Mercedes bangt in China um Vorsprung
Lewis Hamilton und Nico Rosberg scheinen in Schanghai nicht mehr in einer eigenen Welt zu fahren, der hohe Reifenverschleiß macht Mercedes in China zu schaffen
(Motorsport-Total.com) - In den ersten drei Rennen der Formel-1-Saison 2014 wurde kaum über die Reifen gesprochen. Zu groß waren die anderen Probleme, zu gering die Auswirkungen der Pneus. In Schanghai scheinen die schwarzen Walzen nun erstmals wieder zu einem größeren Thema zu werden, denn Klassenprimus Mercedes ist sich sicher, dass die Reifen das Feld in China enger zusammenrücken lassen.
"Auf dieser Strecke wird die Performance von den Vorderreifen bestimmt. Das hat unsere Gesamt-Performance eingeschränkt", berichtet Motorsportchef Toto Wolff nach den ersten beiden Trainingssitzungen am Freitag. Im ersten Freien Training am Vormittag hatte Fernando Alonso die Bestzeit gesetzt und damit die Mercedes-Dominanz vorerst beendet.
Denn in Malaysia und Bahrain war am Ende jeder Trainingssitzung ein Silberpfeil ganz oben im Klassement gestanden. "Aufgrund des Grainings haben wir heute ein viel engeres Feld gesehen", erklärt Wolff. Zu allem Überfluss wurde Lewis Hamilton im ersten Training auch noch von einem Aufhängungsproblem eingebremst.
Bestzeit für Hamilton
"Sobald wir dieses identifiziert hatten, entschlossen wir uns dazu, seine Session vorzeitig zu beenden, da wir das Getriebe ausbauen mussten", berichtet Mercedes' Technischer Direktor Paddy Lowe und sagt weiter: "Die Jungs haben in der Mittagspause großartige Arbeit geleistet, um die nötigen Änderungen durchzuführen, damit Lewis so wenig Trainingszeit wie möglich verloren hat."
"Es war aber gut, im zweiten Training zumindest ein paar Runden fahren zu können", berichtet der Brite und ergänzt: "Wir sind mit der Fahrzeugbalance im Moment noch nicht ganz zufrieden. Daran werden wir noch arbeiten." Trotz dieser Schwierigkeiten brannte der Weltmeister von 2008 im zweiten Training wieder die Bestzeit (1:38.315 Minuten) in den Asphalt.
Der Vorsprung auf Alonso betrug allerdings nur 0,141 Sekunden. Kein Vergleich zu den Lücken, die Mercedes noch in Bahrain herausfahren konnte. "Aus irgendeinem Grund ist es hier viel schwieriger", sagt Hamilton und ergänzt: "Einige andere Teams scheinen ihre Pace gesteigert zu haben. Ich finde das großartig, denn es bedeutet, dass wir einen Kampf erleben werden."
Rosberg glaubt weiter an Zweikampf
Bisher waren fast alle davon ausgegangen, dass es an der Spitze wieder auf einen Zweikampf zwischen Hamilton und Teamkollege Nico Rosberg hinauslaufen würde. "Es sieht so aus, als ob wir noch immer die Schnellsten wären", sagt der WM-Spitzenreiter, der im zweiten Training die drittschnellste Zeit fuhr. Allerdings gibt auch er zu, dass Ferrari offenbar näher gekommen ist.
Auch bei den Longruns scheint vor allem Fernando Alonso nicht mehr so weit weg zu sein. "Ich glaube aber, dass mein Hauptgegner im Kampf um den Sieg noch immer mein Teamkollege sein wird. Deshalb freue ich mich auf den nächsten internen Zweikampf mit ihm", sagt Rosberg, der in Bahrain gegen Hamilton den Kürzeren gezogen hatte.
Ein weiterer Faktor könnte das Wetter am Samstag werden, denn alles deutet darauf hin, dass es zum dritten Mal in dieser Saison ein Qualifying bei nassen Bedingungen geben wird. "Heute Abend müssen wir einschätzen, wie sich die Strecke morgen verändern wird, und hoffentlich finden wir dann die richtige Balance", erklärt Hamilton.
Probleme mit der Balance
"Wenn es morgen regnet, dann werden wir nicht einmal erfahren, ob die Änderungen richtig waren. Dann geht man ins Rennen und findet da erst raus, ob man richtig lag oder nicht", sagt der Brite, und Paddy Lowe ergänzt, dass es "beide Fahrer noch schwierig finden, eine gute Balance zu finden".