Lotus: Von gefressenen Hüten über Langeweile am Steuer
Kimi Räikkönen und Romain Grosjean blicken auf den Grand Prix von Indien zurück, schauen auf das anstehende Rennen in Abu Dhabi und freuen sich aufs Ausschlafen
(Motorsport-Total.com) - Die beiden Lotus-Piloten Kimi Räikkönen und Romain Grosjean erfreuen sich beim Großen Preis von Abu Dhabi am kommenden Wochenende (1. bis 3. November 2013) an dem Umstand, dass das Rennen um erst um 17:00 Uhr Ortszeit (14:00 Uhr MEZ) gestartet wird und somit Ausschlafen auf der Agenda stehen kann. Während der Finne zwiespältige Erinnerungen an den Yas-Marina-Circuit hat, zeigt sich sein französischer Teamkollege gespannt auf ein Versprechen.
"Wir haben mit der Einstopp-Strategie etwas anderes probiert und es hat nicht funktioniert", gibt Räikkönen zu seinem Indien-Grand-Prix, der auf Rang sieben endete, zu Protokoll. "Wir haben aber im Vergleich mit einer normalen Zweistopp-Strategie keine Zeit verloren. Ich hatte das gesamte Rennen über Bremsprobleme aufgrund von Überhitzen. Das war schlecht im Verkehr und somit konnte ich nicht überholen", resümiert der Finne.
Wenn der nächstjährige Ferrari-Pilot an Abu Dhabi denkt, so fallen ihm zwei Ereignisse ein, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Im vergangenen Jahr konnte der Finne seinem Team und sich selber den ersten Sieg nach dem Comeback schenken, beim ersten Auftritt auf dem Yas-Marina-Circuit im Jahr 2009 "hatte ich ein sehr langweiliges Rennen, bei dem ich in der Mittelfeldgruppe stecken blieb", erinnert sich Räikkönen.
Sieg contra Langeweile
Den Grand Prix beendete er als zwölfter, die Erinnerungen daran sind nach wie vor nicht erloschen. "Es gab nichts, was ich dagegen tun konnte. Diese Art von Rennen sind nicht die besten." Drei Jahre später war der Rückkehrer im Gegensatz dazu der gefeierte Sieger. "Ich habe mich sehr für das Team gefreut", berichtet Räikkönen rückblickend. "Natürlich auch für mich, aber insbesondere für die ganze Crew und jeden in Enstone. Es war eine harte Saison, der Sieg war also für jeden wohlverdient und genau das, was wir gebraucht haben."
Fotostrecke: F1 Backstage: Neu-Delhi
Willkommen in Indien - echt jetzt? Wie sich dieser Steirerhut in den Paddock am Buddh International Circuit bei Neu-Delhi verirrt hat, ist uns immer noch ein Rätsel. Vielleicht ein verzweifelter Versuch, ein bisschen heimische Kultur auf die weite Reise mitzunehmen? Fotostrecke
"Es war auch für all die Fans, die das Team und auch mich immer weiter unterstützt haben, etwas Großartiges. Für mich war es einfach nur ein weiterer Sieg auf der Liste", so Räikkönen nach dem damals 19. Triumph seiner Formel-1-Karriere. Dennoch sei es "natürlich großartig, weil es schon ein paar Jahre her war, aber die Siege zuvor waren sehr ähnlich. Wir hatten nicht das beste Auto, wir haben aber hart gekämpft und noch gewonnen", bilanziert der Finne rückblickend.
Räikkönen im Ausschlaf-Modus
Probleme bezüglich des späteren Rennstarts kann Räikkönen nicht ausmachen. Vielmehr schätzt der Lotus-Pilot die Abwechslung. "Wenn man eine Mischung aus Tag und Nacht hat, dann ist es eine andere Herausforderung, als wir sie von anderen Kursen kennen. Wir starten mit der Sonne und beenden das Rennen mit Lichtern. Es ist anders, interessant und für die Fans spektakulär anzuschauen", so Räikkönen.
Da frisst doch einer den Hut...
Teamkollege Romain Grosjean ist in der Formel 1 - neben Sebastian Vettel versteht sich - der Mann der vergangenen Rennen. Dreimal in Folge konnte der Franzose auf das Podium fahren, in Indien gelang ihm das gar von Startplatz 17. "Wenn mir einer nach dem Qualifying gesagt hätte, dass ich in Indien auf dem Podium sein würde, dann ich ihn für verrückt erklärt", zeigt sich auch Grosjean ungläubig ob des Husarenritts.
Wäre mit einem besseren Startplatz gar der Sieg auf dem Buddh International Circuit möglich gewesen? "Wenn wir weiter vorne in der Startaufstellung gestanden hätten, dann wäre der Kampf um Platz eins definitiv möglich gewesen", ist sich Grosjean sicher, "aber Sebastian (Vettel; Anm. d. Red.) war einfach zu schnell."
Yas-Marina-Circuit zählt nicht zu Grosjeans Lieblingsstrecken
Wie Teamkollege Räikkönen zieht auch Grosjean den späteren Rennstart vor. "Ich mag es, weil es bedeutet, dass ich länger schlafen kann und ich mag es zu schlafen! Die Logistik des Rennens ist ziemlich gut, da wir genau neben der Strecke untergebracht sind", freut sich der Franzose.
Grosjean: Gute Erinnerungen an Abu Dhabi
Auch die wärmeren Temperaturen können dem Lotus-Mann nichts anhaben. Er weiß sich dagegen zu schützen. "Es ist sicherlich ein Kontrast zum aktuellen Wetter in Europa. Das Cockpit eines Formel-1-Boliden kann ziemlich heißt werden, auch wenn es draußen kalt ist. Abu Dhabi ist gewiss einer der heißeren Plätze, die wir besuchen. Es ist sehr wichtig, dass man eine Menge Flüssigkeit über den Tag verteilt zu sich nimmt, nicht nur wenn man im Auto sitzt. Wenn du nicht aufpasst, dehydrierst du", weiß Grosjean.
"Ich stand hier in der GP2-Asia-Serie auf der Pole-Position und kam am Ende als Zweiter ins Ziel, dann habe ich ein Rennen in der GT1-Weltmeisterschaft (2010; Anm. d. Red.) gewonnen. Mein Comeback in der Formel 1 war auch in Abu Dhabi während des Freien Trainings in der Saison 2011. Ich habe also einige gute Erinnerungen an diesen Ort. Es wäre schön, wenn noch ein paar dazukommen würden", frohlockt Grosjean.
Ziel? Podium!
Sein Ziel für Abu Dhabi? "Ich komme mit derselben Philosophie wie in den vergangenen Rennen hierher, einfach das Beste zu geben und zu machen", betont Grosjean zunächst zurückhaltend. "Ich bin in Korea, Japan und Indien auf das Podium gefahren. Es fühlt sich gut an, da zu sein. Ohne mein Motorproblem in Singapur hätte ich dort auch auf dem Podium sein können", glaubt er.
"Zu diesem späteren Zeitpunkt der Saison funktioniert unsere Ausbaustufe des Boliden mit den überarbeiteten Pirelli-Reifen gewiss sehr gut und ich kann damit auf unterschiedlichen Kursen eine gute Performance abliefern", so Grosjean, der sich abschließend forscher zeigt: "Ich möchte einfach nur Punkte für das Team sammeln - und die meisten Punkte bekommt man für das Podium."