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Pole: Nicht einmal die Natur kann Vettel aufhalten...
Dominant wie eh und je, auch beim Saisonfinale: Sebastian Vettel holt im Regen-Qualifying in Brasilien vor Landsmann Rosberg und Alonso die Pole-Position
(Motorsport-Total.com) - Er hätte es gar nicht mehr nötig, aber im Qualifying zum Grand Prix von Brasilien hat Sebastian Vettel noch einmal bewiesen, dass er ein würdiger Weltmeister 2013 ist. "Der Beste steht vorne, das kann man ganz klar sagen", unterstreicht Experte Marc Surer. "Auch im Regen ist er eine Klasse für sich." Und so war heute in Sao Paulo kein Kraut gegen den Red-Bull-Piloten gewachsen, der - da sind sich die Experten einig - momentan so gut fährt wie nie zuvor.
Ohne großes Risiko cruiste Vettel bei regnerischen Verhältnissen durch Q1 (2.) und Q2 (2.) - und nach 45-minütiger Regenunterbrechung war er in Q3 voll da, als der Regen am stärksten war. Romain Grosjean (Lotus) wagte im Finish als Erster den Switch auf Intermediates, aber Vettel hämmerte kurz darauf wieder einmal eine Runde raus, die für alle anderen unerreichbar war. An die 1:26.479 Minuten kam nur einer näher ran als bis auf eine Sekunde, und das war Landsmann Nico Rosberg (Mercedes).
"Ich bin sehr glücklich, gerade weil die Bedingungen sehr schwierig waren. Ich freue mich auch darüber, vor Nico zu stehen. Mercedes und vor allem Nico war gestern sehr stark unterwegs", jubelt Vettel. "Dass der Abstand so groß ist, wundert mich ehrlich gesagt. Das ist eine große Überraschung." Dabei fuhr er im zweiten und dritten Sektor später sogar noch einmal schneller, für eine Verbesserung der Gesamtzeit reichte es wegen des ersten Sektors aber nicht mehr.
Rosberg hatte insgeheim auf die Pole gehofft
Rosberg fehlten stattliche 0,623 Sekunden auf die Pole-Position, nach hinten hatte er aber 0,437 Sekunden Puffer auf Fernando Alonso (Ferrari). "Ich bin nicht absolut euphorisch darüber, denn ich hatte nach dem gestrigen Tag ein bisschen die Hoffnung, dass die Pole möglich ist", seufzt der Mercedes-Pilot. "Aber Sebastian war ein bisschen - genauer gesagt viel - zu schnell, und so ist es nicht aufgegangen. Die erste Startreihe ist aber eine gute Position für morgen."
Alonso, so gut wie seit Bahrain nicht mehr, blickt dem Rennen trotz des dritten Platzes "mit gemischten Gefühlen" entgegen: "Ich bin glücklich, endlich wieder so weit vorne zu stehen, aber ich bin nicht komplett glücklich über meine Runde. Seb hätten wir natürlich nicht bekommen, der ist zu weit weg. Aber ich denke, der zweite Platz wäre nicht schwierig gewesen, denn ich habe sieben oder acht Zehntel in Kurve vier verloren, als ich über die bemalte Auslaufzone gefahren bin."
Regenspezialist Lewis Hamilton (Mercedes/+1,198) wurde Fünfter, 0,105 Sekunden hinter Mark Webber (Red Bull), der heute sein letztes Formel-1-Qualifying bestritten hat. Auch wenn ihm das bisher nicht sonderlich nahe gegangen ist, war der Australier während der 45-minütigen Regenunterbrechung der einzige Fahrer, der nicht aus dem Cockpit gestiegen ist. Vielleicht ist da noch einmal seine Karriere wie ein Film im Kopf abgelaufen...
Toro Rosso: Nach schlechtem Beginn in Q3
Die große Überraschung des Nachmittags waren die beiden Toro-Rosso-Junioren, die sich als 15. und 16. durch Q1 gezittert und anschließend über viel zu starkes Übersteuern beklagt hatten. Aber irgendwie bekamen sie ihre Sache auf die Reihe - und am Ende schafften sie es in Q3 sogar, Lokalmatador Felipe Massa (Ferrari/+1,630) und den Polesetter von 2010, Nico Hülkenberg (Sauber/+3,103), hinter sich zu lassen.
Hülkenberg hätten viele Experten mehr zugetraut, aber: "Das ganze Wochenende waren wir nicht so konkurrenzfähig, wie ich mir das gewünscht hätte", seufzt der Sauber-Pilot. "Es war eher schwierig mit dem Auto, auch zum Schluss. Ich hatte keine neuen Intermediates mehr, nur angefahrene. Ich glaube, da war ich aber nicht der Einzige. Es war schwierig. Das Auto fühlt sich an wie auf Schmierseife. Die Harmonie fehlt ein bisschen."
45-minütige Unterbrechung war notwendig
Über die Sinnhaftigkeit der Unterbrechung gab es übrigens keinerlei Diskussionen: "Die Sicherheit muss im Vordergrund stehen", befand Red-Bull-Teamchef Christian Horner in der Pause, und Mercedes-Sportdirektor Toto Wolff stimmte sofort zu: "Die Aquaplaning-Gefahr ist viel zu groß, da gehst du einfach auf der Geraden ab, kannst es nicht mehr kontrollieren. Im Moment wäre es einfach verantwortungslos."
Noch dazu hatte es am Ende von Q2 einen (harmlosen) Unfall gegeben, als sich Sergio Perez (14./McLaren) in der Linkskurve nach der ersten Zwischenzeitmessung auf dem äußeren Randstein zu drehen begann und in die Mauer crashte. "Ich habe alles gegeben, viel riskiert", nimmt der Mexikaner den Blechschaden auf seine eigene Kappe, ergänzt aber: "Es war klar, dass es meine letzte Runde sein würde. Da bin ich halt über das Limit gegangen."
Immerhin steht er morgen unmittelbar vor seinem Teamkollegen Jenson Button, dem Vorjahressieger, den man bei solchen Bedingungen eigentlich immer auf der Rechnung haben muss. Heute blieb Button farblos: "Als es stärker zu regnen begann, bekamen wir überhaupt keine Temperaturen in die Reifen", erklärt er. "Wir dachten eigentlich, wir wären ziemlich gut bei diesen Aufwärm-Sachen, aber bei diesen Bedingungen hat gar nichts geklappt."
Regenspezialist Sutil kann nicht überzeugen
Auch Adrian Sutil konnte seiner Freundin Jennifer an deren 29. Geburtstag kein Geschenk machen: Platz 16, Letzter des zweiten Qualifying-Abschnitts - und damit im Stallduell 2013 mit 8:11 Verlierer gegen Paul di Resta, der heute Zwölfter wurde. Trotzdem lässt er den Kopf nicht hängen: "Wir haben schon Rennen gesehen, wo etwas Verrücktes passiert, und dann ist man vorne. Es ist nur Qualifying. Von da aus ist immer noch alles möglich", meint er.
Sollte es auch am Sonntag regnen - und darauf würden viele in Brasilien ihr letztes Hemd verwetten -, könnte der letzte Grand Prix des Jahres in der Tat zu einem Thriller werden. Polesetter Vettel wird zwar alles daran setzen, mit dem neunten Sieg in Serie den alten Ascari-Rekord einzustellen, aber viele wollen ihm da in die Suppe spucken. "Rosberg, Alonso, Grosjean: Sucht euch einen aus", meint Red-Bull-Teamchef Horner auf die Frage nach möglichen Konkurrenten.