Bianchi jubelt nach Platz neun: "Es ist wie ein Sieg"
Für Jules Bianchi hat sich der neunte Platz von Monaco wie ein Sieg angefühlt, doch nach dem heutigen Abend beschäftigt man sich schon mit der Zukunft
(Motorsport-Total.com) - Im Gesamtbild der Formel 1 war es eigentlich einfach nur ein neunter Platz, der spätestens in ein paar Jahren in den Untiefen der Statistiken verschwunden sein wird (wie die ersten Punkte von Super Aguri 2007), doch für Marussia fühlte sich das heutige Resultat wie ein Sieg an. In der fünften Saison des Team gab es in Monaco endlich die ersten Punkte der Teamgeschichte. Als Bianchi die Ziellinie als Neunter überquerte gab es kein Halten mehr - außer- und innerhalb des Cockpits.
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Jules Bianchi feiert seinen Erfolg mit Teambesitzer Andrei Tscheglakow Zoom Download
"Als ich die Ziellinie überfahren habe, war es wie bei meinem letzten Sieg in der Renault-World-Serie 2012", sagt ein überwältigter Bianchi. "Für manche Leute ist ein neunter Platz nicht großartig, aber für uns ist es einfach unglaublich. Es ist wie ein Sieg", schildert er weiter. Mit jeder Rennminute hat sich die Sensation weiter abgezeichnet, doch lange musste das Team um die ersten Punkte zittern, nachdem eine Fünf-Sekunden-Strafe noch über Bianchi schwebte.
Der Franzose wusste somit, dass Romain Grosjean hinter ihm auf jeden Fall noch vorbeiziehen würde, auch wenn er knapp vor ihm ins Ziel fährt. Was er damals allerdings nicht wusste: wieso er die Strafe bekommen hatte. "Es hätte wegen meinem Überholmanöver gegen Kobayashi sein können oder sonst was. Ich wusste nicht wirklich, was los war, deswegen war ich am Funk ein wenig sauer. Aber ich wusste, dass ich so zu Ende fahren muss, und am Ende hatte ich Glück, dass der Unfall zwischen Räikkönen und Magnussen kam."
Kein achter Platz? Egal!
Die letzten Runden galt es für den Franzosen einfach nur, das Auto heil ins Ziel zu tragen, und die zwei Punkte zu sichern. "Gegen Ende hat man mir bei jeder Ziellinienüberquerung gesagt, wie viele Runden noch zu fahren sind. Ich habe einfach versucht, so schnell wie möglich zu sein, aber nicht 100 Prozent am Limit. Ich habe einfach versucht, ins Ziel zu kommen."
Und das gelang unter großem Jubel. Dass ihm am Ende durch die Strafe zwei zusätzliche Punkte geklaut wurden, interessiert Bianchi nur am Rande: "Unser Ziel war es, in die Punkte zu fahren. Platz zehn wäre großartig gewesen, aber ich bin Neunter geworden - das ist noch besser. Ich kann nicht sagen, dass Platz acht schlechter gewesen wäre, aber ich bin nicht sauer darüber. Es ist ein großartiges Resultat, und wir sind glücklich."
Auch im Team selbst war die Erleichterung nach dem gelungenen Coup spürbar: "Mega", muss auch Max Chilton zugeben, auch wenn er selbst gerne für die ersten Punkte der Teamgeschichte gesorgt hätte. "Natürlich wünscht sich jeder Teamkollege, dass er es selbst geschafft hätte, aber ich hatte meine zwei 13. Plätze, die ohne Monaco wohl gereicht hätten, um Jules und die Caterham für den Rest des Jahres zu schlagen", sagt er. "Aber hier ist alles immer etwas durchmischt, und er hat es hinbekommen. Man muss ihm gratulieren."
Party in Monaco: Belastung für die Teamkasse
Marussia ist in Feierlaune, das soll sich auch in den Abendstunden fortsetzen. Wie und wo, das wird sich noch herausstellen, doch Sportdirektor Graeme Lowdon ist schon ein wenig bange: "Leider hat es das Team an einem Ort geschafft, an dem das Ausgehen ziemlich teuer ist", lacht er. "Wir haben bekanntermaßen das kleinste Budget in der Formel 1." Doch heute will der Brite mal nicht so sein: "Vielleicht bekommt jeder ein halbes Pint", sagt er augenzwinkernd und fügt an: "Ich bin ziemlich sicher, dass John (Booth; Anm. d. Red.) und ich jedem ein Pint spendieren."
Doch danach will sich Marussia wieder auf die kommenden Aufgaben konzentrieren: "Es ist ein großartiges Resultat für uns, aber wir müssen weiter arbeiten und uns für die weiteren Rennen verbessern", sagt auch Jules Bianchi. Denn ausruhen will man sich auf dem Erfolg nicht. Immerhin gibt es unerwartet einen Platz zu verteidigen. Mit den zwei Punkten liegt man nämlich nicht nur vor Caterham, sondern auch vor Sauber.
"Da habe ich noch gar nicht drüber nachgedacht", muss Max Chilton gestehen. "Wie viele Punkte haben wir? Zwei. Und sie null. Es besteht eine gute Chance", lacht er. Lowdon betrachtet es etwas realistischer: "Die Schwierigkeit bei Vorhersagen in der Formel 1 ist, dass andere Teams ihre Autos auch entwickeln. Wir haben viel Respekt für alle anderen Teams. Es ist wichtig, dass wir unser Auto weiter entwickeln, aber die anderen werden das auch. Die Saison ist lang, und es wird in dieser Saison noch viel Aufregung passieren. Das ist absolut garantiert."