Mercedes in Brasilien: Nur die Piloten sind unter Druck
Mercedes kann den Großen Preis von Brasilien nach den gewonnenen Titeln entspannt angehen, für die Piloten geht es hingegen noch um eine ganze Menge
(Motorsport-Total.com) - Mercedes kann in Brasilien befreit auffahren: Nach dem Konstrukteurstitel ist auch der Fahrertitel seit vergangenem Sonntag eingetütet, lediglich der Empfänger steht noch nicht fest - und wird in Sao Paulo auch nicht ermittelt werden. Somit reisen sie Silberpfeile ohne Druck zum vorletzten Grand Prix des Jahres. Für die beiden Piloten geht es hingegen darum, sich in eine bestmögliche Ausgangsposition für Abu Dhabi zu bringen.
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Nico Rosberg und Lewis Hamilton werden sich auch in Brasilien nichts schenken Zoom Download
Gute Karten hat derzeit Lewis Hamilton. Der Brite schwimmt nach seinem fünften Sieg auf einer Erfolgswelle und hat an Brasilien allerbeste Erinnerungen, denn dort gewann er einst seinen bislang einzigen WM-Titel: "Auch diese Strecke ist etwas ganz Besonderes für mich. In der Saison 2008 musste ich dort Fünfter oder besser werden, um den WM-Titel zu gewinnen. Aber bis zur letzten Kurve der letzten Runde war ich Sechster", erinnert er sich gerne zurück.
"Ich überholte Timo (Glock) innen und als ich über die Ziellinie fuhr, wusste ich nicht, ob ich es geschafft hatte. Ehrlich gesagt wusste ich danach eine Weile nicht, was los war. Bis das Team mir über Funk mitteilte, dass ich die Weltmeisterschaft gewonnen hatte. Das war eine unglaubliche emotionale Achterbahnfahrt. Ein Moment, den ich mein ganzes Leben lang nicht vergessen werde", schwärmt der Brite.
Rosberg noch nie auf dem Podest
Ansonsten liest sich Hamiltons Bilanz in Brasilien allerdings nicht sonderlich gut. Nur einmal schafft er es überhaupt auf das Podest (Dritter 2009), ansonsten fiel er aus oder landete nur in hinteren Punkterängen. Doch die Aussichten in dieser Saison sollten besser sein: "Ich hoffe, dass ich das an diesem Wochenende ändern kann", so Hamilton.
Fotostrecke: Triumphe & Tragödien in Brasilien
Die Geschichte des Formel-1-Grand-Prix von Brasilien reicht bis ins Jahr 1972 zurück. Auf dem acht Kilometer langen Kurs von Interlagos wird am 30. März ein Demorennen abgehalten, weil die FIA den neuen Kandidaten vor der Aufnahme in den Kalender testen möchte. Als erster Gewinner trägt sich Carlos Reutemann in die Siegerlisten ein (mit einem Helmut Marko auf Platz vier!), doch erster offizieller Sieger wird ein Jahr später zur Freude der Fans Emerson Fittipaldi. Seit damals gehört Brasilien ohne Pause zum Formel-1-Kalender. Fotostrecke
Teamkollege Nico Rosberg stand hingegen in Brasilien noch nie auf dem Podest. Sein bestes Ergebnis gelang ihm mit dem vierten Platz 2007, doch es wäre höchste Zeit, das zu ändern, wenn er in der WM noch ein Wort mitreden will. Seit Austin liegt der Titel nicht mehr in seinen eigenen Händen, doch das Wort "aufgeben" möchte er nicht in den Mund nehmen: "Jetzt liegt es an mir, das Beste aus den letzten beiden Rennen herauszuholen und jede Gelegenheit zu nutzen. Das wird schwierig. Aber ich werde bis zur Zielflagge in Abu Dhabi alles geben", verspricht er.
"Die erste Möglichkeit dazu erhalte ich an diesem Wochenende beim Großen Preis von Brasilien, einem echten Klassiker im Rennkalender. Das Rennen besitzt eine reichhaltige Geschichte und es gab schon sehr viele großartige brasilianische Fahrer in der Formel 1. Meine Bilanz auf dieser Strecke ist durchwachsen, aber der Kurs gefällt mir sehr. Das Rennen steckt normalerweise voller Action", erklärt der Deutsche. "Es wäre großartig, wenn ich dort mit einem guten Ergebnis noch einmal Schwung für den WM-Showdown in Abu Dhabi aufnehmen könnte."
Wolff: Ausgeruht wird nicht
Entspannter kann die Chefetage den Großen Preis von Brasilien angehen. Dass der größte Druck abgefallen ist, daraus macht Motorsportchef Toto Wolff keinen Hehl: "Es ist wundervoll, dass jetzt nur noch ein Mercedes Fahrer Weltmeister werden kann. Natürlich sah es schon seit einiger Zeit danach aus. Aber man darf sich niemals sicher sein, bevor es nicht mathematisch abgesichert ist", sagt der Österreicher.
"Selbstverständlich bedeutet dies nicht, dass wir uns nun bis zum Saisonende ausruhen werden. Sollte die Zuverlässigkeit ein Thema werden, könnten die doppelten Punkte beim Finale in Abu Dhabi eine großartige Saison noch überschatten. Unser Augenmerk liegt noch immer zu 100 Prozent darauf, sicherzustellen, dass dies nicht passieren wird."
Derweil freut sich Technik-Geschäftsführer Paddy Lowe einfach nur auf ein spannendes Finale: "Es ist klar, dass beide Fahrer in großartiger Form sind und einen gesunden Wettkampf genießen. In Brasilien wurde ein Großteil der Strecke neu asphaltiert. Das wird im Verlauf des Wochenendes vor allem mit Blick auf die Performance der Reifen sehr wichtig sein. Die Strecke behält mit der Höhenlage, den starken Höhenunterschieden und der Regenwahrscheinlichkeit einige knifflige Herausforderungen bereit. Die Wettervorhersage sieht für alle drei Tage Gewitter vor! Das wird sicher ein spannendes Wochenende und eine gute Einstimmung auf die Titelentscheidung in Abu Dhabi."