Pole und Abschied: Jubel und Wehmut bei Red Bull
Während Sebastian Vettel auch im Regen mit einer Pole-Position begeistert, kommen bei Mark Webber und Renault wehmütige Gefühle auf
(Motorsport-Total.com) - Sebastian Vettel fuhr auch im Regen von Sao Paulo auf die Pole-Position. Diese kam jedoch überraschend. "Diese Zeit zu fahren hätte ich nicht erwartet", spricht der Red-Bull-Pilot auf seine Rundenzeit von 1:26.479 Minuten an und berichtet: "Wir mussten lange warten, bis wir auf die Strecke gehen konnten, denn am Ende von Q2 war der Regen sehr stark. Es war einfach zu viel Wasser auf der Strecke. Die Gefahr von Aquaplaning war zu groß. Also war es besser zu warten."
So hatten die starken Regenfälle eine Verzögerung von 45 Minuten zur Folge. Erst dann konnten die zehn schnellsten Fahrer aus Q2 die nasse Strecke für die finale Zeitenjagd in Form von Q3 unter die Räder nehmen. In dieser setzte sich Vettel wieder einmal durch. Der Vierfach-Weltmeister holte sich die neunte Pole-Position in dieser Saison und die 45. insgesamt.
"Ich war überrascht, wie schnell das Wasser abgeflossen war", zeigt sich Vettel mit Blick auf den Beginn von Q3 überrascht. "Ich war mit Intermediates draußen und legte sofort eine sehr gute Runde hin. Anschließend versuchte ich, diese Zeit noch einmal zu verbessern. Ich war dicht dran, schaffte es aber nicht ganz. Als ich dann hörte, dass ich die Pole in der Tasche hatte, war ich natürlich glücklich. Am Funk habe ich sogar Spanisch und Portugiesisch durcheinander gebracht."
Für das Rennen, in dem Vettel im Falle eines Sieges die Rekorde von Alberto Ascari (neun Siege in Folge) und von Michael Schumacher (13 Saisonsiege) einstellen kann, ist Vettel zuversichtlich: "Hoffentlich haben wir morgen eine gute Chance. Zwar haben wir bei diesen Bedingungen nur kurz trainiert, haben das Auto aber trotzdem so hinbekommen wie wir wollten. Ich bin zufrieden." Gemäß aktueller Vorhersage soll es am Rennsonntag pünktlich um 14:00 Uhr Ortszeit anfangen zu regnen...
Webber im letzten Qualifiyng direkt hinter den Top 3
Während Vettel die Jagd auf seinen 13. Saisonsieg von der Pole-Position beginnt, geht Teamkollege Mark Webber von Startplatz vier ins letzte Rennen seiner zwölfjährigen Formel-1-Karriere. "Ich glaube, wir sind dort, wo wir sein sollten. Im Qualifying fühlte ich mich nicht ganz so stark. In Q1 und Q2 fühlte ich mich mit den Intermediates nicht sonderlich wohl." Im abschließenden Q3 fühlte sich der RB9 laut Webber "irgendwie langsam an und ich hatte Mühe, Haftung zu finden".
"Die Bedingungen waren für alle knifflig. Jetzt stehe ich in der zweiten Startreihe und kann von dort sicherlich noch etwas ausrichten", gibt sich der Australier vor seinem 215. und letzten Grand-Prix-Start kämpferisch. Hatte er seine Emotionen am bisherigen Wochenende im Griff, könnte sich dies am Renntag durchaus ändern, wie der 37-Jährige gesteht: "Am Sonntag könnte es kompliziert werden. Es wird das letzte Mal sein, dass ich auf diesem Level arbeite. Das ist schon eine große Sache."
"Im Verlauf meiner Karriere habe ich natürlich viele emotionale Momente erlebt. Es war eine tolle Reise. Manchmal nimmt man mehr mit als nur die nackten Zahlen", sagt der neunfache Grand-Prix-Sieger und zweifache WM-Dritte, der am Sonntag die letzte Chance auf seinen zehnten Grand-Prix-Sieg und einen weiteren dritten WM-Rang hat. Dazu müsste Webber sieben Punkte mehr als Mercedes-Pilot Lewis Hamilton einfahren. So oder so steht für den nächstjährigen Porsche-Werksfahrer in der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) fest: "Die Formel 1 ist die Königsklasse."
Abschied für Webber und für den Renault RS27
Red-Bull-Teamchef Christian Horner hat in Bezug auf Webber "keinen Zweifel daran, dass er morgen versuchen wird, seine Bilanz von neun Siegen und 41 Podestplätzen noch zu verbessern". Dass der Australier, der insgesamt sieben Jahre für Red Bull fuhr, unmittelbar vor seinen letzten Renneinsatz steht, bezeichnet Horner als "unglaublich, schließlich war er so lange bei uns". Während Webber am Sonntag seinen Hut nimmt, wird Vettel, dessen Pole-Runde Horner als "atemberaubend" bezeichnet, auch im kommenden Jahr für die "Bullen" aus Milton Keynes fahren.
Doch nicht nur für Webber markiert der Grand Prix von Brasilien 2013 einen Abschied. Auch bei Red Bulls Motorenpartner Renault verfällt man in Erinnerungen. Schließlich wird am Sonntag letztmalig ein V8-Triebwerk gezündet, bevor die Formel 1 ab der Saison 2014 in Form der V6-Turbo-Ära neue Wege beschreitet. "Es ist das letzte Rennen für den RS27. Da wäre es natürlich schön, wenn wir dieses mit einem Hoch beenden könnten", macht Thierry Salvi von Renault kein Hehl daraus, dass er auf einen weiteren Sieg hofft.