Lotus: Langsam, aber ein (fast) problemloser Tag in der Wüste
Pastor Maldonado spult abgesehen von einem Ausrutscher ein planmäßiges Programm ab - Romain Grosjean von defektem Turbo kurzzeitig eingebremst
(Motorsport-Total.com) - Am Donnerstag vor dem Grand Prix von Bahrain hatte sich Pastor Maldonado vorgenommen, am Freitag möglichst viele Runden zu fahren, um endlich mit dem Lotus-Renault E22 stichhaltige Erfahrungen sammeln zu können. Dies ist dem Venezolaner gelungen, brachte er es doch in den beiden Trainingssitzungen am Freitag auf zusammengerechnet 56 Runden.
In puncto Rundenzeit reihte sich der Lotus-Neuzugang mit rund drei Sekunden Rückstand auf den Positionen 16 und 17 ein. Damit lag der Venezolaner in beiden Sessions vor seinem Teamkollegen Romain Grosjean (19./18.). Doch um den puren Speed ging es Lotus am Freitag ohnehin nicht. "Es war ein guter Tag. Das ist für alle sehr wichtig", bilanziert Maldonado zufrieden.
"Wir haben viele Daten für die Ingenieure gesammelt. So fuhren wir heute zahlreiche Aero-Tests, die für die Arbeit im Windkanal sehr wichtig sind. Ich bin recht zufrieden. Natürlich sind wir noch nicht dort, wo wir sein wollen. Wir wollen an die Spitze kommen. Im Vergleich zur Vorwoche, speziell dem Freitag, sind wir aber ein gutes Stück vorangekommen", so Maldonado.
Maldonado mit Ausrutscher in Kurve 4
In Kurve 4 kam Maldonado im Abend-Training einmal kurz vom rechten Weg ab. Der E22 verlor an der Vorderachse kurzzeitig Bodenkontakt. "Ich muss mir das noch einmal ansehen. Ich fuhr da über eine recht hohe Bodenwelle. Vielleicht habe ich einfach die Linie nicht richtig getroffen. Zum Glück wurde das Auto nicht allzu stark beschädigt und ich konnte kurz darauf wieder auf die Strecke gehen", berichtet der Venezolaner und führt an, dass die niedrigen Temperaturen in den Abendstunden speziell den Grip an der Vorderachse schwinden ließen.
Grosjean von defektem Turbo gestoppt
Maldonados Teamkollege Grosjean kam ebenfalls ohne größere technische Schwierigkeiten über die Runden. Der Franzose umrundete den Bahrain International Circuit am Freitag insgesamt 47 Mal. "Wir hatten nur vor dem Longrun in der zweiten Session ein kleines Problem mit dem Turbo. Das hat Zeit gekostet. Im Allgemeinen scheinen wir aber auf der Höhe zu sein", sagt Grosjean und bekennt: "Einfach war es nicht. Die Streckentemperatur war erst hoch, ist dann gefallen. Da war es schwierig, die Balance zu finden. Mit dem Basissetup haben wir aerodynamisch noch nicht alles herausgeholt."
Insgesamt betrachtet, verzeichnet Grosjean im Vergleich zum Malaysia-Wochenende aber eher einen Schritt rückwärts: "Am Sonntag hatten wir ein gutes Rennen und es lief besser als jetzt. Wir hatten hier schon bei den Wintertests Probleme und heute waren wir langsam. Das ist mit Sicherheit nicht unser bestes Wochenende."
Zwar gibt der Franzose die Hoffnung auf Besserung nicht auf, rechnet aber nicht mit großen Sprüngen - zumindest nicht an diesem Wochenende. "Das war heute quasi unser erster Test und es ist gut zu wissen, welche Richtung wir einschlagen müssen. Zumindest haben wir jetzt eine Ahnung. Ich glaube aber nicht, dass es für uns sehr weit nach vorn geht. Hoffentlich liege ich falsch, aber ich glaube nicht an die Top 3 oder die Top 4. Wir finden hoffentlich ein paar Zehntelsekunden, aber keine Sekunden", so Grosjean.
Das Problem, dem sich Lotus gegenübergestellt sieht, ist der Zeitmangel, wie der Routinier im Team betont. "Die Dinge lassen sich nicht an einem einzigen Tag auf den Kopf stellen. Bei Back-to-Back-Rennen lässt sich am Auto nicht viel machen. Es ist schwierig zu fahren, das Brake-by-Wire-System ist weiterhin nicht perfekt, auch der Abtrieb auf der Hinterachse zählt nicht zu unseren Stärken", stöhnt Grosjean und fügt hinzu: "Unsere Probleme sind auch ein wenig streckenspezifisch."
Für Alan Permane, bei Lotus der Leitende Ingenieur an der Strecke, war es "ein deutlich normalerer Freitag als zuletzt. Wir konnten in der ersten Session eine ganze Reihe neuer Aerodynamik-Teile testen und uns in der Abend-Session dem Setup und der Reifenperformance widmen".
"Speziell in Session eins lief es für keinen unserer beiden Fahrer fantastisch. Das lag aber hauptsächlich daran, dass wir uns auf ein Basis-Setup beschränkten. Am Abend ging es vor allem um das Sammeln von Daten, wenn auch in anderen Bereichen. Abgesehen von einem kleinen Problem am Auto von Romain waren wir heute zuverlässig unterwegs", bilanziert Permane.