Der Heli ist schuld: Kwjat auch mit Kurzprogramm zufrieden
Auch wenn ihm der fehlende Helikopter viel von seiner Trainingszeit genommen hat, nimmt es Daniil Kwjat locker hin: Positiver Eindruck beim ersten Gastspiel
(Motorsport-Total.com) - So hätte sich Daniil Kwjat seinen Formel-1-Einstieg sicherlich nicht vorgestellt. Da hat der Russe schon einmal die Möglichkeit mit Toro Rosso an einem Freien Training teilzunehmen, da spielen ihm die Umstände einen Streich: Zwar wurde schon häufig ein Freies Training durch Regen beeinflusst, aber dass die Königsklasse viel Zeit durch einen fehlenden Helikopter verliert, besitzt durchaus Seltenheitswert.
"Wir mussten unser Programm ein wenig kürzen, das war nicht ideal", beschreibt der junge Russe seine Eindrücke nach dem ersten Formel-1-Training seiner Karriere. "Wir haben 30 Minuten und somit einen Versuch verloren, würde ich sagen. Aber das ist kein Problem, das Team hat ja noch ein weiteres Training", sieht er es zumindest aus Teamsicht unproblematisch. Doch eigentlich galt es heute für Kwjat selbst, sich an das Umfeld Formel 1 zu gewöhnen. "Für mich wäre es natürlich gut gewesen, sieben oder acht Runden mehr zu bekommen, aber so war es eben", sagt er. "Wir können nichts gegen Nebel oder Probleme mit dem Helikopter tun."
Doch trotz der verkürzten Session zeigt sich der Mann aus Ufa mit seinem heutigen Tag zufrieden. "Ich hatte zwar nur 20 Runden oder so, aber die habe ich alle genossen", lächelt er. Besonders die Tatsache, dass ihm auf Anhieb nur 0,2 Sekunden auf Daniel Ricciardo fehlten, lässt ihn mit einem Strahlen zurück. "Ich weiß nicht, wie hart er gepusht hat, trotzdem ist ein Blick auf die Zeitentabelle immer noch ziemlich relevant. Es war ziemlich positiv", findet der Toro-Rosso-Pilot.
Abstand gering
Denn wenn man bedenkt, dass es nach den Young-Driver-Tests erst die zweite Ausfahrt für den 18-Jährigen war, während Ricciardo schon seit zwei Jahren im Team fährt, dann wird der Erfahrungsunterschied deutlich. "Er hat viel Erfahrung, darum ist es großartig, dass ich mich mit ihm vergleichen konnte. Was ich in den Daten gesehen habe, war ziemlich positiv." Zumal Kwjat nicht auf Teufel-komm-raus etwas Verrücktes tun wollte, nur um eine gute Zeit zu fahren, "weil ich mit dem Auto noch nicht so vertraut bin", so die Erklärung.
Fotostrecke: Daniil Kwjat - Mit Vollgas in die Königsklasse
Zur Red-Bull-Familie zählt der Russe seit seinem Wechsel in den Formelsport im Jahr 2010. Fotostrecke
Fahrerisch ist das Wochenende für den frischgebackenen GP3-Champion jetzt schon beendet. "Es ist ein wenig unüblich, dass ich das Auto dann jemand anderem überlasse", lacht er, nachdem er seinen Boliden wieder an den etatmäßigen Stammfahrer Jean-Eric Vergne abgeben musste. Doch natürlich wird er auch das restliche Wochenende mit dem Team verbringen, auch wenn die GP3 mittlerweile ihre Saison schon beendet hat.
Sollte allerdings ein Stammfahrer noch kurzfristig ausfallen, dann hätte der Russe auch kein Problem damit, auch das restliche Wochenende zu bestreiten. "Es hat sich gut angefühlt", sagt er auf seine Fitness angesprochen. Doch auch ohne weitere Fahrpraxis sammelt er an diesem Wochenende weiter Erfahrung. "Generell gesagt ist es wichtig, hier vor Ort präsent zu sein", sieht er die Vorteile im Hinblick auf 2014. "Es geht darum, das Team kennenzulernen. Es ist wichtig zu sehen, wie alles funktioniert."
Nächste Ausfahrt: Brasilien
Ein verfrühter Einblick ist für ihn schon von enormer Bedeutung, denn als Rookie gibt es für Kwjat im kommenden Jahr schon genug zu lernen. Viele halten auch den Einstiegszeitpunkt für das Team falsch, da Erfahrung bei den krassen Regeländerungen als Trumpf gilt. Doch Kwjat winkt ab: "Auch Talent wird zählen, die Geschwindigkeit wird zählen, die natürliche Geschwindigkeit wird zählen. Es ist einfach harte Arbeit."
Zum Thema Erfahrung hat er seine eigene Meinung: "Man kann zehn oder 20 Jahre in einem Auto sitzen, und kommt irgendwann an die Grenze, aber manchmal kann man auch nach zwei Jahren schon die Grenze erreichen, die jemand anderes in 20 Jahren nicht packt." Seine nächste Erfahrung im Auto kann der 18-Jährige schon im Training von Sao Paulo sammeln. "Es wäre schön, wenn wir da 1,5 Stunden fahren könnten", lacht er.