Ferrari strauchelt: Sehnsucht nach Normalität
Die Roten sind auf der Suche nach einer Erklärung für ihr erneut mangelndes Tempo, haben aber die Reifen deutlich mehr im Verdacht als den Antriebsstrang
(Motorsport-Total.com) - Bei Ferrari ließ der Durchbruch in der Saison 2014 auch beim Malaysia-Grand-Prix am Sonntag auf sich warten. Fernando Alonso hamsterte in Sepang als Vierter immerhin WM-Punkte, war mit dem Auto aber insgesamt nicht zufrieden - genau wie sein Teamkollege Kimi Räikkönen, der nach einer Kollision mit Kevin Magnussen das Ziel nur als Zwölfter erreichte. Motor, Chassis oder die Aerodynamik? "Wir können mit dem Resultat nicht zufrieden sein", hadert Teamchef Stefano Domenicali.
Alonsos Fazit fällt trübe aus, obwohl - oder gerade weil - es keine offensichtlichen Pannen gab: "Wir hatten kein gutes Rennen und haben an Boden verloren, insbesondere am Kurvenausgang", beschreibt der Spanier das Fahrverhalten des F14 T und gibt sich im Duell mit den Platzhirschen der Formel 1 vorläufig geschlagen: "Die beste Traktion hat der Red Bull, vielleicht war da der Rückstand größer als erwartet. Mit den Mercedes gibt es überhaupt keinen Vergleich. Wir müssen noch viel schuften." Räikkönen tappt bezüglich der realen Ferrari-Stärke gänzlich im Dunkeln.
Der Finne glaubt, zu keinem Zeitpunkt Referenzrunden gesetzt zu haben, weil sein Bolide nach dem Magnussen-Crash noch mehr Schäden davongetragen hatte als den Plattfuß, den ihm der junge Däne mit dem Frontflügel verpasst hatte. "Ich habe an Abtrieb verloren und kann nicht sagen, wie gut das Auto wirklich war. Der Reifen muss den Unterboden beschädigt haben. Es fühlte sich aber gut an am Anfang, es war ein guter Start", so Räikkönen, der ein Ergebnis ähnlich dem Alonsos für möglich gehalten hätte. Er lässt gegenüber dem Unfallgegner im McLaren Milde walten.
Spitze für Räikkönen "einfach zu schnell"
Der Ex-Weltmeister erinnert sich an die Situation: "Ich habe ihn nicht gesehen, ich habe es nur gehört. Keine Ahnung, wo er genau gewesen ist, aber das ist Motorsport. Es hat mein Rennen zerstört und wir haben den Preis für den Fehler eines anderen gezahlt." Die positiven Momente sind laut Räikkönen die Freien Trainings, während das Qualifying trotz einer ordentlichen Ausgangsposition für das Rennen nicht optimal verlaufen sei. "Ich bin in Kurve vier leicht abgedrängt worden, aber wir hatten einen guten Start", ergänzt er. "Es hätte ordentlich laufen können, auch wenn die Jungs vorne zu schnell waren."
Alonso zeigt sich in diesem Punkt pessimistischer, erkennt aber Fortschritte: "Wir haben die Lücke etwas geschlossen und waren konkurrenzfähiger als in Melbourne. Ohne Safety-Car wären wir da über eine Minute hinter Nico Rosberg gewesen." In Sepang waren es rund 35 Sekunden hinter Lewis Hamilton - allerdings auf einer Strecke, die in Sachen Layout deutlich eher Ferrari-Terrain hätte darstellen sollen. Der Asturier sieht kein spezifisches Problem in bestimmten Rennphasen: "Mit weniger Benzin waren wir vielleicht besser unterwegs, aber insgesamt nicht zufrieden."
Ferrari stellt die Schuldfrage: Motor? Aerodynamik? Traktion?
Domenicali fordert harte Arbeit in Maranello, um das Ruder noch herumzureißen. Auch wenn Alonso einen Mangel an Höchstgeschwindigkeit - insbesondere im Vergleich mit Nico Hülkenberg im Force India - beklagt und alle Ferrari-Kunden im Vergleich zur direkten Konkurrenz auf den Geraden Einbußen zu verzeichnen hatten, hat der Italiener den Antriebsstrang nicht im Visier. Auf Sauber und Marussia angesprochen erwidert er: "Es wäre falsch, zu behaupten, es sei ihr eigener Fehler. Es wäre aber genauso falsch, das auf unsere Kappe zu nehmen."
"Ich kann es nicht beurteilen, wir liefern jedenfalls den identischen Motor an Kunden", so Domenicali weiter. Auch er nennt wie Räikkönen die Pirelli-Mischungen einen Faktor: "Der Abstand zu Red Bull war nicht so groß. Wir leiden eher unter den harten Reifen bei dieser Hitze." Der Teamchef glaubt, dass der Schlüssel bei der Kraftübertragung zu suchen ist. Er will bei der Aerodynamik Hand anlegen, um die Effizienz zu steigern. "Das ist besser geworden, aber nicht in ausreichendem Maße. Was wir erlebt haben, ist nicht schnell beseitigt."