eine tolle Erfahrung. Ich habe in der ersten Runde am Boxenfunk gehört: 'Alonso ist hinter dir'. Das hatte ich nicht erwartet", so der 23-Jährige gegenüber 'Sky Sports F1'. Erst in diesem Moment wurde ihm richtig bewusst: "Ah, ich bin in der Formel 1. Es war ein kleiner Schock, aber ich freue mich, im ersten Freien Training gefahren zu sein und an einem Formel-1-Rennwochenende teilzunehmen."
Seine ersten Runden am Steuer eines Formel-1-Autos hatte Fong vor einigen Wochen bei einem Privattest in Valencia gedreht. Dort war er mit einem C31 aus dem Jahr 2012 die notwendigen 300 Kilometer gefahren, die zur Erteilung der Superlizenz notwendig sind. Die Umstellung auf den aktuellen C33 mit seinem Turbo-Hybrid-Antrieb fiel dem jungen Chinesen heute nicht leicht.
Großer Unterschied zwischen C31 und C33
"Es war recht schwierig", sagt er. "Nicht wegen der Geschwindigkeit oder des Abtriebs, aber es ist ein vollkommen anderes Tier. Die Kraft setzt so früh ein, bei so niedrigen Drehzahlen. Es ist daher schwierig, mit den Reifen hauszuhalten." Das gelang Fong nicht auf Anhieb. "Bei steigenden Streckentemperaturen habe ich in Sektor drei zunehmend Übersteuern bekommen. Ich habe das Auto überfahren. Es war völlig anders als im C31."
Mit dem Yas Marina Circuit fand Fongs Debüt in der Formel 1 aber auf einer aus seiner Sicht idealen Strecke statt. "Man kann in jeder Kurve ans Limit gehen, weil es große Auslaufzonen gibt. Jeder kann also alles aus dem Auto herausholen, weshalb die Zeitabstände zwischen den Fahrern recht gering sind", so Fong, der hofft, als erster Chinese ein Rennen in der Formel 1 zu fahren.
Der Nutzen seiner Arbeit für die Rennvorbereitung von Sauber wird allerdings recht überschaubar sein. Davon geht zumindest Sutil aus. "Es ist sein erster Test heute, daher ist es schwierig, seine Daten zu verwenden", sagt der Deutsche bei 'Sky'. Das erste Freie Training verpasst zu haben und erst am späten Nachmittag (Ortszeit) ins Fahrgeschehen einzugreifen, sieht Sutil nicht als großen Nachteil an. "Das ist nicht so schlimm, weil die Strecke dann eher so ist, wie sie im Rennen oder im Qualifying sein wird. Die Temperaturen werden niedriger sein."
"Ein Rennen wie jedes andere" für Sutil
Obwohl Sutil an diesem Wochenende sein letztes Rennen für Sauber und möglicherweise das letzte seiner Formel-1-Karriere fährt ist es für ihn "ein Rennen wie jedes andere. Ich mach hier meinen Job so gut ich kann." Beim Saisonfinale will Sutil erreichen, was ihm bisher in diesem Jahr noch nicht gelang: In die Punkteränge fahren.
"Es ist noch etwas zu holen, was noch ganz wichtig wäre. Einen Punkt oder besser gesagt zwei. Mit den doppelten Punkten wären es dann zwei, wenn es so sein sollte", so Sutil. "Das ist unser Ziel als Team." Besser wäre für Sauber noch ein neunter Platz und somit vier Punkte, die gleichbedeutend mit Platz neun in der Konstrukteurswertung wären.
Die (möglicherweise juristische) Auseinandersetzung mit Sauber - Sutil wird trotz eines bestehenden Rennvertrags 2015 nicht zum Zug kommen - und den Kampf um die Zukunft in der Formel 1 will Sutil bis zum Rennende ausblenden. "Alles weitere werden wir dann sehen, wie es dann weitergeht. Jetzt heißt es, sich auf das Rennfahrern zu konzentrieren", sagt er.