Punkte und Kilometer: McLaren-Fahrer wollen früh hamstern
Während Rekordmann Jenson Button in Melbourne Punkte ins Visier nimmt, will Rookie Kevin Magnussen vor allem wichtige Kilometer im Albert Park sammeln
(Motorsport-Total.com) - Unterschiedlicher könnten die Vorzeichen für McLaren vor dem Großen Preis von Australien nicht stehen. Während Jenson Button mit seinen 247 Grands Prix der erfahrenste Pilot im gesamten Starterfeld ist, wird Kevin Magnussen im Albert Park auf seinen allerersten Formel-1-Ausflug im Rahmen eines Grand-Prix-Wochenendes geschickt. Und während es für den einen um den größtmöglichen Lerneffekt geht, will der andere nach einer enttäuschenden Saison 2013 ein besseres Ergebnis erzielen.
Dass ihm die Strecke in Australien liegt, das hat Jenson Button in der Vergangenheit schon bewiesen. Der Brite ist mit seinen drei Siegen Rekordgewinner unter den aktuellen Piloten, ansonsten konnte nur Kimi Räikkönen von den 22 startenden Piloten mehr als einen Event im Albert Park für sich entscheiden. Doch wer in diesem Jahr die Nase vorn haben wird, ist vermutlich so unklar wie nie zuvor.
"Selbst mit stabilem Reglement ist Melbourne normalerweise unvorhersehbar, aber in diesem Jahr wird wohl keiner wissen, was er zu erwarten hat", sagt Button und stellt sich dabei schon eine ganze Latte an Fragen: "Werden wir am Ende des Rennens mehr als die Hälfte des Feldes sehen? Werden wir engen und guten Rennsport sehen? Wird sich das Kräfteverhältnis wie erwartet herausstellen?" All diese Fragen gilt es zu beantworten, doch zumindest eines ist für den Engländer klar: "Der Australien-Grand-Prix wird ein absolut faszinierender Sportwettbewerb."
In Melbourne herrscht der "Vibe"
Denn das hat sich für den 34-Jährigen in all den Jahren nicht geändert: Melbourne ist für ihn einer der Höhepunkte des Jahres. Button liebt die Atmosphäre und den "Vibe", die man in jedem Jahr von neuem spüren kann. Zudem seien die Fans stets leidenschaftlich, sachkundig und enthusiastisch. Oder kurz: "Es ist ein großartiger Ort um ein Jahr zu starten, das hoffentlich großartig wird."
Fotostrecke: Der Bahrain-Test aus Pirelli-Sicht
War das was? Während die Reifen in den vergangenen beiden Jahren zu Beginn der Formel-1-Saison immer im Mittelpunkt der Diskussionen standen, waren die Pirelli-Peneus bei den Wintertests vor der Saison 2014 kaum ein Thema. Dennoch gewann der Herrsteller aus Mailand eine Menge Erkenntnisse aus den Tests in Jerez und Bahrain. Fotostrecke
Diese Aussage sollte für seinen Teamkollegen Kevin Magnussen wohl auf jeden Fall zutreffen. Der Däne hat sich seinen Traum erfüllt, und wird in diesem Jahr erstmals in der Formel 1 fahren. Bereits in vier Tagen wird der Sieger der Formel Renault 3.5 erstmals richtige Formel-1-Luft schnuppern können. Der Saisonauftakt ist für ihn daher noch einmal eine Stufe spezieller. "Wow. Es fühlt sich seltsam an zu wissen, dass mein nächster Start aus der Garage für das Training beim Großen Preis von Australien sein wird", freut sich der 21-Jährige schon tierisch auf das Wochenende.
"Es ist schon verrückt, nur daran zu denken, in Melbourne Rennen zu fahren", fügt er an. "Ich war noch nie in Australien, und den Grand Prix habe ich in Europa immer ganz früh im Fernsehen verfolgt. Nicht nur in ein neues Land zu reisen, sondern dort auch noch am Grand Prix teilzunehmen, ist unglaublich aufregend. Ich freue mich schon auf das Rennen. Darum bin ich hier, und ich kann es gar nicht abwarten."
Sieg Nummer 7? Laut Button eher nicht...
Doch während für Magnussen allein das Fahren an diesem Wochenende im Vordergrund steht, so sind die Jungs von McLaren nicht nur allein des Fahrens willens nach Australien gereist. Nach der verkorksten vergangenen Saison möchte das Team Widergutmachung und wieder an erfolgreiche Zeiten anknüpfen. Bereits sechsmal konnte man das 1996 erstmals ausgetragene Rennen gewinnen - gegen ein siebtes Mal hätte man sicherlich nichts einzuwenden.
Doch das könnte schwer werden, auch wenn man mit Mercedes den besten Motor in seinem Heck weiß. Jenson Button glaubt jedenfalls, dass es noch ein Weilchen dauern könnte, bis das Potenzial des MP4-29 abgerufen werden wird. "Es ist noch nicht da, wo wir es gerne hätten", sagt der Brite. "Ich denke daher nicht, dass wir mit einem Paket nach Melbourne reisen, das unsere Fortschritte mit dem Auto akkurat reflektiert. Das wird ein wenig länger brauchen."
Für Melbourne werden daher erst einmal wichtige Punkte ins Visier genommen, bevor man sich später auf weitere Performance stürzen kann. "In dieser Saison geht es um stetige Entwicklung", sagt Button und verweist auf das vorhandene Potenzial: "Der MP4-29 hat uns das verschafft, was der MP4-28 uns nicht gegeben hat: Eine zuverlässige und vorhersehbare Plattform, auf der wir aufbauen können. Das Auto fühlt sich in jeder Hinsicht anders an, und das macht es aufregend. Und so sollte es sein, wenn man zum ersten Rennen des Jahres kommt."
Magnussen will Kilometer
Auch Teamkollege Kevin Magnussen glaubt an das Potenzial seines ersten Formel-1-Boliden, sieht nach einem soliden Winter aber noch viel Arbeit auf sich und sein Team zukommen. "Wir kennen die Stärken des Autos und wissen, woran wir noch arbeiten müssen." Doch zumindest sei das Auto fahrbar und berechenbar. "Es macht das, was wir von ihm verlangen." Und das ist für einen Rookie schon einmal ein gutes Zeichen.
Mit welchem Ergebnis er in Melbourne rechnen kann, da tappt der Neuling aber noch vollkommen im Dunkeln. Für ihn steht erst einmal eine Sache auf dem Programm: Lernen. "Es wird wichtig sein, die frühen Rennen zu beenden, um viele Kilometer auf den Buckel zu bekommen. Denn auch wenn ich einen guten Winter hatte, weiß ich, dass ich immer noch ein Rookie bin und mir etwas zu den erfahreneren Jungs fehlt", sagt der Däne.
"Es gibt für mich noch viel zu lernen - wie man ein Formel-1-Auto so nah wie möglich am Limit bewegt, während man sich gleichzeitig auf Reifenmanagement, Spritsparen und die ganzen Knöpfe und Schalter im Cockpit fokussiert", so Magnussen, der in Australien wohl der Lernwilligste unter Haufen Lernwilligen sein muss. Doch das soll sich schon bald legen: "Ein paar gute Trainingssitzungen und ein paar Renndistanzen werden mir helfen, mich komplett rennbereit zu machen." Und die erste Ausfahrt dafür heißt Melbourne.