Ohne Funkspruch: Ferrari-Duell um Platz sechs
"Reifenflüsterer" Kimi Räikkönen fuhr in Sao Paulo mit Fernando Alonso auf Augenhöhe, musste sich im Kampf um Platz sechs dann aber doch geschlagen geben
(Motorsport-Total.com) - Wie die Mercedes-Piloten Nico Rosberg und Lewis Hamilton an der Spitze des Feldes, so lieferten sich auch die Ferrari-Piloten Fernando Alonso und Kimi Räikkönen ein packendes, teaminternes Duell. Im Falle der Roten ging es um Platz sechs. Nachdem sich Räikkönen (zwei Boxenstopps) rundenlang zur Wehr gesetzt hatte, musste er sich doch seinem spanischen Teamkollegen (drei Boxenstopps) beugen. Mit frischeren Reifen hatte Alonso vergleichsweise leichtes Spiel, seinen Teamkollegen zu überholen.
"Von Startplatz acht kommend Sechster zu werden, ist okay", findet Alonso. Angesichts der Tatsache, dass der Spanier Ferrari zum Saisonende verlassen, Räikkönen aber bleiben wird, stellt sich die Frage, ob das Team den Finnen bevorzugen wollte. Nicht nur, weil er letztlich hinter Alonso ins Ziel kam, will der "Iceman" von einer solchen Theorie aber nichts wissen.
"Ich glaube nicht, dass es dem Team wichtig war, wer von uns beiden vor wem ins Ziel kommt", sagt der von Startplatz zehn losgefahrene Räikkönen und merkt an: "Das packendere Duell hatte ich ohnehin mit Button." Nachdem er den McLaren-Piloten rundenlang hinter sich gehalten hatte, kam dieser bei der Anfahrt zu Kurve 6 schließlich doch vorbei.
Räikkönen kommt mit zwei Stopps über die Distanz
Der direkt nachfolgende Sebastian Vettel (Red Bull) nutzte die Situation sofort aus und zog auf der Außenbahn an Räikkönen vorbei. Wenig später musste der Finne in Ferrari-Diensten auch seinen Teamkollegen Alonso ziehen lassen und kam schließlich direkt hinter diesem auf Platz sieben ins Ziel.
Dass es am Ende "nur" Platz sieben wurde, führt Räikkönen allerdings weniger auf die verlorenen Duelle zurück als vielmehr auf ein Problem an der Box. "Beim zweiten Stopp machte der Wagenheber Schwierigkeiten. Da ging uns einiges an Zeit verloren. Ohne dieses Problem wäre ich sicher einen, wenn nicht sogar einige Plätze weiter vorn ins Ziel gekommen", ist der Finne überzeugt.
Ferrari-Chefingenieur Pat Fry zeigt sich rückblickend überrascht, dass Räikkönen, der ursprünglich auch drei Stopps hätte machen sollen, mit nur zwei über die Distanz kam: "Die Entscheidung, Kimi auf eine Zweistoppstrategie umzupolen, hat sich ausgezahlt. Überraschenderweise kam er mit den Reifen sehr gut zurecht und konnte nicht weniger als 36 Runden lang konstante Zeiten fahren."
So ist Räikkönen unterm Strich trotz erneuter teaminterner Niederlage nicht unzufrieden: "Das Auto verhielt sich am ganzen Wochenende normaler. Das heißt, ich konnte es eher so fahren wie ich mir das vorstelle, als das bisher der Fall war. Ich glaube, es geht in die richtige Richtung, aber wir haben trotzdem noch viel zu tun. Jede Strecke ist anders. Vor allem ist die Beanspruchung für die Reifen auf jeder Strecke anders. Hier funktionierten die Reifen gut. Was in Abu Dhabi passieren wird, müssen wir abwarten. Ich rechne aber damit, dass ich mich auch dort wohler fühlen werde."
"Wir entschieden, es bei Kimi mit zwei Stopps zu versuchen. Er hat gezeigt, dass er die Reifen optimal nutzen kann, wenn er sich im Auto wohlfühlt", lobt auch Ferrari-Teamchef Marco Mattiacci den Brasilien-Auftritt von "Reifenflüsterer" Räikkönen.
Vorsprung auf McLaren verteidigt
"Im Hinblick auf die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft war es gut, dass wir Magnussen hinter uns halten konnten", sagt Alonso in Anspielung auf den auf Platz acht ins Ziel gekommenen McLaren-Rookie. Dessen Teamkollege Button wurde schließlich Vierter. Somit strichen beim Brasilien-Grand-Prix sowohl Ferrari als auch McLaren 14 WM-Punkte ein.
Mit 49 Punkten Vorsprung auf die Chrompfeile aus Woking nimmt die Scuderia aus Maranello in zwei Wochen das Saisonfinale in Abu Dhabi unter die Räder. "Ich denke, wir sind jetzt in einer besseren Position als vor diesem Wochenende, denn wir haben hier keine Punkte eingebüßt", sagt Alonso. Weil es in Abu Dhabi doppelte Punkte gibt, hat McLaren aber weiterhin die Chance, Ferrari noch von Platz vier der Konstrukteurs-Wertung zu verdrängen.