Mercedes besitzergreifend: Eigene Liga und eigener Fehler
Mercedes lässt der Konkurrenz nur die Brotkrumen übrig: Die Silberpfeile holen sich mit einem Hamilton in eigener Liga erneut die Pole, Rosberg vergibt Startreihe eins
(Motorsport-Total.com) - Vor zwei Wochen in Bahrain sagte Nico Rosberg noch: "An einem schlechten Tag bin ich Zweiter, an einem guten Tag Erster. Es ist ein großartiges Gefühl." Doch was für einen Tag musste der Wiesbadener dann heute gehabt haben, als er in der Qualifikation von Schanghai nur auf Rang vier (+1,283 Sekunden) landete? Ein Verbremser und ein Dreher kosteten dem Deutschen heute ein besseres Ergebnis. Teamkollege Lewis Hamilton holte sich hingegen erneut die Pole - übrigens die dritte im dritten Regen-Qualifying dieser Saison und stellte damit einen neuen britischen Rekord auf.
"Das war ein schwieriges Qualifying, aber mir hat es wirklich gefallen", fasst der Brite den Tag zusammen. "Es ist tatsächlich das schönste Gefühl, bei diesen Regen-Bedingungen die Pole-Position zu holen. Die Strecke war sehr rutschig und ich musste den Grip finden, um eine gute Runde zusammenzubekommen. Mein Auto fühlte sich großartig an und das Team hat an diesem Wochenende fantastische Arbeit geleistet."
"Unsere Gegner scheinen im Nassen näher an uns dran zu sein. Hoffen wir also auf ein Rennen bei trockenen Bedingungen, um dann unsere Position bestmöglich nutzen zu können. Vor dem Rennen gibt es noch ein kleines Fragezeichen, weil ich im Freitagstraining ein paar Schwierigkeiten hatte. Wir haben seitdem viele Veränderungen am Auto vorgenommen, aber ich hatte noch keine Chance, sie im Trockenen auszuprobieren. Im Nassen fühlte es sich jedoch recht gut an. Ich bin also zuversichtlich, dass wir die Pole-Position in eine starke Leistung im Rennen umsetzen können", so der Brite.
Rosberg: Das Lenkrad lügt...
Nico Rosberg ist hingegen weniger euphorisch: "Ich hatte heute zwei Probleme. Ich war mit den Bremsen nicht ganz zufrieden, weshalb die Räder blockierten und ich bei meinem Versuch auf der vorletzten Runde von der Strecke abkam. Auf meiner letzten gezeiteten Runde war ich eine halbe Sekunde schneller, aber als ich in die letzte Kurve einbog, zeigte mir das Display auf meinem Lenkrad an, dass ich zwei Zehntel langsamer wäre."
"Also ging ich ein großes Risiko ein und drehte mich - denn ich dachte fälschlicherweise, dass ich ohnehin nichts mehr zu verlieren hätte. Der vierte Platz ist aber kein Weltuntergang. Ich war am Freitag bei den Rennvorbereitungen schnell unterwegs und bin überzeugt davon, dass morgen noch alles drin ist", gibt der Wiesbadener den Kampf um den Sieg noch lange nicht auf.
Motorsportchef Toto Wolff ergänzt: "Erneut ein verregnetes Qualifying, was uns allen das Leben nicht gerade erleichterte. Zu Beginn sahen wir auf den Regenreifen sehr stark aus. Mit dem Wechsel auf die Intermediates schien das Feld enger zusammenzurücken. Lewis zeigte eine außergewöhnliche Leistung: Er fuhr heute in einer eigenen Liga."
Lob für Hamilton
"Auch Nico war sehr gut und vorne dabei, aber leider erwischte er auf seinem letzten Run keine saubere Runde", so der Österreicher weiter. "Das kostete ihn eine bessere Position bei diesen schwierigen Bedingungen und zeigt, wie eng alles zusammenliegt - wir hatten heute die Pace, um beide Autos in die erste Startreihe zu bringen.
Geschäftsführer Technik Paddy Lowe weiter: "Ein Qualifying im Nassen ist stets eine knifflige Angelegenheit. Umso schöner war es, zu sehen, dass Lewis trotzdem so eine fantastische Pole-Runde hinlegen konnte. Mit Blick auf Nico sind wir leicht enttäuscht, denn es sah so aus, als ob auch er die Pace hätte. Leider wurden seine beiden letzten Runs im Q3 beeinträchtigt und so konnte er seine Rundenzeit nicht verbessern."
"Insgesamt war es aber ein positiver Nachmittag. Beide Fahrer und das Team haben eine gute Leistung gezeigt, um das Qualifying sicher zu überstehen und gute Positionen einzufahren. Glückwunsch an Lewis, der nun bei den erzielten Pole-Positions der erfolgreichste britische Fahrer ist. Das ist eine großartige Leistung", zieht der Brite abschließend den Hut vor seinem Landsmann.