Stewart und Lauda: Rennleitung nicht schuld am Unfall
Jackie Stewart und Niki Lauda haben Charlie Whiting aus der Schusslinie der Kritik genommen: Die Bedingungen seien in Ordnung gewesen, der Unfall unglücklich
(Motorsport-Total.com) - Dass das Rennen in Suzuka im Regen versinken musste, war nach den bekannten Wetterprognosen fast zu 100 Prozent klar. Taifun Phanfone schickte seine Ausläufer zum Rennen nach Japan, doch eine Vorverlegung des Rennens auf Samstag, wie diskutiert, kam für die FIA letztendlich nicht in Frage. Auch eine Veränderung der Startzeit wurde nicht vollzogen, sodass der Grand Prix schließlich komplett unter nassen Bedingungen abgehalten wurde.
Während die meiste Zeit des Rennens unfallfrei über die Bühne ging, wurde es wenige Runden vor dem Ende dramatisch. Erst flog Adrian Sutil in seinem Sauber ab, doch als ein Streckenfahrzeug den gestrandeten C33 bergen wollte, passierte das Unglück: Jules Bianchi flog an der gleichen Stelle wie Sutil ab und krachte mit seinem Marussia in das Bergungsfahrzeug, wobei er sich schwere Kopfverletzungen zuzog.
Besorgt beobachteten Teams, Fahrer und Fans das weitere Geschehen, auch Ex-Weltmeister Jackie Stewart saß geschockt vor dem Fernseher: "Ich habe den Beginn des Rennens verpasst, aber die Bedingungen schienen ziemlich übel zu sein", erklärt er gegenüber 'BBC Radio 5'. Zwar würde die Strecke von Suzuka mit Wasser von oben gut umgehen können, doch der starke Regen habe es für alle Piloten zu einer schwierigen Angelegenheit gemacht.
Der Schotte war schon immer einer der Vorreiter in Sachen Sicherheit, doch einen Vorwurf möchte er der Rennleitung nicht machen. Er kann von außen nicht entscheiden, ob man hätte abbrechen müssen: "Die Entscheidung kann nur von den Leuten vor Ort getroffen werden, und es wäre falsch von mir, Spekulationen anzustellen, da ich ganz einfach nicht da gewesen bin", sagt Stewart und vertraut der Meinung von Rennleiter Charlie Whiting. "Charlie ist in solchen Fällen sehr zuverlässig und hat das schon viele Male gemacht."
Auch ein Weggefährte des Schotten sieht für den Vorfall keine Schuld bei der Rennleitung. Niki Lauda kennt Dauerregen in Japan und stieg 1976 bei strömendem Regen in Fuji freiwillig aus dem Auto und überließ Rivale James Hunt den Titel. Doch heute seien die Bedingungen in Ordnung gewesen, erklärt er: "Am Ende war der Regen nicht das wahre Problem des Rennens. Ohne den Unfall hätte das Rennen bis zum Ende laufen können", so der Österreicher.
"Man kann nicht sagen, dass heute irgendetwas falsch gemacht wurde", betont Lauda und erklärt, dass auch das Safety-Car am Anfang eine sensible Entscheidung gewesen sei. Der Unfall von Bianchi war für ihn vor allem eins: "Er war sehr unglücklich", so Lauda. "Der Unfall heute war eine Verkettung unglücklicher Umstände. Ein Auto ist abgeflogen, der Truck ist herausgekommen und dann ist das nächste Auto abgeflogen."
Für den Aufsichtsratsvorsitzenden des Mercedes-Teams beweise das lediglich eines: "Motorsport ist gefährlich." Immer wieder wird die Sicherheit der modernen Formel 1 betont, weil seit 20 Jahren kein Pilot mehr ums Leben gekommen ist. "Wir gewöhnen uns daran, wenn nichts passiert, und plötzlich sind wir alle überrascht", sagt Lauda. "Wir müssen uns immer bewusst sein, dass Motorsport sehr gefährlich ist."
Unfälle, wie der von Bianchi, können theoretisch immer passieren. Auch wenn man die Risiken in den vergangenen Jahren immer weiter minimiert hat, ganz ausschließen kann man sie nicht. Nur eines hätte man laut Lauda heute wirklich tun können: "Sie hätten das Rennen ohne Frage eher starten können. Es wäre möglich gewesen, das Rennen um 13 Uhr (6 Uhr MESZ; Anm. d. Red.) zu starten. Das wäre am Ende besser gewesen."