Pirelli in Australien: Neues Jahr, neue Herausforderung
Auch Reifenhersteller Pirelli betritt in Australien mit seinen Reifen Neuland: Die Italiener bleiben im Vergleich zum Vorjahr konservativer
(Motorsport-Total.com) - Nach den drei viertägigen Tests in der Vorsaison, in denen die Teams erstmals ihre radikal neu konstruierten Autos testeten, startet die Formel 1 am kommenden Wochenende in Australien mit einer neuen Reifen-Range in die Saison 2014. Aufgrund der grundlegenden Änderungen des Reglements für 2014 ist das die vierte Kollektion von Pirelli-Formel-1-Reifen in vier Jahren. Das unterstreicht den besonderen Nachdruck, den der italienische Konzern auf die technologische Weiterentwicklung legt.
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Auch in diesem Jahr stehen wieder sechs verschiedene Mischungen zur Verfügung Zoom Download
Für das kommende Wochenende nominiert Pirelli den mittelharten und den weichen Pneus. Die beiden Reifentypen entsprechen in ihren Eigenschaften optimal den Anforderungen des Straßenkurses von Melbourne. Wie sämtliche Reifen aus der 2014er-Range sind der Medium- und der weiche Slick etwas härter und haltbarer als ihre Vorgänger im vergangenen Jahr, doch dabei ohne Kompromisse bei der Performance.
"Konfrontiert mit den wohl grundlegendsten Regeländerungen in der neueren Geschichte der Formel 1 mussten wir eine rundherum neue Kollektion Rennreifen entwickeln, die der gänzlich anderen Dynamik der Formel 1-Autos des Jahres 2014 entspricht", erklärt Pirellis Motorsportchef Paul Hembery. "Während der drei Tests vor Saisonbeginn wurde deutlich, welch enorme Herausforderung die neuen Regularien für alle Beteiligten darstellt. Doch wir haben im Verlauf des vergangenen Jahres sowie in den vergangenen Winter-Monaten sehr hart gearbeitet, um jetzt eine frische Reifen-Range präsentieren zu können, die auf die Anforderungen der jüngsten Generation der Formel 1-Autos zugeschnitten ist."
"Jeder Reifentyp wurde mit einer neuen Mischung und einer neuen Konstruktion ausgestattet, um den Leistungsabbau zu verringern und zugleich den hohen Performance-Level zu halten. So erwarten wir auch in diesem Jahr wieder zwei bis drei Boxenstopps pro Fahrer in Melbourne. Sobald wir die Autos im freien Training auf der Strecke gesehen haben, werden wir präzisere Aussagen machen können. Der Ausgang des ersten Rennens einer Saison ist immer unvorhersehbar, dies gilt 2014 mehr denn je", so der Brite weiter.
Fotostrecke: Der Bahrain-Test aus Pirelli-Sicht
War das was? Während die Reifen in den vergangenen beiden Jahren zu Beginn der Formel-1-Saison immer im Mittelpunkt der Diskussionen standen, waren die Pirelli-Peneus bei den Wintertests vor der Saison 2014 kaum ein Thema. Dennoch gewann der Herrsteller aus Mailand eine Menge Erkenntnisse aus den Tests in Jerez und Bahrain. Fotostrecke
Jean Alesi, technischer Kommentator von Pirelli, ergänzt: "Ich habe den Albert Park immer gemocht. Er bietet den Piloten Elemente eines Straßenkurses wie in Monaco sowie Passagen klassischer Circuits wie in Barcelona. Doch in diesem Jahr wird Melbourne noch herausfordernder sein. Mit der Rückkehr der Turbos vollzieht sich in der Formel 1 ein radikaler Wechsel sowohl in der Technologie als auch im Fahrstil. Bei der Beschleunigung sowie im Kurvenausgang tritt ein höheres Drehmoment auf. Daher müssen die Reifen noch resistenter gegen Schlupf sein und einer höheren Querbeschleunigung standhalten. Diese Faktoren müssen die Fahrer bedenken. Zudem dürfen sie das Auto nicht zu stark beschleunigen, um Wheelspin zu vermeiden."
Die Anforderungen der Strecke an die Reifen
Die Strecke von Melbourne, seit 1996 Austragungsort des Großen Preises von Australien, bietet relativ wenig Grip und ist ziemlich rutschig. Das erhöht den Schlupf und dadurch den Grad des Reifenverschleißes. Das Bremsen ist ein besonders wichtiger Aspekt in Melbourne. Es gibt mehrere Passagen, in denen die Fahrer voll aufs Bremspedal treten. Dabei erreichen die Bremskräfte bis zu 5 G, die Reifen können blockieren. Ein Bremsplatten, eine Unwucht oder ungleichmäßiger Abrieb können die Folgen sein.
In diesem Jahr sind die Autos mit einem neuen elektronischen Bremssystem ausgestattet. Es regelt den Bremsdruck auf den Hinterreifen, um die Auswirkungen der neuen Energiegewinnungs-Systeme auszugleichen. Auch dieser Faktor wirkt sich auf die Hinterreifen aus. Auf der Strecke gibt es neun Abschnitte, in denen die Fahrer ihre Autos maximal beschleunigen und versuchen, die gesamte Leistung von rund 760 PS auf die Straße zu bringen. Dies kann zu Schlupf führen, der folglich den Leistungsabbau verstärkt.
Der aerodynamische Abtrieb wurde in diesem Jahr verringert. Auch das wirkt sich auf die Reifen aus. Vermehrtes Rutschen kann zu einem ungleichmäßigen Abrieb führen und Graining verursachen. Allerdings zeigten die Tests vor Saisonbeginn, dass es Pirelli gelang, das Graining zu reduzieren. Und trotz des verringerten Abtriebs zeigten sich keine Blasen auf den Laufflächen. Der linke Hinterreifen wird in Melbourne am stärksten beansprucht. Es gibt zehn Rechts- und sechs Linkskurven. Dabei sind die auf die Reifen wirkenden Längskräfte heftiger als die seitlichen Fliehkräfte.
Im vergangenen Jahr gewann Kimi Räikkonen den Großen Preis von Australien. Er startete vom siebten Platz und nutzte eine Zweistoppstrategie. Zunächst fuhr er mit den supersoften Slicks, um anschließend zwei Stints mit den Mediums zu absolvieren. Diese Strategie war ausschlaggebend für seinen Sieg, denn fünf der sechs Bestplatzierten hatten sich für eine Dreistoppstrategie entschieden.