Standfestigkeit die Achillesferse bei Mercedes
Die Zuverlässigkeit ist die einzige Achillesferse des dominanten Mercedes W05 Hybrid - Die Silberpfeile installieren ein neues Qualitäts-Management
(Motorsport-Total.com) - Mercedes dominiert die aktuelle Formel-1-Saison nach Belieben. Meistens drehen die beiden Silberpfeile an der Spitze ihre Runden. Zuletzt in Hockenheim zeigte Lewis Hamilton mit seiner Aufholjagd von Startplatz 20 auf Rang drei die Überlegenheit des W05 Hybrid. Allerdings bereitet die Zuverlässigkeit Schwierigkeiten. Theoretisch hätten Nico Rosberg und Hamilton alle bisherigen zehn Rennen mit einem Doppelsieg beenden können. Der W05 Hybrid zählt zu den besten Formel-1-Autos der Geschichte.
Schon in Melbourne blieb der Bolide von Hamilton mit Defekt liegen. In China fiel bei Rosberg die Telemetrie aus. Trotzdem rettete er Platz zwei ins Ziel. In Kanada hatten beide Autos mit den Bremsen zu kämpfen. Abermals schied der Brite aus, während Rosberg hinter Daniel Ricciardo (Red Bull) Zweiter wurde. Es war bisher der einzige Saisonsieg eines anderen Rennstalls. Bevor die beiden Silberpfeile in Montreal technische Probleme bekamen, hatte die Konkurrenz nicht den Hauch einer Chance.
In Silverstone erwischte es erstmals Rosberg. Ein Getriebedefekt besiegelte den Ausfall. Anschließend brach bei Hamilton in Hockenheim im Qualifying eine Bremsscheibe. Nun in Ungarn brannte das Heck seines Silberpfeils ebenfalls in der Qualifikation. Mercedes wird beide Weltmeisterschaften gewinnen. Defekte verhageln aber eine perfekte Bilanz und könnten das Titelduell zwischen den Fahrern entscheiden.
Aus bisher unerfindlichen Gründen traf es mehrfach Hamilton. Rosberg drückte nach seiner Pole-Position auf dem Hungaroring sein Mitgefühl aus. Der Deutsche weiß, dass auch ihn weitere technische Defekte treffen könnten. "Es gibt so viele Komponenten. Unsere Defekte hatten unterschiedliche Gründe. Ein Grund kann sein, dass wir langsam die Kilometerlaufleistungen einiger Teile erreichen", meint Rosberg. "Wir sind bei Saisonhalbzeit, wo dann mal ein Getriebe oder der Motor in hohe Kilometerlaufzahlen kommt."
"Das kann natürlich in einer Phase weitere Probleme bringen. Momentan ist das eine Schwachstelle von uns und wir müssen daran arbeiten." Auf der anderen Seite passt der Speed. Mercedes hat keine direkten Gegner. "Natürlich bin ich überrascht, denn man konnte vor der Saison nicht erwarten, dass wir so dominieren würden", sagt Rosberg. "Ich war schon davon überzeugt, dass wir eine gute Saison fahren werden, aber dass es so dominant sein würde, hätte ich nicht erwartet."
Bezüglich der Zuverlässigkeit sind die Teams in Brackley (Chassis) und Brixworth (Antriebsstrang) gefragt. Teamchef Toto Wolff weiß, dass reagiert werden muss: "Wir müssen die Probleme mit der Standfestigkeit lösen. Wir haben eine Gruppe im Qualitätsmanagement installiert. Wir wollen das nicht akzeptieren und werden hart arbeiten, um diese Probleme zu lösen", stellt der Österreicher klar. "Wir hatten verschiedene Probleme."
Fotostrecke: Lewis Hamilton: 8 Rückschläge im Titelkampf
Rückschlag Nummer 1: Schon im ersten Lauf der neuen Formel-1-Saison wird Lewis Hamilton vom Pech verfolgt. Der Brite fährt am Samstag in Melbourne noch souverän zur ersten Pole-Position der neuen Turboära, doch im Rennen ist bereits nach drei Runden Schluss: Der Mercedes gibt mit einem Motorenproblem den Geist auf. Da Teamkollege Nico Rosberg gewinnt, hat Hamilton bereits 25 Zähler eingebüßt. Fotostrecke
"Der Bremsdefekt in Hockenheim war nicht direkt ein Fehler des Teams. Heute müssen wir herausfinden, was passiert ist. Es ist nicht immer gleich klar, woher die Fehler kommen. Manchmal liegt es am Chassis, oder am Motor, oder bei einem Zulieferer. Ich ärgere mich sehr. Wenn ich mich nicht täusche, dann war es bei Lewis schon zum vierten Mal ein Zuverlässigkeitsproblem. Das WM-Duell ist sehr eng. Für ihn ist es deshalb sehr schade."
Direkt nach dem Qualifying verließ der Brite die Strecke. In den sozialen Medien waren viele Kommentare zu der Defektserie zu lesen. "Wir müssen verstehen, dass die Fans wütend sind, dass er wegen Zuverlässigkeitsproblemen gegen Nico verliert", kann Wolff den Frust nachvollziehen. "Wir ärgern uns auch, denn wir wollen, dass diese WM bis zum letzten Rennen geht und beide Autos den Kampf auf der Strecke austragen. Wir wollen nicht, dass diese WM von Zuverlässigkeitsproblemen beeinflusst wird. Wir nehmen das sehr ernst und müssen es lösen. Ich kann den Frust der Fans verstehen."