Austin: Vettel zaubert sich zur Pole
Sebastian Vettel siegt im Red-Bull-Duell gegen Mark Webber: Pole-Position in Texas - Romain Grosjean und Nico Hülkenberg in Startreihe zwei
(Motorsport-Total.com) - Sebastian Vettel setzt seine Rekordjagd weiter fort. Im Qualifying zum Großen Preis der USA sicherte sich der Champion die achte Pole-Position dieser Saison und peilt somit am Sonntag in Austin seinen achten Rennsieg in Folge an. Der Red-Bull-Pilot setzte sich am Samstag in einem heißen Duell bei schwierigen Streckenbedingungen gegen einen Teamkollegen Mark Webber durch. Für die zweite Startreihe qualifizierten sich Romain Grosjean (Lotus) und Nico Hülkenberg (Sauber).
"Yes, yes", jubelte der Heppenheimer, der sich auf den letzten Drücker gegen Webber durchsetzen konnte, im Funk. Dem Weltmeister war der Wille, den Australier unbedingt schlagen zu wollen, deutlich anzumerken. "Die Pole zu haben ist wichtig, weil man dann hier auf der sauberen Seite steht. Es war schwierig, weil der Wind stärker war als heute Morgen. Mit dem ersten Versuch in Q3 war ich nicht zufrieden, aber am Ende war es doch ganz okay. Es war schön, vor Mark zu bleiben, denn der ist mir im Verlauf des Wochenendes immer näher gekommen", so Vettel.
Red Bull war sich seiner Favoritenstellung nach den starken Trainingsleistungen bewusst. Entsprechend konnte man zu Beginn im Qualifying taktieren. In Q1 fuhr Vettel am Ende nur eine schnelle Runde, in Q2 folgte ebenfalls nur ein einziger Angriff. Mit spielender Leichtigkeit zogen die beiden RB9 in die Runde der letzten Zehn ein. In Q3 folgte der Showdown im Duell der beiden "Bullen-Reiter". Webber legte im zweiten Versuch eine Zeit von 1:36.441 Minuten vor, Vettel war gefordert.
Vettel: Flügel hoch, Gaspedal runter
"Gebt mir zwei Grad steileren Frontflügel", so die knackige Ansage vor seinem letzten Angriff. Vettel machte fast alles richtig, es gleichzeitig aber auch sehr spannend. Im ersten Sektor büßte er im Vergleich zum Teamkollegen recht viel Zeit ein, weil er in der ersten Kurve einen kleinen Fehler machte. "Da sind zwei Zehntel im Vergleich zum Webber liegen geblieben", sagt 'Sky'-Experte Marc Surer. Im zweiten Sektor drehte Vettel auf, im dritten Sektor zauberte er.
In 1:36.338 Minuten verwies der viermalige Formel-1-Weltmeister den nicht sonderlich innig geliebten Kollegen Webber in die Schranken. "Ich habe es nicht gut genug gemacht, sonst hätte ich vorn gestanden", gibt der Australier offen zu. "Er hatte kleine Fehler drin, sonst wäre er vorn gewesen", stimmt Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko bei 'Sky' zu. "Es war bei diesen Bedingungen nicht ganz einfach. Man konnte leicht einen Fehler zu machen, ich hatte kleine Schnitzer drin. Es ist nicht so richtig befriedigend", so Webber.
Hinter den Autos von Red Bull klaffte im Qualifying eine große Lücke. Mit einem Abstand von rund sieben Zehntelsekunden sicherte sich Lotus-Pilot Grosjean den dritten Rang. "Es hat gut geklappt", freut sich der Franzose. "Das Wochenende war bis zum Qualifying nicht so toll, wir hatten einige Probleme. Die Red-Bull-Jungs sind ziemlich schnell. Wir müssen dranbleiben, es zumindest versuchen." Grosjeans neuer Teamkollege Heikki Kovalainen überzeugte bei seinem Lotus-Debüt mit Startplatz acht.
Hülkenberg ruft das Maximum ab
Eine weitere Kostprobe seines großen Könnens lieferte Nico Hülkenberg in der Zeitenjagd ab. Der Emmericher bewegte sich in allen Abschnitten im Vorderfeld und rief im entscheidenden Versuch in Q3 das gesamte Potenzial seines Saubers ab. "Wer heute nicht zufrieden ist, dem ist nicht mehr zu helfen", erklärt Hülkenberg nach seiner Fahrt auf Startplatz vier. Für das Rennen ist er verhalten optimistisch: "Das Auto war auf Longruns gut. Aber wir sind auch bei Rennen schon von Platz fünf gestartet und dann abgekackt."
Die Position des besten Red-Bull-Verfolgers hatten nach den Eindrücken aus den Trainings eigentlich die Mercedes-Piloten fest eingeplant. Doch am Samstagmittag lief es bei den Silbernen nicht rund. Lewis Hamilton konnte als Fünfter in 1:37.345 Minuten immerhin noch Schadenbegrenzung betreiben, bei Teamkollege Nico Rosberg lief gar nichts: Platz 14. "Luft kalt, Reifen hart - mein Auto ist nur gerutscht. So ging hier null. Dumm gelaufen", so der Weltmeistersohn.
USA-Spezialist Hamilton, der 2007 und 2012 im "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" gewinnen konnte, teilt sich die dritte Startreihe mit Fernando Alonso. Der spanische Ferrari-Pilot quetschte seinen F138 im Qualifying bis zum Letzten aus. Sein Teamkollege Felipe Massa schaffte dies nicht. Der Brasilianer strandete als 15. bereits in Q2. Die Ferraris zeigten am Freitag zwar ein solides Renntempo, aber der Weg nach vorn ist - vor allem für Massa - recht weit.
Zu den positiven Überraschungen der Qualifikation in Austin zählte Valtteri Bottas (Williams), der in Q1 sogar die Bestzeit markiert hatte. Der Finne konnte jedoch im Shootout der besten Zehn nicht mehr alles aus seinem Auto holen. Er stellte den Wagen schließlich auf den soliden neunten Platz vor Sauber-Mann Esteban Gutierrez. Der Mexikaner muss jedoch noch zittern. Ihm droht eine Bestrafung, weil er in Q1 Pastor Maldonado (18./Williams) erheblich blockiert hatte.
Pechvögel des Tages: Button und Sutil
Für Jenson Button geht es am Sonntag ohnehin um drei Ränge nach hinten, weil der Ex-Champion am Freitag im Training unter Rot überholt hatte. Spielt aber keine große Rolle, denn der McLaren-Pilot landete nach starken Trainingsleistungen in der Zeitenjagd ohnehin nur auf Rang 13. "Ich weiß nicht, was los war. Es ging einfach gar nichts. Es passte vorne und hinten nicht", gab Button frustriert zu Protokoll. Selten hat man den Briten dermaßen einsilbig erlebt.
Zu den Verlierern des Tages zählt auch Adrian Sutil. Der Force-India-Pilot scheiterte als 17. bereits im ersten Abschnitt. "Wenn was schiefgeht, dann im Qualifying", so der Gräfelfinger. Sutil hatte auf den letzten Drücker noch einmal einen Versuch gestartet, rollte dann aber am Streckenrand aus. "In der ersten Runde musste ich zwei Autos überholen, was nie gut ist. Im nächsten Versuch ist dann die Bremsscheibe geplatzt", schildert Sutil nach einem enttäuschenden Qualifying.
Für alle Piloten, die am Samstag eine Pleite in der Zeitenjagd erlebten, wird es am morgigen Sonntag ein hartes Rennen. Taktisch wird man in Austin wohl kaum viel gutmachen können, denn das gesamte Feld wird wahrscheinlich nur einen Boxenstopp einlegen. Freie Fahrt also auch für die Spitzenleute? "Vettel wird auf und davon fahren, fürchte ich", meint Surer. Helmut Marko sagt: "Es kann immer was passieren. Wir sind im vorletzten Rennen, da sind Getriebe und Motoren an der Grenze."
"Ich freue mich auf morgen. Wenn man die Chance hat, hier zu gewinnen, dann will man auch auf Sieg fahren. Die Strategie sollte klar sein, aber mit den Reifen könnte es schwierig werden", erklärt Polemann Vettel, der 2012 in Austin knapp gegen Hamilton verloren hatte. "Es wird ein enges Rennen. Unser Auto ist etwas mehr auf das Rennen abgestimmt. Mal schauen. Unser Auto fühlt sich auf jeden Fall gut an", so die Ansage des Deutschen vor dem Grand Prix der USA.