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Vettel vor WM-Titel: Souveräne Pole in Indien
0,752 Sekunden Vorsprung: Sebastian Vettel bleibt in Neu-Delhi das Maß aller Dinge und steht neben Landsmann Rosberg in der ersten Reihe - Webber und Alonso pokern
(Motorsport-Total.com) - Indien ist und bleibt Vettel-Land: Der amtierende und angehende Weltmeister behält auch beim dritten Grand Prix in Neu-Delhi seine blütenweiße Weste und sicherte sich im heutigen Qualifying genau wie 2011 und 2012 die Pole-Position. Genau wie im Vorjahr war er zuvor auch schon in allen Freien Trainings Schnellster gewesen - und natürlich möchte er nun auch im Rennen den Indien-Hattrick (und damit seinen vierten WM-Titel) fixieren.
"Das Auto war heute unglaublich gut, eigentlich schon das ganze Wochenende", jubelt der Polesetter. "Normalerweise hat man immer irgendwas, was nicht so richtig passt, aber dieses Wochenende war es sehr, sehr gut. Ich glaube trotzdem, dass es morgen schwierig wird. Wir haben in den Trainings gesehen, dass sich der weiche Reifen doch ein bisschen schwer tut auf die Distanz. Deswegen wird es mit Sicherheit unterhaltsam. Aber wenn wir alles richtig machen, haben wir eine gute Chance auf ein sehr gutes Ergebnis."
In Q1 konnte es sich Sebastian Vettel als einziger Fahrer leisten, nur einen Run mit harten Reifen zu absolvieren - Romain Grosjean (Lotus), der dies ebenfalls versuchte, wurde dafür beinhart abgestraft und schied frühzeitig aus. In Q2 war Vettel dann um 0,317 Sekunden schneller als Fernando Alonso (Ferrari), in Q3 betrug sein Vorsprung auf Nico Rosberg (Mercedes) 0,752 Sekunden. "Vermutlich ist der Red Bull mit Sebastian uneinholbar", meint Mercedes-Sportchef Toto Wolff anerkennend.
Vettel: Platz fünf reicht definitiv zum WM-Titel
Damit ist alles für die große WM-Party angerichtet, denn Vettels einziger verbliebener Gegner Alonso fiel in Q3 mit den harten Reifen auf den achten Platz (+1,707) zurück. Spannend bleibt allerdings die Frage, ob Alonso vielleicht von der anderen Strategie profitieren kann, denn die weichen Reifen, mit denen die Top 3 ins Rennen starten müssen, werden nicht allzu lange halten. Neben Alonso und Mark Webber (4./Red Bull/+0,928) vertraut auch das McLaren-Duo in der fünften Reihe auf die Medium-Pirellis.
Helmut Marko, der schon vor dem Qualifying "relativ viel Geld" auf Vettel gesetzt hätte, geht davon aus, dass der Titelgewinn nun nur noch Formsache ist: "Wir waren überrascht vom gigantischen Abstand, aber noch überraschter waren wir vom vierten Platz von Mark. Mit den harten Reifen hätten wir es nicht für möglich gehalten, so weit vorne zu stehen", lobt der Red-Bull-Motorsportkonsulent, der im Rennen Mercedes als stärksten Gegner einschätzt.
Obwohl Rosberg dieses Wochenende "wirklich an die Grenzen meines Setups und des Autos" gegangen ist, wie der Deutsche nach Platz zwei zugeben muss: "Ich habe einfach versucht, diese kleine Zehntelsekunde mehr aus dem Auto zu holen. Ich habe neue Dinge ausprobiert, neue Setups versucht. Bisher funktioniert das, das stimmt mich sehr zufrieden. Mich als Zweiter zu qualifizieren, ist besser, als ich es mir erhofft hätte."
Mercedes: Steigerung im richtigen Moment
Marc Surer ist vor allem über Hamiltons dritten Platz überrascht, denn der zweite Mercedes-Pilot hatte bisher an diesem Wochenende noch nicht überzeugen können. "Sie haben das ganze Wochenende keinen guten Eindruck gemacht, aber sie haben zugelegt", sagt der Experte über die Silberpfeile. Auch Sportchef Wolff ist mit den Positionen zwei und drei zufrieden: "Zum Übernachten ist das ganz gut", sagt der Österreicher.
Hinter Felipe Massa (Ferrari/+1,082) sicherte sich Kimi Räikkönen (Lotus/+1,129) den sechsten Startplatz - so gut war der "Iceman" seit Ungarn nicht mehr. "Vielleicht beflügelt ihn das. Es könnte sein Rennen werden", tippt Surer und spielt damit auf das für gewöhnlich sehr hohe Renntempo des Lotus an. Eigentlich war Grosjean heute ja der schnellere Mann, aber der Franzose wurde Opfer einer Fehleinschätzung seines Teams.
Grosjean nach Q1-Pleite tief enttäuscht
"Es hat bei den letzten beiden Rennen gut funktioniert, und diesmal dachten wir einfach, dass die Reifen schneller sein würden. Diesmal hat uns das eingeholt", bedauert Grosjean im Nachhinein den missglückten Reifenpoker. "Wir sind alle enttäuscht - wir sind nicht hier, um in der Startaufstellung so weit hinten zu stehen. Manchmal muss man halt etwas riskieren, und heute hat sich das nicht ausgezahlt. Aber wir haben diese Entscheidung zusammen gefällt."
Besser lief es für Nico Hülkenberg, der seine starke Form von Südkorea und Japan konservieren konnte und mit 1,215 Sekunden Rückstand auf den weichen Reifen Siebter wurde. "Ich glaube, da wo wir sind, ist schon ziemlich nahe an unserem Maximum", freut er sich über das gute Ergebnis, zumal er in Q2 noch über Untersteuern geklagt hatte. Aber nachdem der Frontflügel um drei Klicks steiler gestellt wurde, lief der Sauber deutlich besser.
Bereits in Q2 waren Daniel Ricciardo (Toro Rosso) und die beiden Force-India-Piloten gescheitert - Adrian Sutil verlor das Stallduell gegen Paul di Resta um läppische 0,029 Sekunden (Stand damit jetzt 8:8). Hülkenberg-Teamkollege Esteban Gutierrez, der zwischendurch mit einer Bestzeit auf neuen Soft-Reifen aufhorchen ließ, wurde am Ende 16.; Pastor Maldonado (Williams) scheiterte neben Grosjean und den beiden gewohnten Nachzügler-Teams schon in Q1.
Beide Strategievarianten rechnerisch ähnlich schnell
Das Rennen könnte durch die unterschiedlichen Strategien spannender werden, als es das heutige Ergebnis vermuten lässt. "Die beiden Strategien kommen ungefähr aufs Gleiche raus", rechnet Red-Bull-Teamchef Christian Horner vor. "Aus Teamsicht ist es das Richtige, denn wir haben unsere Chancen aufgeteilt. Dass Mark auf der härteren Mischung in die Top 6 gefahren ist, ist wie eine Pole. Weil er sogar in der zweiten Reihe steht, wird er heute Nacht sicher gut schlafen."
"Wir wollen natürlich gewinnen. Beide Fahrer haben eine Siegchance", glaubt Horner. "Als wir es mit Seb in China andersrum probiert haben, hing er hinter Hülkenberg fest. Irgendwie wird es aber funktionieren." Und noch etwas fällt zum Thema Red Bull auf: "Im ersten Sektor war Vettel unschlagbar schnell. Das ist eigentlich kein Red-Bull-Sektor, aber seit Monza wissen wir, dass das nicht mehr stimmt. Die sind inzwischen auch auf den Geraden schnell", staunt Experte Surer.