Hamiltons entscheidendes Manöver: Vettel 2012 reloaded
Lewis Hamilton erklärt das rennentscheidende Manöver in Austin, das wie gegen Sebastian Vettel 2012 war - Falscher Knopf lässt Rosberg ohne Power dastehen
(Motorsport-Total.com) - Die Runde 24 des Rennens in Austin könnte zu einem entscheidenden Punkt im Kampf um den Weltmeistertitel der Saison 2014 werden. Es war jene Runde, in der Lewis Hamilton den siegbringenden Angriff auf Nico Rosberg vollzog, dessen WM-Chancen nun nicht mehr in den eigenen Händen liegen. Es war auch das entscheidende Manöver auf Hamiltons Weg zum fünften Sieg in Folge.
Doch bereits vor dem Angriff muss der Großteil der Arbeit erledigt werden. Schon in den Runden davor konnte sich der Brite an den führenden Rosberg ansaugen und lag ab Umlauf 22 innerhalb der DRS-Sekunde. "Es ist ein Kurs, auf dem man sehr gut folgen kann, aber es war besonders im Mittelsektor nicht einfach, an ihm so nah wie möglich dranzubleiben und vor der DRS-Zone nah dran zu sein", schildert Rennsieger Hamilton die Situation.
Doch in Runde 24 wähnte sich der WM-Führende schließlich in Schlagdistanz - na ja, fast: "Ich war sogar noch ein ganzes Stück zurück, würde ich sagen, aber ich war recht zuversichtlich. In Kurve 12 hinein gab es einen ziemlichen Gegenwind, und ich habe gespürt, dass ich nur auf den richtigen Moment warte, wo ich nah genug dran bin, um nach innen zu ziehen. Und das habe ich getan."
Fotostrecke: GP USA, Highlights 2014
Dritter USA-Grand-Prix in Austin, zweiter Sieg für Lewis Hamilton nach 2012: Mit seinem 32. Grand-Prix-Triumph zieht er an Nigel Mansell (31) vorbei und ist nun erfolgreichster britischer Formel-1-Fahrer aller Zeiten. Sehr zum Leidwesen des zweitplatzierten Teamkollegen Nico Rosberg. Fotostrecke
Hamilton setzte auf der langen Gegengeraden an, öffnete den Klappflügel und presste sich in Kurve 12 eiskalt an seinem Teamgefährten vorbei - wie 2012, als er an gleicher Stelle Sebastian Vettel im Red Bull anfangen konnte. "Ich habe an genau den gleichen Stellen aufgeholt, wo ich auch auf Sebastian aufgeholt habe", erinnert er sich. "Nico hat sich nicht wirklich verteidigt, ich habe ihn ein wenig überrascht. Danach habe ich nur versucht, meinen Vorsprung zu behalten."
Und das gelang dem Briten perfekt: Schon in der Runde nach dem Überholmanöver schüttelte Hamilton Rosberg um 1,3 Sekunden ab und ließ keinen Zweifel mehr aufkommen, wer den Sieg in Abu Dhabi davontragen würde. Dass sich Nico Rosberg beim Manöver nur halbherzig verteidigt hat, hatte auch einen Grund, den er erst im Nachhinein feststellte: Er bekam keinen verlangten Zusatzschub durch ERS, nachdem er einen Schalter umlegte statt einen Knopf zu drücken.
"Ich habe einen Fehler gemacht, weil ich das falsche Ding benutzt habe, um mehr Leistung zu bekommen", sagt er. Als er Hamilton ankommen gesehen habe, habe er sich für einen Extraboost entschieden, ihn aber nie erhalten. "Ich dachte, ich würde das Richtige benutzen, aber bei diesem gab es eine Verzögerung. Wenn ich es mit einem Knopf gemacht hätte, wäre es sofort gekommen, aber mit einem Schalter gibt es eine Verzögerung. Ich hatte also nie einen Extraschub."
Doch auch wenn er sich deswegen nur halbherzig verteidigt hatte, glaubt der Wiesbadener nicht, dass es im Endeffekt etwas geändert hätte. "Wenn ich mich besser verteidigt hätte, hätte er außen gebremst und mich in der nächsten Kurve bekommen. Ich dachte, wenn ich andeuten würde, dass ich die Tür schließe, würde das reichen, um ihn vom Versuch abzuhalten - aber das tat es nicht." Und so konnte Hamilton sein Manöver setzen und sich in der WM-Wertung einen guten Vorsprung sichern.