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Spa-Vorschau: Start in die zweite Saisonhälfte
Auf der Ardennen-Achterbahn in Spa-Francorchamps geht der Kampf um WM-Punkte nach drei rennfreien Wochenenden weiter: Wer kann Mercedes Paroli bieten?
(Motorsport-Total.com) - Drei rennfreie Wochenenden liegen hinter Akteuren und Anhängern der Formel 1, am kommenden Wochenende beginnt sie: Die zweite Hälfte der Saison 2014. Erste Station im Zuge der acht abschließenden Rennen ist der Grand Prix von Belgien auf der vielzitierten Ardennen-Achterbahn in Spa-Francorchamps.
© xpbimages.com
Auf in die zweite Saisonhälfte: Der Hügel Richtung Raidillon als Sinnbild Zoom Download
Die mit ihren 7,004 Kilometern längste Strecke im aktuellen Grand-Prix-Kalender steht nicht selten im Zeichen wechselhafter Witterungsbedingungen. Wie in der Vergangenheit mehrfach vorgekommen, kann es an einem Ende des Kurses komplett trocken, am anderen hingegen schon nass sein.
In einer solchen Situation ist sowohl von den Piloten im Cockpit als auch von den Ingenieuren an der Boxenmauer absolutes Fingerspitzengefühl gefragt: Kommt man zum Reifenwechsel herein und wenn ja, wann? Oder schafft man es, den zeitlichen Nachteil in einem Sektor der Runde aufgrund der Reifen in einem anderen wieder wettzumachen?
Fotostrecke: Triumphe & Tragödien in Belgien
1925 wird erstmals ein Grand Prix von Belgien ausgetragen, und schon damals wird in Spa-Francorchamps gefahren. Die Strecke führt über öffentliche Straßen und ist 15 Kilometer lang. Die heute berühmteste Kurve ist übrigens nicht von Anfang an Bestandteil der Strecke. Erst 1939 wird die Eau Rouge gebaut. Fotostrecke
Die Ausgangslage vor der diesjährigen Auflage des Grand Prix von Belgien sieht Mercedes auf dem Papier in der Favoritenrolle, wenn auch nicht uneingeschränkt. Nico Rosberg kommt nach einem für ihn enttäuschend verlaufenen Grand Prix von Ungarn mit elf Punkten Vorsprung auf Teamkollege Lewis Hamilton in die Ardennen. Der Brite schaffte es in Budapest trotz denkbar schlechter Voraussetzungen (Start aus der Boxengasse und Dreher in Runde eins) aufs Podest. Polesitter Rosberg wurde von einer Safety-Car-Phase auf dem falschen Fuß erwischt und beendete das Rennen hinter Hamilton auf Platz vier.
Hamilton will den zweiten Belgien-Sieg
Der WM-Spitzenreiter stellt sich schon einmal darauf an, dass ihm das Duell mit dem Kollegen auch in den kommenden Wochen und Monaten alles abverlangen wird. "Der Kampf gegen Lewis war die gesamte Saison bislang sehr eng. So wird es wohl bis zum letzten Rennen bleiben. Deshalb wird es auf jeden einzelnen Punkt ankommen", ist Rosberg, der in Spa noch nie auf dem Podium stand, überzeugt.
Hamilton hingegen kann auf der Ardennen-Achterbahn auf einen Sieg (2010) sowie zwei dritte Plätze (2008 und 2013) verweisen. Für Sonntag hat sich der aktuelle WM-Zweite fest vorgenommen, seinen zweiten Spa-Sieg an Land zu ziehen: "Ich habe in Spa noch nicht so oft gewonnen wie ich es gerne hätte, aber dieser Erfolg war ein ganz besonderer für mich", spricht er auf 2010 an und fügt hinzu: "Gerne möchte ich daran anschließen. Das ist mein Ziel für das kommende Wochenende."
Red Bull vorsichtig, Williams zuversichtlich
Doch auch im Lager der Konkurrenz macht man sich Hoffnungen auf ein gutes Ergebnis. "Man weiß nie, vielleicht regnet es ja in Spa", sagt Red-Bull-Teamchef Christian Horner, sieht unter normalen Umständen aber erst am dritten September-Wochenende eine richtig gute Chance für einen weiteren Triumph der Bullen.
"Singapur ist in Wirklichkeit unsere große Gelegenheit. Bei den kommenden zwei Rennen muss es um Schadensbegrenzung gehen, denn Force India wird plötzlich wieder da sein, Williams wird schnell sein, McLaren ebenso und Mercedes ohnehin", so der Boss von Sebastian Vettel und Daniel Ricciardo gegenüber 'Sky Sports F1'.
Ein wenig anders steht es bei Williams um die Erwartungshaltung für die zwei bevorstehenden Rennen. "Auf dem Papier sollten uns Spa und Monza entgegenkommen. Diese beiden Rennen sind vielleicht unsere besten Gelegenheiten in der ganzen Saison", verweist Valtteri Bottas auf den Vollgascharakter der beiden Traditionskurse und zählt in diesem Zusammenhang nicht zuletzt auf die Mercedes-Power im Heck seines Williams. In der Konstrukteurswertung liegt das Team von Frank Williams derzeit mit sieben Punkten Rückstand auf Ferrari an vierter Stelle. Gelingt es in Belgien, wieder auf Rang drei nach vorn zu stoßen?
Trendwende bei Räikkönen?
Im Lager der Roten aus Maranello ist man ebenfalls entschlossen, sich in Spa so gut wie möglich zu verkaufen. Fernando Alonso ist der einzige Fahrer im Feld, der bei allen elf bisherigen Saisonläufen gepunktet hat. Der Wunsch nach einer Fortsetzung dieser Serie liegt auf der Hand. Teamkollege Kimi Räikkönen verbindet eine ganz besondere Liebesbeziehung zu Spa. Der Finne gewann dort viermal (2004, 2005, 2007 und 2009) und hätte nichts dagegen, wenn auf der 7,004 Kilometer langen Strecke sein persönlicher Knoten in der Saison 2014 platzt.
"In Spa schafften wir es, die Dinge in die richtige Richtung zu bewegen", erinnert Räikkönen an seinen Sieg vor fünf Jahren, nachdem er sich bei den vorangegangen Rennen schwergetan hatte. So sieht der Ferrari-Pilot einige Parallelen und meint mit Blick auf seinen bisher letzten Spa-Triumph: "Es wäre schön, wenn uns das in diesem Jahr auch gelingt."
Im Kampf um Platz fünf in der Konstrukteurswertung sind Force India und McLaren nur noch durch einen Punkt voneinander getrennt. Im Team von Vijay Mallya ist man für die Fortsetzung des Duells bereit. "Es geht um viel, aber das Team nimmt den Kampf an", versichert Nico Hülkenberg. "Wir haben in der ersten Saisonhälfte das Beste aus unseren Möglichkeiten gemacht, jetzt müssen wir das Gleiche auch in den letzten acht Rennen tun", so der Deutsche.
Caterham: Kommt Lotterer?
In den Augen des Force-India-Verfolgers wird der Grand Prix von Belgien aber kaum ein verlässliches Bild über die Konkurrenzfähigkeit in der zweiten Saisonhälfte vermitteln können. "Spa und Monza sind Strecken, auf denen alle Teams mit einem einzigartigen Abtriebspaket fahren. Daher müssen wir bis Singapur warten, wo wir wieder mit einem normalen Paket fahren, bevor wir ein klares Bild über unsere Fortschritte bekommen", bemerkt McLaren-Rennleiter Eric Boullier.
Bei Toro Rosso hat Jean-Eric Vergne noch acht Rennen lang Zeit, sich für ein Cockpit bei einem anderen Rennstall zu empfehlen. Wie seit Montag feststeht, tritt Max Verstappen in der kommenden Saison als Teamkollege von Daniil Kwjat an. Für Lotus geht es in Spa darum, das bisher enttäuschende Punktekonto der Saison 2014 (acht Zähler) aufzubessern.
Sauber würde nach noch enttäuschender verlaufener erster Saisonhälfte schon mit dem Gewinn eines einzigen Zählers einen Fortschritt verzeichnen. Derzeit rangiert Marussia mit zwei WM-Punkten weiterhin vor dem Schweizer Team auf Rang neun der Konstrukteurswertung.
Schlusslicht Caterham plant für den elften Saisonlauf mit einer Überraschung: Le-Mans-Sieger Andre Lotterer soll den glücklosen Kamui Kobayashi ablösen. Die offizielle Bestätigung des Deals wird für den heutigen Mittwoch erwartet. Grund für die Verzögerung der Bekanntgabe ist die Tatsache, dass Lotterer noch keine Superlizenz besitzt.