• 20. September 2014 · 16:04 Uhr

Um 0,007 Sekunden: Hamilton auf der Pole in Singapur

Wenn es darauf ankommt, ist Mercedes zur Stelle: Lewis Hamilton schlägt Nico Rosberg im Kampf um die Singapur-Pole-Position - Vettel wird Vierter hinter Ricciardo

(Motorsport-Total.com) - Eine Sensation lag in der Luft. Doch am Ende hatte doch wieder Mercedes die Nase vorn. In einem wahren Herzschlag-Finale. Denn auf dem Zielstrich trennten die beiden Silberpfeil-Fahrer gerade mal 0,007 Sekunden. Sehr viel enger geht es nicht. Was wohl auch den Ärger von Nico Rosberg erklärt. "Verdammt noch mal!" Das brüllte er in den Funk. Weil sein Teamkollege Lewis Hamilton schneller war.

Der Weltmeister von 2008 schraubte die Bestzeit in Singapur mit seinem letzten Versuch auf 1:45.681 Minuten herab und sicherte sich damit zum siebten Mal in dieser Saison die Pole-Position. Mercedes hat damit bereits zum 13. Mal in 14 Rennen den ersten Startplatz inne. Und schon zum siebten Mal gehen Hamilton und Rosberg in diesem Jahr Seite an Seite in einen Grand Prix - die ideale Ausgangslage.

Und so spricht Mercedes-Sportchef Toto Wolff von einer "großen Erleichterung". Denn nach dem ersten "Schuss" in Q3 hatte noch Felipe Massa (Williams) vorn gelegen. "Jetzt haben wir es gerade so geschafft", meint Wolff. Knapp zwei Zehntel haben die Mercedes-Piloten ihren Verfolgern auf etwa fünf Kilometer abgenommen. Ein Abstand, der im Vergleich zu bisherigen Ergebnissen gering ausfällt.

Rosberg kann's zunächst kaum fassen

Doch das hat auch einen Grund: "Das Auto war an diesem Wochenende nie so, wie es sich die Fahrer gewünscht hatten", erklärt Wolff. Hamilton und Rosberg hatten daher selbst im Qualifying zu kämpfen, fuhren aber trotzdem nach vorn. Nur: "Dass es so eng werden würde, hätten wir nicht gedacht", gesteht Hamilton. "Es war allerdings gut für das Team, dass es ein solches Ende genommen hat."

Er selbst habe zum Schluss keine perfekte Runde erwischt. "In Kurve eins haben die Räder blockiert. Das hat mich etwas Zeit gekostet", so der Pole-Setter von Singapur. "Und da dachte ich schon, ich hätte es versaut. Ich habe aber einfach weitergemacht und es wurde besser und besser." Zu gut für Rosberg, der noch im Auto davon erfuhr. "Das gibt's doch nicht", sei ihm als Erstes durch den Kopf geschossen.

"Denn dann gehen meine Gedanken direkt in meine Runde rein", erklärt der Zweitplatzierte. "Sieben Tausendstel hätte ich hier oder dort vielleicht noch holen können - sogar in der letzten Kurve habe ich sieben Tausendstel liegenlassen." Er habe zudem das Handicap neuer Bremsen gehabt, weshalb auch die Bremsbalance anders gewesen sei. "Aber schon in Ordnung", meint Rosberg. "Das Rennen am Sonntag ist lang."

Vettel ärgert sich über verpasste Chance

Auch für Daniel Ricciardo (Red Bull), der seinen Teamkollegen Sebastian Vettel (Red Bull) wieder einmal im Griff hatte und als Dritter bester Mercedes-Verfolger war - bei einem Rückstand von 0,173 Sekunden auf Hamilton. Dieses Ergebnis sei "ermutigend", sagt Ricciardo. "Wir waren näher dran, als wir das für möglich gehalten hätten. Es war ein guter Tag." Sein Stallgefährte sieht das etwas anders.


Großer Preis von Singapur - Samstag

"Ich denke, es war mehr drin", sagt Vettel, der um rund fünf Hundertstelsekunden hinter Ricciardo zurückgeblieben ist. "Deshalb bin ich nicht ganz zufrieden. Auch, weil ich keine ganz saubere Runde erwischt habe." Als Vierter steht er aber immerhin vor Fernando Alonso (Ferrari), der nach seiner Leistung im dritten Freien Training als Favorit auf die Pole-Position galt, so aber enttäuscht wurde.

Auch Alonsos Ferrari-Teamkollege Kimi Räikkönen musste einen Rückschlag einstecken: Kurz vor dem entscheidenden "Schuss" in Q3 wies ihn das Team an, sein Auto abzustellen - die Technik spielte nicht mehr mit. Mehr als Platz sieben hinter Alonso und Massa war so nicht drin. Ohne Chance waren auch Valtteri Bottas (Williams), Kevin Magnussen (McLaren) und Daniil Kwjat (Toro Rosso) am Ende der Top 10.

Hülkenberg und Sutil ohne Q3-Teilnahme

Nicht an Q3 teilnehmen durften Nico Hülkenberg (Force India), nachdem er in Q2 als 13. abgewinkt worden war. "Das war das Maximum", hält er fest. "Eigentlich lief es ganz ordentlich, aber das war das höchste der Gefühle für unser Auto. Ich glaube, die anderen haben von Q1 zu Q2 eine Schippe nachgelegt. Da können wir einfach nicht mithalten." Auch Sergio Perez (Force India/15.) stand auf verlorenem Posten.

Bei Adrian Sutil (Sauber/17.) sorgte die Technik für das vorzeitige Ende am Samstag. Enttäuscht stellte sich der Deutsche nach dem Ausscheiden in Q1 der Presse: "Wenn wir bis Sonntag keine Lösung dafür finden, geht uns im Rennen die Puste aus." Ein "seltsames Problem" am Antriebsstrang sorge dafür, dass er pro Runde eine halbe Sekunde verliere. "Ich mache mir da ein bisschen Sorgen."

Nur einen Platz vor ihm, aber kaum besser gelaunt, steht Romain Grosjean (Lotus), der sein Auto mehr um den Kurs prügelte als fuhr. Und weil er erneut von Motorenaussetzern heimgesucht wurde, platzte dem Franzosen im Live-TV der Kragen: "Ich kann es nicht glauben. So ein Scheißmotor", funkte Grosjean. "Genau das gleiche Problem wie vorher. Aber ist mir egal, ich habe genug davon."

Die Pole-Position als großer Vorteil

Immerhin hatte er die erste Hürde noch genommen. Ganz im Gegenteil zu Pastor Maldonado (Lotus), der wieder einmal mit den Hinterbänklern von Marussia und Caterham gleich in Q1 ausschied. Der Sieg im "Kellerduell" der Formel 1 ging an Marussia-Fahrer Jules Bianchi, um fast eine Sekunde. Klares Schlusslicht war Marcus Ericsson im Caterham: Ihm fehlten fast zwei Sekunden - auf den Vorletzten.


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Doch das wird beim Großen Preis von Singapur am Sonntag nur eine Randerscheinung sein. Denn die größte Aufmerksamkeit wird sicherlich der ersten Startreihe zuteil. Hamilton gegen Rosberg - wie in der WM, so auf der Strecke. Und das verspricht große Spannung. Hamilton aber wähnt sich dank der Pole-Position im Vorteil: "Wenn man hier nicht von vorn startet, wird es ziemlich schwierig."

Überholen ist in Singapur zwar nicht unmöglich, aber, weil es ein Stadtkurs ist, auch nicht unbedingt einfach. Gut möglich also, dass sich die Silberpfeile erst einmal an der Spitze einreichten und sich dann gegenseitig belagern. Weshalb auch Ricciardo als Dritter erst einmal auf abwarten fahren will. Sein Ziel ist ein Podestplatz, welcher auch immer. Und Vettel? "Schauen wir mal", so der Titelverteidiger.

Supersoft ist deutlich schneller

"Es ist schwierig, wenn man hier nicht ganz vorn steht. Und auch das Überholen ist schwierig. Aber mit einem guten Start und mit einer guten Strategie könnte es schon anders aussehen", meint Vettel. Apropos: Die superweichen Reifen sind im Grand Prix wohl der Schlüssel zum Erfolg. Sie sind um etwa 1,5 bis 2,5 Sekunden schneller als die weichen Pneus von Pirelli. Und wer das nutzen kann, ist im Vorteil.

In jedem Fall liegt Rosberg genau richtig, wenn er von einem "langen" Rennen spricht. Denn die Distanz in Singapur beträgt stolze 309,316 Kilometer. Hinzu kommen die äußeren Bedingungen: Die Temperatur beträgt über 30 Grad Celsius, die Luftfeuchtigkeit liegt bei über 75 Prozent. Und sehr wahrscheinlich fällt die Zielflagge nach 61 Runden erst kurz vor der Maximaldauer von zwei Stunden...

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