Mercedes' letzte Fressfeinde: Reifen, Bottas, Teamkollege
Rosberg glaubt, Hamilton abfangen zu können, wenn er sich am Start oder per Strategie einen Vorteil erarbeitet - Reifen kommen nur langsam auf Temperatur
(Motorsport-Total.com) - Nach dem Qualifying zum Russland-Grand-Prix in Sotschi sieht alles danach aus, als würde die Rennpremiere am Schwarzen Meer am Sonntag eine Neuauflage des Mercedes-Teamduells erleben. Will Nico Rosberg seinem von der Pole-Position startenden WM-Rivalen Lewis Hamilton den obersten Platz auf dem Podest streitig machen, wird er sich mit einem Manöver gegen den Briten sputen müssen: "Der Start ist die beste Gelegenheit. Ohne Reifenabbau wird es schwierig", blickt Rosberg voraus.
Die Hoffnung des Deutschen: Wenn die Pneus so konstant sind, wie es das ganze Wochenende über den Anschein hat, ist es vielleicht möglich, an einem führenden Hamilton dranzubleiben, später zu stoppen und in den freien Runden den Positionswechsel kampflos herbeizuführen. Der Brite selbst hält das Szenario für möglich: "Es sieht danach aus, als würde es ein Ein-Stopp-Rennen. Es ließe sich wohl sogar die ganze Distanz auf einem Satz Reifen fahren, aber wir müssen ja irgendwann einen Halt einlegen."
Das Phänomen der Ausdauer-Pirellis kann man sich im Mercedes-Lager erklären: "Neuer Asphalt wie dieser besitzt an der Oberfläche eine Teerschicht. Diese wird mit der Zeit abgefahren. Zunächst sorgt sie allerdings dafür, dass es sehr schwierig ist, die Reifen auf Temperatur zu bringen", erklärt Technikchef Paddy Lowe. "Mit diesem Phänomen haben wir es an diesem Wochenende zu tun." Niki Lauda stimmt bei 'RTL' zu: "Der Asphalt ist hier nicht so richtig rau, daher werden die Reifen gar nicht so wirklich warm."
Der Aufsichtsratsboss des Mercedes-Teams wittert Konkurrenz: "Am Williams werden sie warm, sogar zu sehr. Deswegen haben sie über einen gewissen Zeitraum mehr Grip." Auch Hamilton rechnet damit, dass die Briten über die Renndistanz ein ernstzunehmender Konkurrent sein werden und zeigt sich allen voran vor Valtteri Bottas gewarnt: "Er fährt fantastisch, er ist ein richtiger Racer", hagelt es ein dickes Lob für den Finnen, der seine Trümpfe allen voran auf den Geraden ausspielen könnte.
Schließlich schätzt Hamilton den Geschwindigkeitsunterschied auf sieben km/h zugunsten des FW36: "Das wird ein bisschen wie in Spielberg, nur, dass sie hier noch schneller sind." Trotzdem ist bekanntermaßen das Heranfahren die eine, Vorbeifahren die andere Sache: "Überholen wird nach den Eindrücken aus der GP2 knifflig, aber das Hinterfahren scheint gut zu funktionieren. Da wird es keine reine Prozession geben", orakelt Hamilton, der die Sorge um Jules Bianchi ausblenden will: "Natürlich ist es für jeden hart. Aber wir müssen den Gasfuß durchdrücken, weitermachen und hoffen, dass morgen alle in einem tollen Rennen alle sicher sind."