Sutil: "Es wird sich lohnen, am Sonntag aufzustehen"
Sauber-Pilot Adrian Sutil macht Werbung für die "neue" Formel 1 und zeigt sich begeistert von den Aussichten für 2014 - Esteban Gutierrez fühlt sich etabliert
(Motorsport-Total.com) - "Es wird sich lohnen, am Sonntag früh aufzustehen, um das Rennen zu verfolgen." Das ist zumindest die Meinung von Sauber-Fahrer Adrian Sutil. Denn der Deutsche verspricht sich einiges von den neuen Formel-1-Regeln und dem ersten Grand Prix des Jahres. Und das, obwohl wenige Stunden vor dem Start ins Rennjahr kaum absehbar ist, was die Protagonisten in Melbourne genau erwartet.
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Adrian Sutil und das Sauber-Team wollen in der Saison-Anfangsphase punkten Zoom Download
Selbst Formel-1-Routinier Sutil geht mit ganz anderen Gefühlen als sonst in die Saison. "Und zwar zum ersten Mal", wie er betont. "In der Vergangenheit hatten wir richtig gute Tests, wo wir ausführlich fahren konnten. In diesem Jahr war das anders. Es gibt so viele neue Systeme, die erst einmal überprüft werden mussten. Erst am letzten Testtagkonnte ich mich mal auf das Fahrerische konzentrieren."
Sein Eindruck: "Das Auto vermittelt nun ein ganz anderes, aber sehr interessantes Gefühl. Das dürfte den Sport viel spannender machen. Das alles bedeutet aber natürlich sehr viel Arbeit. Doch das ist auch gut so, denn dafür sind wir schließlich hier. Uns macht das Spaß", erklärt Sutil, der in diesem Jahr erstmals für Sauber ins Lenkrad greifen wird, nachdem er zuletzt noch für Force India gefahren ist.
Über die Distanz kommen ist das Ziel in Melbourne
Und Sutil setzt sich für seinen Einstand beim Rennstall aus der Schweiz erst einmal kleine Ziele: "Das Wichtigste wird sein, das erste Rennen zu beenden. Es geht darum, möglichst viele Kilometer abzuspulen. Denn je mehr du hier in Melbourne schaffst, umso besser wirst du für die kommenden Rennen aufgestellt sein. Da muss schon ein bisschen voraus denken", meint Sutil in Australien.
"Natürlich ist es ein Rennen (den Große Preis von Australien in Melbourne im Formel 1 Live-Ticker verfolgen!), aber es ist auch ein wichtiger Test. Da kannst du sehr viele Daten sammeln. Ich freue mich darauf, auf das Unbekannte. Das reizt doch sehr", sagt Sutil. "Zumal die ganze Sache auch viel offener ist. Egal, ob großes oder kleines Team. Jeder könnte schnell sein. Das ist eine sehr ungewöhnliche Situation."
"Du weißt einfach nicht, ob die 'üblichen Verdächtigen', die sonst immer vorn sind, auch dieses Mal vorn sein werden. Umso besser für die kleineren Rennställe, denn die können so in den ersten Rennen überraschen. Als kleineres Team wünschen wir uns natürlich, dass es keine One-Man-Show wird, sondern dass es spannend ist", meint der Deutsche. Doch inwiefern kann Sauber mitmischen?
Den Rookie-Status hat Gutierrez nicht mehr
Das ist, so Sutil, erst einmal noch ein Fragezeichen. "Das macht das Ganze derzeit aber auch so interessant", sagt der Sauber-Pilot. "Niemand weiß, wer wo steht. Selbst wenn du schnell bist, bedeutet das rein gar nichts. Du musst erst einmal über die Distanz kommen. Und dann schaut man weiter. Bis dahin ist es ein weiter Weg. Und ich weiß nicht, wo wir bei der Leistung über eine schnelle Runde stehen."
Esteban Gutierrez, Sutils Teamkollege im Rennstall aus Hinwil, weiß das ebenfalls noch nicht einzuschätzen. "Angesichts der vielen Veränderungen dürfte es in jedem Fall interessant werden", so der Mexikaner. "Ich bin gespannt. Und ich freue mich auf die Saison. Alles ist in diesem Jahr ganz anders, auch für mich persönlich." Kein Wunder: Die Schonzeit ist vorbei, Gutierrez kein Rookie mehr.
Das zeigt sich nun auch im Umgang mit dem Team, wie er sagt. "2013 ging es für mich in erster Linie darum, vieles zu lernen, alle Informationen aufzusaugen. Ich konnte nur bedingt einen Input geben. Das war in diesem Winter schon anders, weil ich eben über ein Jahr Erfahrung verfüge. So konnten wir viel effizienter daran arbeiten. Und ich habe viel mehr Selbstvertrauen bei der Diskussion mit den Ingenieuren."
Wie schlägt sich Sauber im Entwicklungsrennen?
"Ich weiß einfach viel besser Bescheid, von was ich rede", erklärt Gutierrez. "Wir haben viele neue Elemente. Und ich habe viel Zeit damit verbracht, ein Verständnis für all dies aufzubauen. Du musst im Gegenzug natürlich auch verstehen, was dir die Ingenieure sagen." Und das sei in diesem Jahr, einer Saison der großen Veränderungen, wichtiger denn je, wie der Sauber-Pilot nachdrücklich betont.
"Im Augenblick kann man einfach kaum sagen, wie sich das Kräfteverhältnis darstellen wird. Außerdem konnten wir in Bahrain noch nicht mit voller Leistung fahren. Da müssen wir also noch hinkommen." Auch, damit Gutierrez seine eigenen Ziele erfüllen kann. Diese lauten: "Konstant in die Punkte fahren." Erst einmal gelte es jedoch, die ersten Rennen abzuwarten, um mehr Klarheit zu haben.
Fotostrecke: FIA-Fast-Facts: Australien
1996 wurde im Albert Park zum ersten Mal ein Formel-1-WM-Lauf ausgetragen. Bereits in den 1950er-Jahren fand zweimal ein Grand Prix von Australien in Melbourne statt, damals aber ohne WM-Status als "formelfreies Rennen". 1956 gewann Stirling Moss am Steuer eines Maserati 250F. Fotostrecke
"Dann wissen wir, wo wir stehen. Ausgehend davon können wir dann eine Einschätzung abgeben. Im Augenblick peilen wir einfach einmal Punkte an. Ob das gleich am ersten Wochenende drin ist? Das weiß ich noch nicht. Wir werden sehen. Die neuen Regeln bringen auf jeden Fall neue Chancen mit sich", meint Gutierrez, der im vergangenen Jahr noch mit Nico Hülkenberg für Sauber gefahren ist.
Ob der private Rennstall in diesem Jahr beim Entwicklungsrennen mithalten kann? Gutierrez zeigt sich zuversichtlich: "Klar, die größeren Teams haben mehr Ressourcen. Aber es gibt gleichzeitig gewisse Chancen, die man als kleineres Team nutzen kann. Deshalb ist vor allem zu Saisonbeginn eine gute Zuverlässigkeit gefragt. Schauen wir also mal, wie viele Autos über die Runden kommen."