Schanghai und die Frage nach der richtigen Rennstrategie
Regen- oder Trockenrennen? Zwei oder drei Stopps? Die Piloten tappen vor dem Grand Prix von China im Dunkeln, Pirelli leistet Hilfestellung
(Motorsport-Total.com) - Beim Qualifying zum Grand Prix von China in Schanghai fanden die Formel-1-Piloten bereits zum dritten Mal an vier Samstagen dieser Saison eine nasse Strecke vor. Als das dritte und entscheidende Segment (Q3) anstand, hatte der Regen immerhin soweit nachgelassen, dass alle zehn Fahrer mit Intermediates ausrückten.
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Die Wahrscheinlichkeit für ein Regenrennen liegt in Schanghai bei 25 bis 35 Prozent Zoom Download
Die Pole-Position sicherte sich zum dritten Mal in dieser Saison Lewis Hamilton im Mercedes. Der Brite führte jedes einzelne der drei Qualifying-Segmente an, steigerte sich dabei aufgrund der besser werdenden Streckenverhältnisse kontinuierlich und markierte mit einer Rundenzeit von 1:53.860 Minuten in Q3 schließlich eine Marke, an der sich die versammelte Konkurrenz einmal mehr die Zähne ausbiss.
"Der Crossover-Punkt zwischen dem Intermediate und dem Regenreifen lag bei 1:56 Minuten", schildert Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery nach seiner Analyse des Qualifyings und schlussfolgert, dass "die von uns im Winter getätigte Arbeit, um den Regenreifen hinsichtlich der Performance näher an den Intermediate heranzubringen, erfolgreich war".
Graining der Reifen bereitet Sorgen
Für den Renntag liegt die Regenwahrscheinlichkeit in Schanghai bei 25 bis 35 Prozent. Sollte es trocken bleiben, dann gilt eine der größten Sorgen der Piloten dem Graining der Pirelli-Slicks, die diesmal in den Mischungen Soft und Medium parat stehen. Je nachdem, wie stark das Körnen der Reifen über die Distanz ausfällt, wird man entscheiden müssen, ob man es riskiert, mit zwei Stopps durchzufahren oder aber ob man einen dritten Boxenstopp einlegen muss.
"Man versucht natürlich, ein bisschen dagegenzusteuern. Damit meine ich vor allem, wie man in Kurve 1 reinfährt", spricht Force-India-Pilot Nico Hülkenberg (Startplatz acht) die berühmte "Schneckenkurve" zu Beginn einer jeden Schanghai-Runde an, hält aber fest, dass "Graining auf dieser Strecke unvermeidbar ist. Das liegt einfach am Layout. Man muss irgendwie damit klarkommen".
McLaren-Pilot Kevin Magnussen (Startplatz 15) will sich die Erfahrungen vom Freitag zunutze machen. "Wir hatten schon im zweiten Freien Training ziemlich stark mit Graining zu kämpfen. Ich weiß also in etwa, was mich erwartet. Es wird ein schwieriges Rennen in Bezug auf den Reifenabrieb", so der Däne.
Derweil sorgt sich Teamkollege Jenson Button (Startplatz zwölf) angesichts der zu erwartenden Temperaturen für den Zeitraum des Rennens (17 bis 18 Grad Celsius), die Reifen auf die optimale Betriebstemperatur zu kriegen: "Diese Strecke ist bei den niedrigen Temperaturen, die wir an diesem Wochenende vorfinden, wirklich knifflig. Insgesamt fehlt es uns an Grip. Wir tun, was wir können, um die Reifen zum Arbeiten zu bekommen."
Pirelli empfiehlt: Soft-Soft-Medium
Der Weltmeister von 2009, der den Sprung ins Q3 verpasste, erkennt für sich persönlich ein weiteres Problem: "Es ist eine Schande, denn normalerweise hat man noch einen neuen Satz Reifen mehr, wenn man von Platz zwölf startet. Diesen Vorteil haben wir aber nicht, weil wir auf den Regenreifen gefahren sind."
Worauf wird es am Sonntag also in erster Linie ankommen? "Es gilt, den Reifenhaushalt zu kontrollieren", sagt Rosberg. "Die beiden Reifenmischungen werden ohnehin für interessante Situationen sorgen. Noch ist nicht klar, welche Mischung zu welchem Zeitpunkt im Rennen die bessere sein wird. Dadurch ist das Rennen sehr offen. Gleichzeitig bietet sich so die Chance für Überraschungen."
Laut Pirelli ist die theoretisch schnellste Strategie bei trockenen Bedingungen "mit Soft-Reifen zu starten, in Runde 14 neue Soft-Reifen aufzuziehen und in Runde 28 auf Medium-Reifen zu wechseln". Diese Zwei-Stopp-Variante sei der beste Kompromiss zwischen Performance und Track-Position. Soweit die Theorie.
Am Sonntag ähnlich spannendes Rennen wie in Bahrain?
Der Force-India-Pilot spricht ein weiteres Problem an: "Wenn man neben die Spur gerät, dann liegen da so viele Marbles. Wenn man da draufkommt, ist man weg." Genau das gleiche gelte, wann man auf der langen Geraden von der Ideallinie abweichen und auf die danebenliegenden Gummikrümel ausweichen muss. "Dann hat man erst mal zwei Runden lang damit zu tun, wieder klarzukommen", so Hülkenberg.