Ist der Traum vom 360-km/h-Topspeed in Monza geplatzt?
Der erhoffte Geschwindigkeitsrausch auf der schnellsten Strecke des Kalenders könnte laut Team-Simulationen etwas eingebremst werden
(Motorsport-Total.com) - Die Motoren mögen zu leise sein und die Regeln zu kompliziert. Wenn die Formel-1-Boliden der 2014er-Generation beim kommenden Grand Prix von Italien in Monza aber über den 5,793 Kilometer langen Kurs brettern, dabei eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 240 km/h erreichen und in einer Runde bis zu 77 Prozent Vollgas geben, dann macht Motorsport auch in der Formel 1 wieder Sinn. Die neuen V6-Turbo-Aggregate und der niedrige Abtrieb-Level der Boliden in dieser Saison versprechen dabei lange nicht mehr da gewesene Spitzengeschwindigkeiten.
Die 370,1 km/h, die Kimi Räikkönen 2005 im McLaren-Mercedes MP4-20, einer 3,0-Liter-V10-Maschine, in Monza erreichte, wären in diesem Jahr wohl etwas utopisch. Über die 360-km/h-Marke wurde aber durchaus schon diskutiert. Der bisherige Spitzenwert der Saison 2014 liegt bei 347,1 km/h, die Felipe Massa in Kanada erreichte.
Wie 'Auto motor und sport' jetzt berichtet, werden die tatsächlichen Werte aber wohl unter den Erwartungen ausfallen. Die Teams sollen in ihren Simulatoren Topgeschwindigkeiten von 350 bis 355 km/h berechnet haben. Zwar haben die Geschwindigkeiten im Vergleich zum Vorjahr, als die Boliden noch mit V8-Verbrennungsmotoren ausgestattet waren, generell zugenommen, auf Hochgeschwindigkeits-Strecken fällt der Vorteil aber geringer aus.
"Das Reglement hat uns ungefähr 10 Prozent Abtrieb weggenommen und im gleichen Maße den Luftwiderstand verringert" erklärt der Technische Direktor von Force India, Andrew Green. "Das bezieht sich auf die Strecken, auf denen mit maximalem Abtrieb gefahren wird. Wegen des generell reduzierten Abtriebs sind das die meisten. Wenn wir jetzt nach Monza kommen, dann vergleichen wir uns mit Autos, die auch schon in der Vergangenheit mit minimalem Anpressdruck gefahren sind. Deshalb sind auch die Unterschiede nicht so groß. Weniger geht nicht. Deshalb werden die höheren Topspeeds in diesem Jahr in Monza hauptsächlich auf den Motor zurückzuführen sein."
Eine andere Möglichkeit, in Monza noch ein paar km/h herauszukitzeln, wäre den Joker für eine Änderung an der Getriebeübersetzung zu ziehen. Red Bull hat das schon in Spa getan und auch McLaren und Toro Rosso dürfen in dieser Saison nicht noch einmal nachjustieren, da eine der neuen Regeln besagt, dass die Übersetzungen das Jahr über eingefroren werden.
Für Williams-Chefingenieur Rob Smedley wäre das sowieso keine Option: "Wir werden für Monza nichts anpassen, haben den höchsten Gang lang genug gewählt. Unsere Analysen zeigen, dass alle mit ihrem höchsten Gang kein Problem haben dürften. Red Bull hat zum Rennen in Spa auch nicht wegen der Topspeeds etwas angepasst. Sie haben es getan, weil ihre Simulationen jetzt im Vergleich zu jenen vor dem Saisonstart eine neue beste Lösung ausgespuckt haben. Wir schauen uns alles nochmal an und schauen, ob es auch für uns noch Performance-Verbesserungen geben könnte. Aber ganz ehrlich: Die Übersetzungen spielen keine entscheidende Rolle, auch nicht für die Leistungsentfaltung."