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Die Rückkehr der Reifendiskussion: Graining in Schanghai
Fast alle Fahrer beklagen sich nach den beiden Trainings am Freitag über extremes Graining, bei Reifenhersteller Pirelli sieht man allerdings noch keinen Grund zur Panik
(Motorsport-Total.com) - Es war offenbar nur eine Frage der Zeit, bevor die Reifen in der Formel 1 wieder zu einem größeren Thema werden würden. Die ersten drei Rennen der Saison 2014 waren eventuell nur die Ruhe vor dem Sturm, denn in China berichten die Fahrer erstmals in dieser Saison reihenweise von massivem Graining an den Vorderreifen. Bei Pirelli will man das Problem allerdings nicht größer machen, als es wirklich ist.
© xpbimages.com
Starkes Graining: Diese Reifen haben ihre beste Zeit bereits hinter sich... Zoom Download
"Es gab etwas Graining, aber nicht mehr, als wir unter diesen Umständen erwartet hatten", sagt Motorsportchef Paul Hembery. McLaren-Pilot Jenson Button erklärt: "Diese Strecke ist einfach sehr hart für die Reifen, vor allem, wenn man im Verkehr steckt. Es gibt ein paar Dinge, die wir am Setup verändern können, um das Graining zu reduzieren."
Teamkollege Kevin Magnussen sieht das Problem nicht ganz so entspannt: "So viel Graining hatte ich noch nie. Es ist sehr schwierig damit klarzukommen, also müssen wir das Setup und meinen Fahrstil ändern, um das zu kompensieren." Den "Übeltäter" hat der Rookie auch schon ausgemacht: "Die erste Kurve ist ziemlich knifflig. Dort beschädigt man seine Vorderreifen."
Vettel erwartet Probleme bei allen
Weltmeister Sebastian Vettel erklärt: "Das Limit sind hier normalerweise die Vorderreifen, und man hat es bei den Rennsimulationen auch gesehen, dass sich die Mehrheit unheimlich schwer tut, weil die Strecke noch nicht so viel Grip hat." Allerdings erwartet der Red-Bull-Pilot, dass dieses Problem sich erledigt, sobald die Strecke mehr Grip hat.
"Aber es kommt natürlich immer drauf an, was das Wetter macht. Wenn es regnet, dann fangen wir wieder von vorne an", erklärt Vettel. In Sachen Graining berichtet der Heppenheimer: "Ich würde sagen, dass wir da ziemlich im Durchschnitt sind. Ich habe nicht gesehen, was die anderen gemacht haben, aber wahrscheinlich hatten sie die gleichen Probleme wie wir."
Besonders hart scheinen die Probleme Klassenprimus Mercedes zu treffen. "Auf dieser Strecke wird die Performance von den Vorderreifen bestimmt. Das hat unsere Gesamt-Performance eingeschränkt", berichtet Motorsportchef Toto Wolff und ergänzt: "Aufgrund des Grainings haben wir heute ein viel engeres Feld gesehen."
Mercedes büßt Vorsprung ein
In der Tat fahren die Mercedes in China nicht mehr in ihrer eigenen Welt, plötzlich scheint sogar Ferrari zu einem ernsthaften Konkurrenten geworden zu sein. Im ersten Training fuhr Fernando Alonso die Bestzeit, im zweiten Training landete er hinter Lewis Hamilton immerhin noch auf Platz zwei.
Nico Rosberg beschreibt währenddessen die Auswirkungen des Grainings: "Wenn das anfängt, dann verliert man komplett den ganzen Grip und hat nur noch Untersteuern. Das bedeutet, dass ich lenke, das Auto aber trotzdem geradeaus fährt. Das ist eine komplett andere Herausforderung hier, und da muss ich mich jetzt komplett drauf einstellen."
Kalte Temperaturen sind schuld
"Es ist eine komplett andere Welt hier auf dieser Strecke, denn normalerweise haben wir immer Probleme mit den Hinterreifen, und hier sind die Vorderreifen das Problem. Weil die Kurven so lang sind lenkt und lenkt und lenkt man, und die Vorderreifen arbeiten mehr und mehr. Irgendwann fangen sie dann auf der Oberfläche an kaputtzugehen."
Im Hinblick auf das Rennen stellen sich für den WM-Führenden daher folgende Fragen: "Wie gehe ich mit diesem Untersteuern um? Was mache ich am Setup, damit es weniger wird?" Denn auch 'Sky'-Experte Marc Surer weiß: "Das (Graining; Anm. d. Red.) scheint mir bei diesen kalten Temperaturen wirklich ein Problem zu sein. Sie (Mercedes) bekommen die Vorderreifen nicht wirklich auf Temperatur."
Fotostrecke: FIA-Fast-Facts: China
Das bevorstehende Rennwochenende markiert die elfte Auflage des Grand Prix von China. 2004 wurde der Event in den Formel-1-Kalender aufgenommen. Fotostrecke
Unabhängig vom Graining berichtet Paul Hembery: "Wir haben zwischen den beiden Mischungen einen großen Zeitunterschied gesehen. Je nach Team beträgt der Abstand zwischen 1,4 und 1,8 Sekunden. Die Bedingungen sind außergewöhnlich, denn die Temperaturen sind sehr viel kühler als wir es für den gesamten Rest der Saison erwarten."
Sind zwei Stopps möglich?
"Wir werden die Daten heute Abend analysieren, aber bis jetzt erwarten wir, dass die Teams auf einem weichen Reifensatz ungefähr 20 Runden fahren können, auf einem Satz Medium-Reifen ungefähr 25. Der Verschleiß der Medium-Reifen ist ungefähr halb so groß wie bei den Soft-Reifen."