• 28. März 2014 · 12:59 Uhr

Sepang wird auch 2014 zur Reifenschlacht

Die Piloten zeigen sich überrascht, dass auch die diesjährigen härteren Pirelli-Reifen in Sepang überfordert sind - Welche Auswirkungen wird das auf die Strategie haben?

(Motorsport-Total.com) - Der Grand Prix von Malaysia gilt seit jeher als Reifenschlacht - kein Wunder, schließlich klettert die Quecksilber-Säule in der Tropenhitze schon mal deutlich über 30 Grad Celsius. Die Asphalttemperatur - der für die Reifentechniker relevante Wert - erreichte am heutigen ersten Trainingstag auf dem Sepang International Circuit sogar 49 Grad Celsius. Dazu kommt ein besonders rauer Asphalt, der das Schwarze Gold der Formel 1 zusätzlich enormen Belastungen unterzieht.

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Leben am Limit: Wie lange werden die Pneus beim Grand Prix von Malaysia halten? Zoom Download

Nach den ersten zwei Trainings ist bereits klar: Im Gegensatz zum Grand Prix von Australien werden die Reifen an diesem Wochenende eine entscheidende Rolle spielen, denn die Teams hatten mit enormem Abbau zu kämpfen - das verspricht für Sonntag ein spannendes Rennen. Pirelli nominierte an diesem Wochenende die Mischungen Hard und Medium - der weichere Reifen erwies sich bislang als deutlich schnellere Wahl. Der Unterschied betrug heute eine bis 1,2 Sekunden, wodurch sich im Rennen interessante Strategien ergeben könnten.

Dieses Jahr weniger Gummimurmeln

Pirellis Motorsportchef Paul Hembery rechnet damit, dass sich diese Tendenz auch im Laufe des Wochenendes fortsetzen könnte: "Das sollte so bleiben, wenn die Temperaturen hoch bleiben. Wenn sie etwas fallen, dann sollte die Stunde der Medium-Reifen schlagen."

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Die Anzahl an "Gummimurmeln" hielt sich am ersten Trainingstag in Grenzen Zoom Download

Der Brite hat zudem einen Erfolg zu vermelden: Pirelli bemühte sich bei den neuen Reifen für die Saison 2014, die Menge an Gummimurmeln zu verringern, die sich im Laufe des Wochenendes neben der Ideallinie sammelte - dadurch wurde das Überholen oft zu einer besonderen Herausforderung, da Rutschgefahr bestand.

Dieses Phänomen sollte dieses Jahr nicht in so großem Ausmaß auftreten: "Wie in Australien haben wir weniger Murmeln auf der Strecke gesehen." Dennoch fiel Hembery auf, dass sich auf dem Asphalt viel Reifenabrieb sammelte: "Das war überraschend - viel davon stammte aber von Nicht-Formel-1-Autos. Im zweiten Training war die Strecke dann bei weitem sauberer, wodurch wir die Streckenbedingungen besser einschätzen konnten."

Piloten beklagen überlastete Reifen

Das gilt auch für die Piloten, die sich vom enormen Reifenabbau überrascht zeigen. Sogar Nico Rosberg, der im Mercedes-Boliden auf der Medium-Mischung die Tages-Bestzeit einfuhr, klagt über "verrückte Bedingungen. Bei diesen äußerst heißen Temperaturen ist es für jeden eine riesige Herausforderung, alles richtig zu machen. Die Autos waren am Limit, und der Reifenabbau war heute höher als erwartet."

"Mit diesen Reifen kann wirklich alles passieren."Lewis Hamilton
Die Reifen sind laut dem WM-Leader im Grenzbereich: "Mit so viel Verschleiß hätten wir niemals gerechnet. Es ist wirklich viel, was eine große Herausforderung darstellt. Im Rennen wird es viele unterschiedliche Strategien geben. Mit diesen Reifen kann wirklich alles passieren."

Und auch für Teamkollege Lewis Hamilton besteht kein Zweifel: "Es ist zu heiß für die Reifen. Sie arbeiten unter diesen Bedingungen nicht einwandfrei. Wir haben hier zwar die Reifenmischungen Hard und Medium zur Verfügung, doch selbst diese Pneus fühlen sich nicht toll an." Das sei aber keineswegs ein Silberpfeil-Problem, wie dies in der Vergangenheit an der Hinterachse schon öfter der Fall war: "Wir sitzen alle im gleichen Boot."

Zwei oder drei Boxenstopps?

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Kein Wunder, dass die Teams intensiv Boxenstopps trainierten Zoom Download

Doch wie wird sich das auf die Strategie auswirken? Im Vorjahr war der Grand Prix von Malaysia sogar ein Vierstopp-Rennen, was aber daran lag, dass das gesamte Feld auf Intermediate-Reifen losfuhr. Dieses Jahr deutet alles auf zwei bis drei Boxenstopps hin.

Williams-Pilot Felipe Massa glaubt, dass die Entwicklung der Strecke an diesem Wochenende den Ausschlag geben wird: "Das Rennen findet hier eher am Ende des Tages statt. Das sollte helfen, aber es wird ein Kampf werden, ob wir zwei oder drei Stopps machen müssen. Es wird davon abhängen, um wie viel sich die Strecke im Vergleich zu jetzt verbessern wird."

Welcher Reifen hält länger? Teams geteilter Meinung

Untypisch ist, dass manche Piloten trotz der kritischen Bedingungen den Medium-Reifen dem Hard-Reifen vorziehen. "Ich hatte Probleme, die härteren Reifen über die Distanz zu bekommen, weil ich von Anfang an nur rutschte und sie nie zum Arbeiten bekam", klagt Massas Teamkollege Valtteri Bottas. "Zwischen den Mischungen scheint es hier einen gewaltigen Unterschied zu geben." Der Medium-Reifen biete hingegen "insgesamt mehr Grip, und er lässt nicht schneller nach."

Bei Ferrari scheint man hingegen die Hard-Mischung vorzuziehen. "Die härtere Mischung scheint über einen Longrun etwas besser zu halten", glaubt Fernando Alonso. Er will aber noch das dritte Freie Training am Samstag abwarten, ehe er diesbezüglich ein Urteil fällt und sich für seine Strategie entscheidet. "Es ist dafür noch zu früh."

Safety-Car-Phasen und Regenschauer bieten Chaos-Potenzial

Genau das empfiehlt auch Pirelli-Mann Hembery: "Wir befinden uns noch an einem frühen Punkt der Autoentwicklung, daher gilt es für alle, die heute gesammelten Daten genau zu analysieren, um sich für eine Strategie zu entscheiden." Zumal auch Safety-Car-Phasen und Regenschauer, die in Sepang üblicherweise zur Rennzeit niedergehen, einkalkuliert werden müssen.

"In Malaysia kann es jederzeit regnen", weiß Hembery. "Diesen Faktor muss man bei den Rennvorbereitungen immer in Betracht ziehen." Kommt es tatsächlich zu Unterbrechungen und derartigen Wetterkapriolen, dann wäre es von Vorteil, weniger Stopps einzuplanen, damit man dann flexibler reagieren kann.

Insgeheim hoffen die Teams sogar auf Safety-Car-Phasen, damit der Spritverbrauch nicht wie im Vorjahr zum großen Thema wird. "Ich denke, jeder drückt die Daumen, dass es mal eine Gelbphase gibt", gibt Red-Bull-Teamchef Christian Horner gegenüber 'Sky Sports F1' zu. "Das würde die Sache wesentlich entschärfen. Ansonsten müssen wohl alle Autos ziemlich viel Sprit sparen."

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