• 11. Oktober 2014 · 17:48 Uhr

Vierte Reihe ganz in rot: Ferrari in Sotschi einfach zu langsam

Die Ferrari-Piloten Fernando Alonso und Kimi Räikkönen kommen beim Qualifying zum Grand Prix von Russland nicht über die Ränge acht und neun hinaus

(Motorsport-Total.com) - Die vierte Reihe in der Startaufstellung zum Grand Prix von Russland in Sotschi wird am Sonntag ganz in rot gehalten. Fernando Alonso wird von Platz sieben starten, sein Teamkollege Kimi Räikkönen wird von acht aus ins Rennen gehen, auch dank eines Getriebewechsels und einer damit verbundenen Fünf-Plätze-Rückversetzung von McLaren-Pilot Kevin Magnussen.

Fernando Alonso war mit dem Grip auf der komplett neuen Strecke in Sotschi zufrieden: "Als wir uns am Donnerstag die Strecke angesehen haben, sah es sehr ähnlich aus wie in Austin 2011. Daher haben wir auch ein ähnliches Verhalten der Reifen erwartet", schildert der Spanier. "Gestern gab es eine recht große Veränderung der Strecke, was normal ist, wenn du auf einer neuen Strecke fährst." Und auch im Qualifying habe er bereits mehr Bodenhaftung verspürt. Durch das Rahmenprogramm samt den Rennen der GP3- und GP2-Serie hofft Alonso auf noch mehr Grip am Sonntag.

Grundsätzlich bemerkt er: "Es ist sehr interessant. Es sieht einfacher aus, als es ist. Für die Fahrer ist es sehr herausfordernd - und auch für die Antriebseinheiten. Mit ein paar anspruchsvollen Kurven, wie der Kurve vier." Alonso ist auch von den russischen Formel-1-Fans angetan: "Ich denke, auch die Leute waren eine Überraschung. Volle Tribünen gestern und fast volle Tribünen auch heute. Das sind gute Neuigkeiten."

"Eigenartiges" Qualifying für Alonso

Das Qualifying selbst bezeichnet er als "eigenartig". Denn: "Das Auto hat sich gut angefühlt, es war gut abgestimmt. Wir hatten kein Unter- oder Übersteuern, alles hat sich gut angefühlt. Aber wir sind einfach nicht schnell genug." Einige Piloten seien über eine Sekunde schneller gewesen, so Alonso weiter. Er verspürt einen leichten Negativtrend: "In den vergangenen Rennen waren wir ein bisschen zuversichtlicher. In Singapur und Suzuka waren wir konkurrenzfähiger. Wir müssen die Gründe dafür herausfinden und uns für morgen verbessern."

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Alonso über Ferrari-Probleme: "Wir sind einfach nicht schnell genug!" Zoom Download

Den großen Rückstand von rund 1,2 Sekunden auf Mercedes-Pilot Lewis Hamilton erklärt sich Alonso wie folgt: "Uns fehlt Tempo auf den Geraden und auch Bremsstabilität in manchen Kurven." Generell fühle er sich im Auto wohl. Er glaubt, dass mehr drin gewesen wäre am Samstag: "Ausgenommen Mercedes und Bottas waren alle Autos innerhalb von ein paar Zehntel. Möglicherweise hätten wir Fünfter sein können, so wie normalerweise am Samstag."

Für Sonntag prognostiziert der zweimalige Weltmeister ein schwieriges Rennen. "Das Überholen wird schwierig sein auf diesem Kurs." Durch den niedrigen Reifenverschleiß spekuliert er mit wenigen Boxenstopps. Auch das gesenkte Geschwindigkeitslimit in der Boxengasse spricht er an: "Das Limit in der Boxengasse wurde heute von 80 auf 60 Kilometer pro Stunde gesenkt, also wird es gut sein, weniger Stopps zu machen." Der Start wird ebenfalls entscheidend sein, meint er, denn: "Hier gibt es auch die längste Distanz vom Start bis zum ersten Bremspunkt."

Räikkönen gefällt's in Sotschi

Teamkollege Kimi Räikkönen platzierte seinen Ferrari F14 T auf den neunten Rang, durch Magnussens Strafversetzung wird er am Sonntag aber von Rang acht aus ins Rennen gehen. Der Finne spricht ebenfalls den Grip und die Reifen an: "Ich denke nicht, dass sich die Strecke viel weiterentwickelt hat. Es war zu Beginn mehr Grip vorhanden, als jeder erwartet hat. Es ist schwierig, auf diesem Untergrund die Reifen auf Temperatur zu bringen, vor allem die Vorderreifen."

An sich sei der Grip aber "nicht schlecht". Der glänzende Asphalt scheint die Reifen nicht aufzuwärmen, erklärt Räikkönen und fügt hinzu: "Zumindest nicht unsere. Die schnelleren Teams können die erste Runde mit den neuen Reifen schon voll fahren. Aufgrund der Kombination von Abtrieb und der Strecke." Grundsätzlich gefällt dem Finnen der Kurs aber: "Es ist ein netter Kurs, gute Umgebung. Sicherlich eine der besten, zu denen wir reisen."


Fotos: Kimi Räikkönen, Großer Preis von Russland


Am Samstag habe er zwar noch immer Probleme mit der Vorderachse gehabt, speziell im dritten Sektor, verglichen mit der Leistung am Freitag, sei es aber wesentlich besser gewesen. "Ich denke, unser Tempo ist einigermaßen da. Das Auto war nicht ideal, aber es war viel besser als gestern", unterstreicht er das Positive. "Es gibt noch immer Schwierigkeiten, die Frontpartie in Kombination mit dem Heck zum Arbeiten zu bringen", schildert er seine Probleme. Natürlich sei das kein toller Platz, aber es sei "das Beste", was man heute machen konnte.

Räikkönen und das Lenken

Das Thema Überholen auf dem Sotschi Autodrom sieht Räikkönen, der in dieser Saison der älteste Pilot im Fahrerfeld ist, relativiert: "Das hängt von den Autos ab. Die Mercedes können einfacher überholen als wir. Gestern war es nicht einfach, Autos zu überholen. Man fährt dicht hinterher, aber es gibt keinen Weg vorbei." So wie Alonso kann sich auch Räikkönen eine Einstoppstrategie vorstellen: "Vielleicht wird es nur einen Stopp geben. Das wissen wir noch nicht. Erst zu Beginn des Rennens werden wir eine Vorstellung davon bekommen."

Die Kurve drei auf dem Kurs in Sotschi ist eine langgezogene Linkskurve, die jeder Fahrer etwas anders durchfährt. Räikkönen meint, dass, egal welche Linie man wählt, dies sich nicht wesentlich auf die Rundenzeit auswirkt. Trotzdem merkt er an: "Für die Top-Teams ist es sowieso eine Vollgas-Kurve, auch wenn sie ziemlich eng ist. Dort gibt es überraschend guten Grip. Man kann also so fahren, wie man will. Die nächste Kurve kommt dann sehr schnell." Er selbst bevorzugt es, eher mittig durch den Linksbogen zu fahren, um sich dann am Kurvenausgang für die Kurve vier zu positionieren.

"Ich hatte schlechte Jahre zuvor. Ob es hilft? Ich hätte sie lieber nicht gehabt."Kimi Räikkönen
An Räikkönens Fahrstil wurde in den vergangenen Monaten aufgrund von sehr durchschnittlichen Leistungen gezweifelt. Er liegt weit abgeschlagen auf Platz elf in der WM-Wertung und kann mit Teamkollegen Alonso meist nicht mithalten. Der Finne selbst weiß natürlich, dass dies nicht gut ist für ihn. Trotzdem sieht er die Situation relativ sachlich: "Ich hatte schlechte Jahre zuvor. Ob es hilft? Ich hätte sie lieber nicht gehabt. Ich denke nicht, dass es mich schneller gemacht hat. Aber ich denke auch, dass ich nicht langsamer bin als zuvor." Nun würden eben schon kleinste Probleme große Auswirkungen haben, erklärt er. Seine Achillesferse ist die Vorderachse und das Lenken: "Die meiste Zeit kämpfe ich mit der Bedienung. Jede Kurve, beim Bremsen - das ist schmerzvoll, aber das ist ein Teil des Rennfahrens."

Fry: "Saftey-Car sehr wahrscheinlich"

"Es gibt sehr viele kleine Dinge, die uns viele Punkte kosten und unser Leben schwer machen. In letzter Zeit hatten wir Erfolg die Dinge zu verbessern. Auch das Auto hat sich seit Beginn der Saison stark verbessert. Die Richtung stimmt", glaubt der 34-Jährige. "Das hilft jetzt auch nichts. Die Saison ist im Ganzen sehr enttäuschend." Er hofft auf eine starke Steigerung 2015: "Ich habe vollen Glauben in die Leute. Ich denke, nächstes Jahr sollten wir viel besser sein, und dort sein, wo wir hingehören. Wir kennen unsere Probleme, können die Dinge aber nicht beheben. Wir sollten nächstes Jahr viel besser aufgestellt sein. Wir müssen an das glauben, was wir tun."

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Pat Fry glaubt, dass im Rennen eine Ein-Stopp-Strategie sinnvoll wäre Zoom Download

Ferrari-Chefingenieur Pat Fry erklärt, dass man von der Reifenperformance sehr überrascht war: "Gestern war sofort klar, dass die Reifenperformance anders war, verglichen mit den anderen Strecken, aufgrund der Streckenoberfläche und dem Zusammenspiel mit den Reifen." Auch er vergleicht die Strecke mit Austin, wie es schon Alonso angesprochen hat.

Durch die geringe Abnutzung der Reifen, war es schwierig, diese auf Temperatur zu bringen und daher mussten viele Runden gefahren werden, was eine weitere Frage aufwarf: "Heute, war die Schwierigkeit, die richtige Menge an Sprit einzufüllen, um die maximale Leistung abzurufen, und zugleich viele Runden absolvieren zu können. Dazu kam die Entwicklung des Kurses." Morgen rechnet auch er mit einer Einstoppstrategie.

Fry betont vor allem die Leistungen von Williams heute, aber auch Red Bull ist für ihn wieder näher dran und "überraschend die Toro Rosso". Ein weitere unkalkulierbarer Faktor am Sonntag im Rennen: "Es gibt eine große Wahrscheinlichkeit des Safety-Cars hier, wenn man die Mauern und die wenigen Auslaufzonen in Betracht zieht."

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