Lotus: Man FRICkelt sich ein Setup zusammen
Der Abschied vom vernetzten Fahrwerk (FRIC) stellt Lotus vor Probleme: Romain Grosjean sieht es locker, Pastor Maldonado blickt noch nicht durch
(Motorsport-Total.com) - Das vernetzte Fahrwerk mit seiner Verbindung der Aufhängungen an Vorder- und Hinterachse ist in der Formel 1 verschwunden. Die Teams verzichten seit dem Start in das Hockenheim-Wochenende auf das System, das in den vergangenen Jahren viele Vorteile bezüglich einer stabilen Fahrzeugdynamik bot. Vor allem Lotus stellt die Veränderung an der Kinematik vor große Probleme. Am ersten Tag in Deutschland spielte man quasi "FRIC, Schnack, Schnuck", weil man keinen passenden Setup-Weg finden konnte.
"Einer der schwierigeren Tage", fasst Romain Grosjean den Trainingstag zusammen. Der Genfer, an dessen E22 zwischenzeitlich das DRS nicht mehr funktionierte ("Ein Schreckmoment, ein ganz besonderes Gefühl!"), platzierte sich am Freitag nur auf Position 17. Der Rückstand auf die Spitze betrug satte zwei Sekunden. "Das Auto fühlte sich gar nicht mal so schlecht an. Es geht aber darum, nun auf Grundlage der neuen Aufhängungskonfiguration das Beste herauszuholen."
"Der erste Eindruck ohne FRIC war gar nicht so schlecht. Es war eigentlich ganz nett zu fahren", relativiert Grosjean die Auswirkungen der neuen Konfiguration. "Man muss sich etwas anpassen, aber wir sprechen hier nicht über Unterschiede wie zwischen Tag und Nacht. Wir haben das System schon lange im Einsatz, daher leiden wir nun unter der Abschaffung vielleicht etwas mehr als andere." Der Lotus-Renault E22 ist extrem auf die Verwendung des vernetzten Fahrwerks ausgelegt.
"Auch beim Antrieb verlieren wir. Die Fahrbarkeit meines Aggregats war heute aus irgendeinem Grund nicht berauschend. Das müssen wir uns noch anschauen. Wir sind hinter Teams, die den gleichen Antrieb haben. Es liegt an uns, wieder nach vorn zu kommen", appelliert der Franzose, der am Freitag in Hockenheim genau zwei Zehntelsekunden hinter seinem Teamkollegen Pastor Maldonado (16.) zurücklag. "Es war nicht unser bester Tag", sagt der Venezolaner.
Neuer Frontflügel bringt nicht viel
"Wir haben bezüglich der Veränderungen am Fahrwerk noch einige Arbeit. Wir haben viel Zeit damit verbracht, herauszufinden, wie sich das Auto ohne FRIC verhält. Es gibt da noch einigen Raum für Verbesserungen", erklärt Maldonado, der nach eigener Aussage von den erheblichen Auswirkungen des Abschieds von FRIC überrascht wurde. "Wir müssen ruhig bleiben und sicherstellen, dass wir 100 Prozent aus unserem Auto herausholen."
"Wir haben vom ersten zum zweiten Training schon einen guten Fortschritt realisiert, aber da steckt sicherlich noch mehr drin", zeigt sich der 29-jährige Südamerikaner zuversichtlich. Allzu euphorisch wird Maldonado allerdings nicht in den Samstag in Deutschland gehen. "Ich kann nicht viel über meine Hoffnungen für diesen Grand Prix sagen. Wenn wir das Rennen ohne Probleme beenden können, dann ist es schon okay."
"Abgesehen von dem Problem mit dem Heckflügel an Romains Auto war es ein ziemlich normaler Freitag", analysiert Chefingenieur Alan Permane in aller Sachlichkeit. "Neben den normalen Testpunkten kam heute die Tatsache hinzu, dass wir erstmals ohne FRIC unterwegs waren. Dies bedeutet, dass man der Bodenfreiheit, der Aerodynamikbalance und anderen Dingen noch mehr Aufmerksamkeit schenken muss. Wir haben viele Daten gesammelt, die wir nun genau auswerten werden."
"Bislang kommen unsere Schwankungen wegen des Antriebs, aber auch wegen der Aerodynamik unseres Autos zustande", blickt Teamchef Federico Gastaldi auf das Gesamtbild von Lotus im bisherigen Saisonverlauf. "Wir verbessern uns stetig, aber es ist in diesem Jahr ein eher langsamer Prozess. Wir haben Probleme damit, den Antrieb zu verstehen. Aber es gibt auch Probleme bei uns in Enstone, was das Zusammenspiel von Chassis und Aerodynamik betrifft."