McLaren in Malaysia: Mit Konstanz zum Erfolg?

Nach dem starken Saisonauftakt in Australien will McLaren auch in Malaysia wieder das Podium angreifen - Vom ersten Saisonsieg spricht allerdings noch niemand

von Ruben Zimmermann · 25.03.2014 10:16

(Motorsport-Total.com) - McLaren ist wieder da - So kurz und knapp lässt sich der Auftritt der "Chrompfeile" beim Saisonauftakt der Formel 1 in Melbourne wohl am besten beschreiben. Durch die Plätze zwei und drei von Kevin Magnussen und Jenson Button übernahm das Team aus Woking erstmals seit fast zwei Jahren wieder die Führung in der Konstrukteurs-WM. Diesen Trend gilt es in Sepang nun zu bestätigen.

In Australien fuhr Jenson Button auf Platz drei, Kevin Magnussen wurde Zweiter

"Australien war für das ganze Team sehr motivierend", berichtet Button und ergänzt: "Auch wenn noch immer Arbeit vor uns liegt, fühlt es sich so an, als hätten wir die Kurve bekommen, und dass wir dieses Jahr ein Auto haben, mit dem wir arbeiten können." 2013 hatte das noch ganz anders ausgesehen. Da hatte McLaren erstmals seit 1980 in der kompletten Saison keinen einzigen Podestplatz einfahren können.

Bereits beim Auftakt dieser Saison hat man nun sichergestellt, dass sich dieses Horrorszenario nicht wiederholt. Dank der Disqualifikation des Zweitplatzierten Daniel Ricciardo landeten am Ende sogar beide Piloten in den Top 3. Trotzdem ruht sich in Woking nun aber niemand auf den Lorbeeren des ersten Rennens aus.

Keine Pause für Button & Co.

"Es ist wichtig, dass wir bei der Entwicklung weiterhin Gas geben", erklärt Button. "Wir hatten einige nützliche Upgrades mit nach Melbourne gebracht, und es war ermutigend, dass sie sofort funktioniert haben. Aber wir müssen auch weiterhin neue Teile in der Entwicklungs-Pipeline haben, besonders bei den Überseerennen, wo es schwierig ist neue Teile an die Stecke zu bringen."

Auch Rookie Kevin Magnussen bestätigt: "Seit unserem vielversprechenden Ergebnis in Australien gab es keine Möglichkeit für eine Pause. Jenson und ich flogen beide zurück nach Europa und verbrachten ein paar Tage in der Fabrik, um unsere Performance in Melbourne zu analysieren, und um uns auf Malaysia vorzubereiten."

Fotostrecke: GP Australien, Highlights 2014

Der junge Däne sorgte bereits in Melbourne für Aufsehen, als er mit seinem zweiten Platz den besten Formel-1-Einstand eines Piloten seit 1996 feierte. Damals hatte Jacques Villeneuve die Zielflagge ebenfalls als Zweiter gesehen. Kann der 21-Jährige in Sepang jetzt möglicherweise erneut für eine Überraschung sorgen?

"Ich denke es wird ein härterer Test als Australien sein", sagt Magnussen und erklärt: "Die Außentemperaturen machen es für die Fahrer schwieriger, und die Streckentemperaturen werden ebenfalls höher sein, was es für die Reifen härter macht. Mein Ziel ist es weitere Punkte zu sammeln - denn Konstanz wird in der Weltmeisterschaft sehr wichtig sein - und weiter zu lernen, besonders unter solch schwierigen Bedingungen."

Boullier will "Lücke schließen"

Ein gelungener Einstand war es auch für Rennleiter Eric Boullier, der von Lotus zu McLaren gewechselt war. "Dass wir in der Konstrukteurs-Wertung vorne liegen ist ein Beleg dafür, welche Stärke und welcher Hunger dem Team zugrunde liegen", so der Franzose. "In Melbourne hatten wir nicht das stärkste Auto, aber wir haben das Rennen super hinbekommen."

"Wir haben die Strategie bei beiden Autos perfekt umgesetzt, und Jenson und Kevin sind fehlerfrei gefahren, und dank unserer Ingenieure und Mechaniker haben beide Autos während des ganzen Wochenendes fast problemlos funktioniert", erklärt Boullier. Ziel in Malaysia sei es nun "die Position, die wir momentan haben, zu festigen".

"In Melbourne hatten wir nicht das stärkste Auto, aber wir haben das Rennen super hinbekommen."Eric Boullier
"Wir müssen die Lücke nach vorne schließen, und wir werden in der Entwicklung aggressiv sein, damit die Upgrades, die wir zum Rennen mitbringen, genau das bewirken. Allerdings zählt Geschwindigkeit gar nichts, wenn die Zuverlässigkeit nicht stimmt. Unser Fokus wird darauf liegen den Überblick zu behalten, damit beide Autos während des Wochenendes ohne Probleme funktionieren", so Boullier.

Ein wirklich gutes Pflaster war der Sepang International Circuit für die "Chrompfeile" allerdings nur selten. In bisher 15 Auflagen des Grand Prix von Malaysia stand lediglich zweimal ein McLaren-Pilot ganz oben auf dem Siegertreppchen. Zum Vergleich: Ferrari konnte das Rennen bereits sechsmal gewinnen, auch Red Bull hat mehr Siege vorzuweisen. Der letzte Erfolg - eingefahren durch Fernando Alonso - ist mittlerweile bereits sieben Jahre her.

Härtetest Sepang

Daher weiß auch Magnussen, dass das gute Ergebnis beim Saisonauftakt kaum Aussagekraft für Malaysia hat. Er erklärt: "Sepang ist eine komplett andere Strecke als der Albert Park. Melbourne hatte viele langsame Kurven und die mechanische Balance war sehr wichtig. Malaysia ist hingegen ein echter Höchstgeschwindigkeits-Kurs, die Kurven sind viel schneller, und der Schwerpunkt wird auf der Performance der Aerodynamik liegen."

Durch seinen zweiten Platz ist Kevin Magnussen der beste Neuling seit 1996

2009 konnte Jenson Button das Rennen im Brawn gewinnen, allerdings wurde der Grand Prix damals nach nicht einmal einer Stunde wegen sintflutartigen Regenfällen abgebrochen. Bis heute ist es das letzte Rennen der Formel-1-Geschichte, in dem nur halbe Punkte vergeben wurden.

Button selbst bezeichnet Sepang als "eine großartige Strecke für die Fahrer. Und selbst wenn wir nicht den Abtrieb haben, den wir wollen, sollten wir trotzdem die Balance und Fahrbarkeit haben, damit das Auto funktioniert. Das ist ziemlich ermutigend, denn es bedeutet, dass wir in ein Rennwochenende gehen und wissen, dass wir während der Sitzungen und des Rennens normalerweise das Maximum aus dem Auto herausholen können."

McLaren setzt auf Upgrades

"Auch wenn wir noch nicht die Geschwindigkeit haben, um die Favoriten anzugreifen, sollten wir trotzdem ein Auto haben, das in jedem Sektor ordentlich fährt, und das im Rennen schnell sein wird. Und das zählt definitiv schon etwas", so der 34-Jährige, der McLaren aktuell noch in der Rolle des Außenseiters sieht.

"Die ständigen Entwicklungen werden die Ordnung wieder durcheinanderbringen."Eric Boullier
Eric Boullier glaubt nach dem überragenden Sieg von Nico Rosberg in Australien allerdings nicht, dass Mercedes nun für den Rest der Saison Kreise um die Konkurrenz fahren wird. Er erklärt: "Wir kämpfen einen Kampf der konstanten Weiterentwicklung, und auch wenn sich ein Team an die Spitze geschoben hat, werden es die ständigen und iterativen Entwicklungen sein, die die Ordnung wieder durcheinander bringen."

Möglicherweise ist Sepang bereits der erste Schritt in diese Richtung. Laut Boullier hat McLaren jedenfalls noch einige Asse im Ärmel: "Wir haben einige produktive Programme im Windkanal, und unser Ziel ist es jetzt diese Projekte so schnell wir können in die Realität umzusetzen. Dort wird der Kampf um die Weltmeisterschaft gewonnen oder verloren."