• 20. September 2014 · 20:05 Uhr

Regenschauer sorgt für knifflige Rennstrategie

Pirelli gibt für Singapur drei Boxenstopps vor, aber es gibt viele Fragezeichen - Ein Regenschauer nach dem Qualifying könnte die Voraussetzungen verändern

(Motorsport-Total.com) - Das Qualifying für den Grand Prix von Singapur entwickelte sich zu einem Krimi. Lediglich sieben Tausendstelsekunden sorgten für die Entscheidung um die Pole-Position. Aber auch die weiteren Fahrer lagen im Q3 eng beisammen, denn McLaren-Pilot Kevin Magnussen hatte als Neunter 0,569 Sekunden Rückstand auf die Spitze. Der supersoft Reifen von Pirelli (rote Markierung) war für eine schnelle Runde deutlich schneller als die härtere Mischung soft (gelb). Allerdings müssen die roten Reifen auch im Rennen eingesetzt werden. Pirelli hatte schon am Freitag von drei Boxenstopps gesprochen.

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Nico Rosberg erwartet im Rennen hohen Verschleiß der Hinterreifen Zoom Download

Auch die Daten der beiden Samstagstraining deuten auf diese Strategie hin. "Es war interessant, dass es zwischen den beiden Mischungen einen großen Unterschied gab", sagt Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "Das bedeutete, dass man den Performance-Vorteil der Supersoft-Reifen nutzen musste. Der Reifenabbau war sogar etwas besser als erwartet. Dennoch erwarten wir ein Rennen mit drei Stopps, denn das ist der schnellste Weg."

"Durch Safety-Car-Phasen kann sich natürlich einiges verändern. Wenn man sich die Pace gut einteilt, könnten sich auch zwei Stopps ausgehen, falls man im Verkehr Positionen gewinnt. Die Topleute werden nicht auf diese Variante setzen, aber einige Fahrer im Mittelfeld könnten versuchen, einen Stopp weniger zu machen", denkt Hembery an Teams wie McLaren, Toro Rosso oder Force India.


Fotos: Großer Preis von Singapur


Mercedes und Red Bull sollen demnach mit drei Stopps planen. Damit rechnet auch Niki Lauda: "Das Ding hält nach den Erfahrungen von heute zwölf bis 15 Runden", spricht er bei 'RTL' die Mischung supersoft an. "Die härteren Reifen halten aber auch nicht viel länger. Das ist eine interessante Entwicklung. Die roten sind war etwas schneller als die gelben, aber die Haltbarkeit ist ungefähr gleich. Zwei oder drei Stopps, das wird die Diskussion sein. Man muss genau aufpassen, wer mit den Reifen besser umgeht, der gewinnt das Rennen."

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Die Mischung supersoft war im Qualifying der schnellere Reifen Zoom Download

Vor allem Red Bull könnte über die Strategie den Silberpfeilen gefährlich werden. "Ich hoffe, wir können die Mercedes-Jungs etwas unter Druck setzen", sagt Red-Bull-Teamchef Christian Horner bei 'RTL' und verweist ebenfalls auf das schwarze Gold von Pirelli: "Mit den Reifen wird das sicher interessant, die sind morgen ein großer Faktor." Dagegen sieht Sebastian Vettel die Möglichkeiten begrenzt: "Wenn sich eine Strategie als die beste für alle herausstellt, dann hat man nicht viel Spielraum."

Zuletzt in Monza blieb Daniel Ricciardo vor seinem einzigen Boxenstopp länger auf der Strecke als Vettel, was sich am Ende als Vorteil herausstellte. Könnte Red Bull nun in Singapur eine ähnliche Taktik anwenden? "Ich denke nicht, dass man hier so viel länger fahren kann", winkt Vettel ab. "In Monza war der Reifenverschleiß nicht so hoch, hier ist das eine ganz andere Geschichte." Entscheidend für den Reifenverschleiß ist auch das Wetter.

Regen nach Qualifying wäscht Grip weg

Hembery kennt den Regen in Asien gut: "Es ist so wie immer in Singapur. Es könnte jeden Tag etwas regnen, meistens in der Früh oder am frühen Nachmittag. Am Abend regnet es etwas seltener. Da ich hier aber schon gewohnt habe, kann ich aus Erfahrung sagen, dass es auch am späten Abend regnen kann." Direkt im Anschluss an das Qualifying begann es wieder zu schütten. Dadurch wurde der Gummi erneut vom Asphalt gewaschen. Außerdem gibt es in Singapur nur das Rahmenrennen des Porsche Carrera-Cup Asien und Rennen mit historischen Formel-1-Boliden.

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Nach dem Qualifying ging ein sintflutartiger Regenschauer über Singapur nieder Zoom Download

All diese Umstände bereiten den Teams Kopfzerbrechen. "Der Reifenverschleiß hinten wird morgen im Rennen das große Thema sein", sagt Nico Rosberg mit Sorgenfalten. "Ich hatte beim Longrun ein Freitag ein gutes Gefühl, aber der Regen bringt jetzt eine gewisse Unbekannte ins Spiel. Wir wissen nicht, wie die Strecke sein wird, und das könnte morgen ein größeres Problem werden als am Freitag."

Auch sein Mercedes-Teamkollege Lewis Hamilton macht sich wegen des Regens am Samstagabend Sorgen. "Es ändert die Dynamik des Rennens ein bisschen. Es wird auch die Balance des Autos verändern", ist sich der Brite sicher. "Vielleicht wird der Abbau hinten größer, vielleicht vorne, das müssen wir sehen. Vielleicht gibt es dadurch mehr Boxenstopps - oder weniger. Ich kann mir aber vorstellen, dass es mehr sein werden."

"Der Regen bringt jetzt eine gewisse Unbekannte ins Spiel. Wir wissen nicht, wie die Strecke sein wird."Nico Rosberg
Aufgrund der neuen Funkregeln sind die Fahrer damit am Sonntag mehr auf sich alleine gestellt als bei den bisherigen Rennen. Wenn im Laufe des Rennens mehr Gummi auf die Bahn gelegt wird, verändern sich die Voraussetzungen erneut. Auch darauf müssen sich die Fahrer einstellen, wie Fernando Alonso anmerkt: "Die Strecke wird sich im Rennen stark entwickeln. Da sind wir wieder fast bei Null. Der Reifenverschleiß wird deshalb höher sein, wir sollten das im Auge behalten."

Durch den Regenschauer nach dem Qualifying können die Teams ihre Erfahrungswerte aus den Freien Trainings fast in die Tonne kippen. "Am Samstagabend hat es wirklich übel geschüttet. Die Strecke wird ziemlich 'grün' sein", sagt Routinier Jenson Button. "Wahrscheinlich ist der Kurs aber in einem besseren Zustand als wenn er noch nicht befahren wurde."

"Erst wenn du im Nassen fährst, vernichtest du den Grip. Es ist also nicht so schlimm, wie es sein könnte. Dennoch: Die Chancen, dass die Reifen Graining kriegen, sind am Sonntag größer, glaube ich. Graining trat allerdings am Freitag überhaupt nicht auf. Es könnte aber im Rennen in Erscheinung treten. Sollte das der Fall sein, würde es das Rennen bei Reifenwahl und Strategie dramatisch verändern." Wie Hembery bestätigte, gab es an den Trainingstagen kein Graining oder Blistering der Reifen.

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