• 23. August 2014 · 15:06 Uhr

Zwei Sekunden Vorsprung: Mercedes deklassiert Vettel & Co.

Von wegen Regen hilft der Konkurrenz: Im Qualifying in Belgien holt sich Nico Rosberg seine vierte Pole hintereinander - Sebastian Vettel erster Mercedes-Verfolger

(Motorsport-Total.com) - Mit einer Machtdemonstration des Mercedes-Teams ging heute das Qualifying zum Grand Prix von Belgien (Formel 1 live im Ticker) zu Ende. Nico Rosberg und Lewis Hamilton lieferten sich im verregneten Spa-Francorchamps ein spannendes Duell um die Pole-Position, das letztendlich Rosberg für sich entscheiden konnte. Der Rest der Welt hatte auf die beiden mehr als zwei Sekunden (!) Rückstand.

Schon in Q1 (Bestzeit Rosberg) und Q2 (Hamilton) hatte Mercedes 1,3 beziehungsweise 1,8 Sekunden Vorsprung auf den ersten Verfolger, in Q3 waren die Silberpfeile dann komplett in ihrer eigenen Liga. Und so lieferten sie sich am Ende auf frischen Pirelli-Intermediates nur noch ein Fernduell um die Pole, bei dem Hamilton auf der Strecke ein paar Sekunden vor Rosberg lag. Aber schon bei den Zwischenzeiten sah es schlecht aus für den Briten.

Als er über die Ziellinie fuhr, kam er - auch wegen eines Fehlers gleich in La Source - nicht an Rosbergs bestehende Bestzeit heran, während sich der Deutsche noch einmal steigern konnte. "Man hatte das Gefühl, Nico hatte noch Sicherheitsreserven, aber genau das ist die Kunst im Regen", analysiert Experte Marc Surer. Und Mercedes-Sportchef Toto Wolff erklärt: "Lewis hatte im letzten Run kleine Probleme mit der Bremstemperatur."

Hamilton klagt über Bremsprobleme

"Das Auto zog entweder nach links oder nach rechts", präzisiert Hamilton. "Ich musste den Bremspunkt ein bisschen weiter nach hinten bekommen. Da habe ich aus Kurve 1 heraus viel verloren." Dabei waren die Bedingungen im Cockpit einfacher, als sie aussahen: "Es war nicht ganz so schwierig, weil es schon relativ konstant war da draußen", findet Rosberg. "Das ist eher selten und hat es ein bisschen einfacher gemacht."

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Sebastian Vettel: Im Regen ist die Senke Eau Rouge eine riesige Herausforderung Zoom Download

Grundsätzlich ist die Freude über seine vierte Pole-Position hintereinander (8:4-Führung im Qualifying-Stallduell) riesig: "Ich freue mich total, auf so einer besonderen Strecke bei so schwierigen Bedingungen auf Pole zu stehen. Wir haben mit den Ingenieuren gute Arbeit gemacht, denn wir haben das Auto mit der Feinabstimmung am Lenkrad immer weiter verbessert. Am Ende hat es super gepasst und mir ist eine super Runde gelungen."

Vorjahressieger Sebastian Vettel war in Q2 auf seine letzte Runde angewiesen, um überhaupt den Top-10-Cut zu schaffen, lieferte in Q3 aber eine gute Vorstellung ab und sicherte sich den dritten Platz. Im Qualifying-Stallduell gegen Daniel Ricciardo, heute um zwei Zehntelsekunden geschlagen und Fünfter der Startaufstellung, verkürzt er auf 5:7. "Eine starke Leistung", lobt Teamchef Christian Horner. "Er ist toll zurückgekommen, nachdem er gestern kaum fahren konnte."

Vettel zufrieden: Mehr war nicht drin

"Ich denke, das war heute unser Optimum", meint Vettel selbst. "Der Abstand nach vorne macht uns natürlich nicht so glücklich, aber ich glaube, wir wissen, wo der Unterschied liegt. Wir sind bei trockenen Bedingungen etwas näher dran als im Nassen." Am Start glaubt er Rosberg und Hamilton sogar ärgern zu können, aber: "Die Mercedes sind doch noch ein bisschen schneller. Wir schauen auf uns und versuchen natürlich, das Beste rauszuholen."

Williams konnte die hohen Erwartungen nicht ganz erfüllen, landete auf den Positionen sechs (Valtteri Bottas) und neun (Felipe Massa) - woraufhin die Stellvertretende Teamchefin Claire Williams ihre Enttäuschung beim Blick auf den Zeitenmonitor nicht verbergen konnte. Dazwischen im Williams-Sandwich: Kevin Magnussen (McLaren) und Kimi Räikkönen (Ferrari). Jenson Button (McLaren) wurde mit über vier Sekunden Rückstand Zehnter.

Frühes Aus für Regenspezialist Hülkenberg

Aus deutscher Sicht setzte es mit dem Ausscheiden von Nico Hülkenberg (18./Force India) schon in Q1 eine unerwartete Enttäuschung. "Ich habe in der entscheidenden Runde leider die letzte Schikane verpasst", ärgert sich der Regenspezialist, dem die meisten Experten gerade bei solchen Bedingungen mehr zugetraut hätten. "Ich habe mich selbst ein bisschen ausgebremst und die entscheidenden Zehntelchen liegenlassen - und schon ist man draußen."

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Andre Lotterer hat gut lachen: Er war überraschend schneller als der Teamkollege Zoom Download

Weitere Q1-Opfer waren Pastor Maldonado (17./Lotus) und Andre Lotterer (Caterham), der für seinen vorletzten Platz viel Beifall erntete: "Das ist schon ein Leistungsausweis", applaudiert Experte Surer und meint damit weniger Rang 21 als vielmehr die eine Sekunde Vorsprung auf Teamkollege Marcus Ericsson. Dabei hatte sich der 32-Jährige, der noch nie zuvor im Regen Formel 1 gefahren ist, erst langsam an die widrigen Bedingungen herantasten müssen.

"Es war nicht einfach", sagt Lotterer. "Okay, ich kenne die Strecke, aber es gibt sehr viel zu lernen: Wie man mit der Leistung umgeht, mit Aquaplaning, et cetera. Mein größtes Problem war die Bremsbalance - ich hatte ein paar Mal blockierende Räder. Bis ich das alles hinbekommen habe, sind ein paar Runden vergangen. Am Ende konnte ich zwei einigermaßen gute Runden hinkriegen, aber ich hätte mir natürlich gewünscht, dass ich vorher ein bisschen Übung gehabt hätte."

Bianchi schafft es mit Marussia in Q2

Adrian Sutil (Sauber) wurde heute 14. hinter den beiden Toro Rossos (Kwjat vor Vergne) und Sergio Perez (Force India). Sutils Teamkollege Esteban Gutierrez hatte in Q1 Schwierigkeiten mit dem Batteriepaket, sodass es im Qualifying-Stallduell nun 6:6 steht. Romain Grosjean (Lotus) schied ebenso in Q2 aus wie Überraschungsmann Jules Bianchi (Marussia), der erneut weit über den Möglichkeiten seines Fahrzeugs performte.

Für das Rennen sind nun natürlich die Mercedes-Silberpfeile die klaren Favoriten, fast unabhängig vom Wetter. Aber Red Bull will alles versuchen, um Rosberg und Hamilton das Leben schwer zu machen: "Wir können nur gegen Mercedes punkten, wenn sie Probleme haben", sagt Motorsportkonsulent Helmut Marko. "Wir werden versuchen, so viel Druck wie möglich zu machen. Das erhöht das Risiko für sie - und für uns die Chancen."

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